Schill-Entlassung nutzt von Beust
Abenblatt-Umfrage: 61 Prozent der Hamburger sehen Bürgermeister als Sieger. CDU bei 40 Prozent.
Hamburg - Bürgermeister Ole von Beust (CDU) ist in den Augen der Hamburger als Sieger aus der Rathaus-Krise hervorgegangen: 61 Prozent glauben, dass ihm die Entlassung von Innensenator Ronald Schill eher genutzt habe. Das ergab eine Umfrage des Psephos-Instituts im Auftrag des Hamburger Abendblatts. Dass es Beust eher geschadet habe, meinen nur 19 Prozent. Der Rest der 731 Befragten legte sich nicht fest.
Dies schlägt sich deutlich auch in der Beurteilung der Parteien nieder: Vor allem die CDU profitiert von der Rathaus-Krise. Wären am Sonntag Bürgerschaftswahlen, käme die CDU auf 40 Prozent der Stimmen - knapp 14 Prozentpunkte mehr als bei der Wahl 2001. Die Schill-Partei stürzt von 19,4 auf nur noch sechs Prozent ab. Die SPD stagniert und erhält 36 Prozent. Die GAL verbessert sich auf zehn, während die FDP auf fünf Prozent kommt.
Das Ergebnis der Psephos-Umfrage bestätigt den Trend der am Freitag veröffentlichten Emnid-Analyse von "Bild" und "Welt". Emnid hatte die CDU bei 38 Prozent gesehen, die SPD bei 35, GAL bei 13, Schill-Partei bei sechs und die FDP bei fünf Prozent.
Klar wird in beiden Umfragen: Das Mitte-Rechts-Bündnis behielte seine Mehrheit. Allerdings sehen es die Psephos-Wahlforscher keinesfalls als gesichert an, dass Schill-Partei und FDP die Fünf-Prozent-Hürde nehmen würden.
Beim Thema Neuwahlen sind die Meinungen gespalten. 46 Prozent der Befragten sind für die Fortsetzung der bestehenden Koalition, 45 Prozent halten Neuwahlen für richtig. Die übrigen neun Prozent befürworten eine große Koalition, eine Ampel-Koalition (jeweils zwei Prozent) oder machten gar keine Angaben.
Die Analyse der Wählerbewegungen ergibt, dass etwa jeder zweite Schill-Abwanderer zur CDU gewechselt ist. Rund ein Drittel ist noch unentschlossen oder erwägt, gar nicht zur Wahl zu gehen. Die SPD kann dagegen kaum von den Verlusten der Schill-Partei profitieren. Bei der Bürgerschaftswahl 2001 hatte die SPD massiv Stimmen an die Schill-Partei verloren.
Das Misstrauen gegenüber den Parteien ist jedoch stark gestiegen. 41 Prozent der Befragten gaben an, ihnen gefalle keine Partei. Im Oktober 2002 hatten dies nur 23 Prozent gesagt. Viele würden offenbar das "kleinere Übel" wählen: Nur vier Prozent der Befragten sind erklärte Nichtwähler. pum/kum
erschienen am 23. Aug 2003 in Hamburg
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