| Und was wird jetzt aus mir? Heide Simonis erlebt das bittere Ende einer langen Polit-Karriere
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Aus, vorbei. „Von hinten erschossen“ – ausgerechnet von einem Parteifreund. Bitter klagt Heide Simonis: „Ich habe eine solch persönlich verletzende Situation noch nie erlebt.“ Sie, die erste und einzige Ministerpräsidentin Deutschlands! Die Landesmutter mit dem flotten Mundwerk (Spitzname: „Häuptling flinke Zunge“). Von der sogar der Kanzler sagt, wenn er mit ihr telefoniere, „kriegt man schon das Zittern“.
Seit 1971 marschiert die Bonner Beamtentochter durch Männerbastionen: Ratsherrin in Kiel, Bundestagsabgeordnete, Finanzministerin und seit 1993 Regierungschefin im nördlichsten Bundesland.
Heide macht Rekord-Schulden, aber ist populär. Die studierte Volkswirtin pflegt ihr Image als kauzige Trödelsammlerin (500 Kaffee- und Teekannen, 160 Likörgläser, 200 Vasen, 14 Brotschneidemaschinen). Sie hat 22 Hüte, trägt gleichzeitig 14 Ringe, kauft Secondhand-Klamotten von Armani und Jil Sander.
Sie beginnt die Macht und ihre Privilegien zu lieben: „Ein Dienstwagen mit Fahrer erspart mir die Parkplatzsuche. Wunderbar. Ich genieße das.“ Und: „Wenn mich auf fünf Schritte keiner erkennt, werde ich depressiv.“
Panik erfaßt sie, als die Wähler ihr im Februar die Zustimmung versagen. Eine Große Koalition lehnt sie ab – mit dem entlarvenden Hilferuf: „Und was wird dann aus mir?“
Vergangenes Jahr schreibt sie über die „Angst vor der Leere und Stille, wenn plötzlich um einen herum keine Kameras und Mikrofone mehr sind, man von heute auf morgen keine Einladungen mehr bekommt.“
Jetzt ist es soweit.
Zu Hause wartet ihr Mann Udo (67), pensionierter Professor für Städteplanung. Simonis über ihre Ehe: „So eng beieinander hocken kann ich sowieso nicht. Mein Mann wird verrückt unter meiner Energie.“