Aus beruflichen Gründen (= internationaler Manager) habe ich es gelernt, mich ausschließlich auf ZDF (= Zahlen, Daten, Fakten) zu konzentrieren und diese zur Entscheidungsfindung heranzuziehen (völlig emotionslos). Jedoch, im Falle einer sog. Patt-Situation (50% spricht dafür, 50% spricht dagegen / kommt öfter vor als man denkt und einem auch lieb ist), hilft mir sehr zuverlässig mein sog. innerer Kompass, denn Eines ist auch zu beachten, Entscheidungen müssen getroffen werden, sonst steht das Unternehmen.
Hierzu gehört es natürlich auch, Bilanzen und deren inkludierte P & L (= Profit & Loss / Gewinn- und Verlustrechnung) von internationalen Unternehmen lesen und beurteilen zu können.
Diese sind in der Regel nach IFRS (= International Financial Reporting System) erstellt und weisen demzufolge eine relativ einheitliche Struktur auf:
Net Sales / Revenue ./. Cost of Sales (= Vertriebskosten) ./. Capex (= Capital Expenditures = Invenstitionen) = Operating Profit (= EBITDA) ./. Depreciations (= Abschreibungen) = EBIT ./. Interests (= Zinsen) ./. Taxes (= Steuern) = Net Profit (Netto-Ergebnis)
Aus den Bilanzen und den P & L kann man dann noch detailliertere Fakten herausarbeiten wie
Working Capital (= gebundenes Kapital = Bestände plus unbezahlte Kundenrechnungen minus offene Lieferantenrechnungen), Personalfixkosten inklusive Sozialabgaben, Cash Flow (= Net Profit plus Abschreibungen), Cash auf der Bank, Gesamtschulden ROI usw... .
Bilanzen von Banken weisen gemäß IFRS eine ähnliche Struktur auf, jedoch sind deren Aussage-Schwerpunkte völlig andere, wie z. B.
frei verfügbares, unbelastetes Kapital
indirektes Kapital (deferred taxes on asset side = latente Steueransprüche, z. B. Umsatzsteuerguthaben gegenüber dem Staat, in der Hoffnung, dass der Staat diese auch ausbezahlen kann / ist aktuell ein großes Problem in Griechenland)
Gesamtbetrag der Kundeneinlagen (Sparbücher, Festgelder etc.)
Abgänge von Kundeneinlagen (= Deposits Outflows / ist das Problem der griechischen Banken seit Ende letzten Jahres)
Gesamtbetrag der Ausleihen (= Kredite an Privatleute (Dispos, Hausbaudarlehen) und Unternehmen)
davon der Anteil an ausfallgefährdeten Krediten (= RWA's = Risk Weighted Assets)
Gesamtschulden der Bank zur Finanzierung ihrer Ausleihen
Höhe der aktuellen Rückstellungen (= Provisions / nicht zu verwechseln mit dem deutschen Wort Provisionen = englisch Commissions)
Aufbau/Abbau von bereits vorhandenen Rückstellungen (Abbau wird sehr oft gemacht in Quartalsberichten zur direkten Ergebnisverbesserung)
Auf den jeweiligen, englischen Websides der griechischen Banken finden sich diese ZDF wieder (am Besten immer die gesamte Präsentation ansehen und nicht nur die Kurzübersicht der Press Release) und können entsprechend analysiert sowie leider auch interpretiert werden. Und je nach Interessens- und/oder Stimmungslage werden die Zahlen dann positiv oder negativ ausgelegt.
Deshalb und wie schon mehrfach erwähnt, ein kommender, entscheidender Punkt wird sein, wie die Zahlen für's 1. Halbjahr zuzüglich zu erwartender Ergänzungen per 31.08.2015 ausfallen werden.
Bis dahin bleibt trotz der momentanen positiven Kurserholungen nichts anderes übrig als Ruhe und Geduld zu bewahren.
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