Sozialdemokrat sein soll sich lohnen

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SPD-Mitgliedern macht die SEB ein Lockvogelangebot / Von Martin T. Roth/ FAZ

FRANKFURT, 25. Oktober. "Nichts wie in die SPD" könnte man zunächst denken, wenn man schwarz auf weiß liest, welche Anlagevorteile die Partei ihren Mitgliedern verschafft. Dieselbe SPD, die künftig die Wertzuwächse von Aktionären und Immobilienbesitzern konfiszieren will, schreibt in Person der stellvertretenden Parteivorsitzenden und neuen Bundesministerin Renate Schmidt ihren Mitgliedern Briefe, in denen ein Angebot der SEB - der früheren Bank für Gemeinwirtschaft - mit 7 Prozent garantierter Verzinsung im Jahr wärmstens empfohlen wird. "Nur für SPD-Mitglieder: 7 Prozent Zinsen plus Sicherheit" prangt es denn auch in großen roten Buchstaben auf dem begleitenden Prospekt der SEB.

Doch nach dem sorgfältigen Lesen der in der üblichen "Du"- Anrede verfaßten Genossenpost von Renate Schmidt ist man wie nach der Bundestagswahl auch hier mit Blick auf die SPD klüger. Denn es bestätigt sich die alte Erfahrung, daß die Sozialdemokraten nicht so recht mit Geld umgehen können. Wer den Mindestanlagebetrag von 5000 Euro in die Hand nimmt, darf die eine Hälfte zu 7 Prozent Verzinsung jährlich auf ein Sparbuch bei der SEB legen - aber nur für ein halbes Jahr. "Eine absolut sichere Rendite, die derzeit auf dem Kapitalmarkt kaum zu bekommen ist", weiß Frau Schmidt.

Die andere Hälfte muß das SPD-Mitglied aber in einen offenen Immobilienfonds der SEB investieren. Dessen künftige Wertentwicklung steht trotz guter Resultate in der Vergangenheit in den Sternen. Sicher aber ist, daß für die Fondsanlage gleich einmal 5,25 Prozent Ausgabeaufschlag fällig werden. Aus 2500 Euro werden so ganz schnell nur noch rund 2375 Euro. Hinzu kommt eine Depotverwahrungsprovision von 0,15 Prozent jährlich für den Fonds. Sicher ist auch, daß eine solche Anlage von viel längerem Anlagecharakter ist als die Spareinlage, mit der die SPD-Mitglieder gelockt werden. Ein Anruf bei der SEB- Infoline ergibt, daß das Sparguthaben nach einem halben Jahr wieder freigestellt wird. "Danach können Sie es entweder zu gängigen Marktkonditionen - 2,5 bis 3 Prozent - auf dem Sparbuch oder aber auch in unseren Immobilienfonds stecken", wird mitgeteilt - natürlich wieder mit Ausgabeaufschlag.

Wer nach einem halben Jahr Bilanz zieht, hat 87,50 Euro Zinsen auf dem Sparguthaben erwirtschaftet, aber auf die andere Hälfte mehr als 125 Euro an Ausgabeaufschlag und Verwaltungsprovision gezahlt. Selbst wenn man dem SEB- Immobilienfonds seine durchschnittliche jährliche Wertentwicklung von 6,2 Prozent zubilligt, wären das nach sechs Monaten nur knapp 78 Euro. Die Gesamtrendite für die anfangs 5000 Euro Anlagebetrag in dem Zeitraum, in dem das Lockvogelangebot von 7 Prozent gilt, liegt somit bei weniger als einem Prozent - vielleicht dies ein Ausdruck der neuen Bescheidenheit in Gerhard Schröders sozialdemokratischem Zeitalter.

Um unschlüssige Genossinnen und Genossen noch zu überzeugen, bittet Renate Schmidt um Verständnis dafür, daß "dieses Angebot exklusiv für SPD-Mitglieder nur noch bis Ende November gilt". Man möchte ihr antworten: Ein Glück, daß das ganze Angebot nur für SPD-Mitglieder gilt.

Gruß
Trader  

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