. . . Unternehmensergebnisse (z.B. 70,14 € Eigenkapital [Net Asset Value] je MPH-Aktie zum 30.09.2024 [MPH Health Care AG: Q3-Zahlen 2024]), Wirtschaftsdaten, Zinsentscheidungen – alles scheinbar logisch und faktenbasiert. Und doch zeigen extreme Kursbewegungen immer wieder, dass nicht der Verstand allein den Markt lenkt, sondern vor allem der Mensch – mit all seinen Gefühlen. So stellte der legendäre Börsenaltmeister André Kostolany fest: „Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie.“ Das mag vielleicht etwas übertrieben klingen, doch darin steckt ein wahrer Kern.
Ob Euphorie bei neuen Höchstständen oder Panikverkäufe in Krisenzeiten – Emotionen bestimmen maßgeblich, wann viele Anleger kaufen oder verkaufen. Und nicht selten werden genau in den falschen Momenten die verkehrten Entscheidungen getroffen.
Die Psychologie des Investierens
Die sogenannte Behavioral Finance, also die Verhaltensökonomie der Finanzmärkte, untersucht das Zusammenspiel von Psychologie und Geldanlage. Einige ihrer zentralen Erkenntnisse helfen zu verstehen, warum Anleger so oft gegen ihre eigenen Interessen handeln.
Die Verlustaversion etwa, die beim aktuellen Kurs der Aktie von MPH Health Care AG vom 23,70 € (Xetra 25.04.25) völlig unbegründet ist, beschreibt die Tendenz, Verluste stärker zu empfinden als gleich hohe Gewinne. Bei den meisten Menschen führt die Verlustaversion dazu, dass risikoarme, aber renditeschwache oder sogar renditelose Anlageformen wie Anleihen oder Sparbücher bevorzugt werden. Gleichzeitig werden die besten Gelegenheiten zum Kauf gewinnbringender Börseninvestments, z.B. der MPH-Aktie (23,70 €), die rund 2/3 unter ihrem NAV (rd. 70 €) notiert, systematisch ausgelassen.
Ein weiterer Klassiker aus dem Bereich der Behavioral Finance ist das Herdenverhalten, das sowohl eine Über- als auch Unterbewertung von Aktien auslösen kann. Wenn alle verkaufen, tut man es meist auch. Nicht unbedingt aus eigener Überzeugung – sondern aus Unsicherheit. Das Gefühl, „alle anderen wissen vielleicht mehr als ich“, wiegt schwer. Panikverkäufe führen dann zu einem regelrechten Börsencrash. Umgekehrt kann der Mitläufereffekt aus der Angst, etwas zu verpassen („Fear of Missing Out“), zu einer Blasenbildung führen. Wer sich also von Hypes mitreißen lässt, kauft Aktien in Boomphasen meist viel zu spät und verkauft bei Kursrückschlägen überstürzt zum falschen Zeitpunkt.
Aus der Börsengeschichte lernen
Ein Blick auf die Geschichte der Finanzmärkte zeigt viele emotionale Extremsituationen mit meist ähnlichem Verlauf. Sie erinnern sich:
• Die Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende: Die Euphorie rund um das Internet ließ Tech-Aktien explodieren. Viele glaubten an „neue Bewertungen“, rationale Einwände wurden ignoriert. Als die Realität einkehrte, folgte der Absturz – und mit ihm Angst, Panik und Verunsicherung.
• Die Finanzkrise 2008: Die Lehman-Pleite erschütterte das Vertrauen ins gesamte Finanzsystem. Selbst solide Unternehmen gerieten unter Druck, weil niemand mehr zwischen Substanz und Schein trennen konnte. Der Markt war im Schockzustand.
• Die Coronavirus-Krise 2020: Als die Coronavirus-Pandemie ausbrach, war Weltuntergangsstimmung angesagt. Entsprechend crashten die Aktienmärkte aufgrund von Panikverkäufen binnen weniger Wochen.
Eines haben alle diese turbulenten Börsenzeiten gemeinsam: Die Märkte erholten sich früher oder später, um dann wieder auf neue Höchststände zu steigen. Und es hat sich gezeigt, wer zu Beginn einsteigt, wird oft belächelt, wer mitten in der Euphorie kauft, fühlt sich sicher, doch wer in der Panikphase verkauft, realisiert häufig unnötige Verluste. Und der beste Kaufzeitpunkt liegt oft genau dann vor, wenn die Angst am größten ist. Dabei sei an eine weitere Erkenntnis von André Kostolany erinnert: „Wer an der Börse gewinnen will, muss das Gegenteil von dem tun, was alle machen.“