News - 14.12.08 17:38 ROUNDUP 2: VW und Bosch schwören Mitarbeiter auf Sparkurs ein
(Neu: Äußerungen Winterkorn)
Wolfsburg/Stuttgart (dpa-AFX) - Europas größter Autobauer VW und der weltgrößte Autozulieferer Bosch schwören ihre Mitarbeiter angesichts der Absatzkrise auf harte Zeiten ein. VW-Chef Martin Winterkorn sieht die Autoindustrie vor 'schmerzhaften Veränderungen'. Winterkorn sagte der 'Süddeutschen Zeitung' (Montagausgabe), Volkswagen rechne damit, dass der Absatzeinbruch weiter anhalte und sich unter Umständen noch verschärfe. Zwar sei Volkswagen derzeit 'sehr gut' aufgestellt, aber auch für den Wolfsburger Autobauer gelte: 'Ein weiter so kann es nicht geben.'
Bosch-Chef Franz Fehrenbach rechnet im laufenden Jahr mit einem Gewinneinbruch. 'Unser Umsatz wird voraussichtlich leicht unter Vorjahr liegen und wir müssen beim Ergebnis erhebliche Abstriche machen', schreibt Fehrenbach in der Mitarbeiterzeitung 'Bosch Zünder'. Damit werde der Stuttgarter Konzern seine Ziele für 2008 'weit verfehlen'. Auch für das nächste Jahr stellt sich Bosch auf schwierige Zeiten ein. 'Ich rechne nicht mit einem Wachstum', schreibt Fehrenbach. 'Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir zusätzliche Sparmaßnahmen ergreifen müssen, um den zunehmenden Ertragsdruck abzufangen.'
VW HÄLT AN US-WERK FEST
Winterkorn rechnet für das kommende Jahr mit einem Rückgang des Gesamtabsatzes auf dem Weltmarkt von 20 Prozent. Zwar werde VW besser als der Markt sein, auch für den Wolfsburger Autokonzern aber könnte sich ein Rückgang von etwa 10 Prozent ergeben. Winterkorn sagte der 'SZ', VW halte trotz der derzeit katastrophalen Lage auf dem US- Automarkt an dem geplanten Bau eines Werks in den USA fest. 'Die USA werden weiterhin Autos brauchen, die Mobilität in den USA ist nur mit Autos zu gewährleisten. Deshalb liegen wir mit dieser Investition genau richtig. Wir wollen für die Zeit nach dem Abschwung gerüstet sein.'
Auf einem Treffen der VW-Führungskräfte in Dresden am kommenden Donnerstag will Winterkorn das Top-Management auf harte Zeiten einstimmen. Ein Vertrauter Winterkorns sagte der Branchenzeitung 'Automobilwoche' mit Blick auf eine VW-Managementkonferenz am kommenden Donnerstag: 'Wir rechnen mit einer schonungslosen Bestandsaufnahme und mit unmissverständlichen Spar-Appellen, auch wenn es VW im Vergleich zu vielen Konkurrenten noch gut geht.'
BOSCH AUCH VON PROBLEMEN DER US-HERSTELLER BETROFFEN
Bei VW war der Absatz im November eingebrochen. Die Zahl der Auslieferungen weltweit sank im Vergleich zum Vorjahresmonat um 16,5 Prozent auf rund 447.000 Fahrzeuge. Im vierten Quartal stellten die Einbrüche auf dem Weltmarkt auch VW 'massiv auf die Probe', sagte Konzernvertriebschef Detlef Wittig. In den ersten elf Monaten des Jahres 2008 steigerte der Konzern den Absatz gegen den Trend in der Automobilindustrie aber noch um knapp ein Prozent auf 5,73 Millionen Fahrzeuge.
Zu den Problemen im Unternehmensbereich Bosch-Kraftfahrzeugtechnik tragen laut Fehrenbach auch die Strukturprobleme der großen US- Autohersteller bei. Die großen Hersteller wie General Motors (GM) , Ford und Chrysler sind wichtige Kunden der Stuttgarter. 'Selbst auf Wachstumsmärkten wie China, Indien, Brasilien und Russland hat sich das Tempo deutlich verlangsamt', schreibt der Bosch-Chef. Im nächsten Jahr werde 'es entscheidend sein, den Spagat zwischen Sparen und investieren zu meistern - selbst wenn es schwierig und schmerzhaft werden wird.'
EXPERTE: ZULIEFERER FÜR US-AUTOBAUER MÜSSEN UM ARBEITSLOHN FÜRCHTEN
Bosch hatte bereits im November mehrere tausend Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, darunter 400 Menschen im Werk Reutlingen- Rommelsbach und 3.500 Beschäftigte in Bamberg. Weitere Werke könnten folgen. Derzeit würden in Gesprächen mit dem Betriebsrat die Möglichkeiten durchgespielt, falls sich die Lage nicht bessere, sagte ein Bosch-Sprecher am Freitag. Berichte über einen Arbeitsplatzabbau wurden zurückgewiesen.
Die Zulieferer der schwer angeschlagenen US-Autobauer müssen nach Ansicht des Auto-Experten Willi Diez um den Lohn für ihre Arbeit fürchten. 'Falls Hersteller in den USA insolvent gehen, ist die Gefahr für deren Zulieferer groß, dass sie auf offenen Forderungen sitzenbleiben', sagte der Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft Geislingen in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Dies könne einige Zuliefer-Unternehmen ebenfalls ins Wanken bringen. Davon wären dann laut Diez auch deutsche Autobauer betroffen, die in den USA fertigen und Teile von diesen US- Zulieferern beziehen. Von den deutschen Herstellern bauen beispielsweise Daimler und BMW Autos in den USA.
Die Opel-Mutter General Motors (GM) und der kleinere Konkurrent Chrysler schulden ihren Zulieferern einem Bericht des 'Wall Street Journal' (Freitag) zufolge neun Milliarden Dollar.
BMW GREIFT SEINEN AUTOHÄNDLERN UNTER DIE ARME
BMW will seinen Autohändlern nach einem Absatzeinbruch im November mit einem eigenen Förderprogramm unter die Arme greifen. Das Programm werde ein Volumen in mindestens dreistelliger Millionenhöhe erreichen, sagte ein BMW-Sprecher in München und bestätigte damit einen Bericht der 'Wirtschaftswoche'. Die Händler sollen finanzielle Hilfen für die Ausrüstung ihrer Werkstätten und leistungsabhängige Boni erhalten. Bei BMW waren die Verkaufszahlen im November um mehr als ein Viertel eingebrochen. Um die Produktion zu drosseln, schickt der Autobauer seine Beschäftigten in diesem Jahr in verlängerte Weihnachtsferien./hoe/sba/dw/DP/he |