Wenn ich auch glaube, es wird nichts bringen, aber ein sehr guter Beitrag für dich.
Argumente von Rassisten, Teil 1: Nimm erstmal selbst Flüchtlinge auf Posted on 31. Oktober 2013 by Berlintegration
Insbesondere in der Diskussion um das Flüchtlingsheim in Berlin-Hellersdorf geistert immer wieder ein Argument durch die Debatte, dass ich ganz gerne mal ein bisschen analysieren möchte. Das gerne aus der rechten Ecke geäußerte Argument lautet etwa: Die Unterstützer des Flüchtlingsheims (wahlweise Links-Grüne/Gutmenschen/etc.) sollen doch bitte erst mal selbst ein paar Flüchtlinge in ihrer Wohnung unterbringen, sonst sind sie nicht gesprächsfähig.
Der Grundgedanke dahinter ist schlicht Da spielt sich jemand als Gutmensch auf und die Allgemeinheit/Andere/die Nachbarn in Hellersdorf müssen dafür geradestehen. Das Zusammenleben mit Füchtlingen sei es jetzt als Nachbarn oder als Mitbewohner gerät in diesem Argument zur reinen, untragbaren Zumutung. Ähnliche Argumentationen hat man zuletzt gehört in der Diskussion um Nuklearenergie: Du bist für Atomkraft? Dann bitte bewahr auch Atommüll in Deinem Garten auf! Flüchtlingsheime kriegen in diesem Argument den gleichen gesellschaftlichen Stellenwert wie Müllkippen, Schlachtereien, Puffs oder Kasinos.
Das Argument geht dabei von einem vermuteten gesellschaftlichen Konsens aus, der durch und durch rassistisch ist: Jeder weiß doch, dass Ausländer kriminell sind, alles vermüllen und Kinder entführen. Es ist einer dieser altbekannten Axiome: Es ist allgemeinhin bekannt, dass
. Beginnt ein Satz so, hat man 95-prozentige Sicherheit, dass Bullshit kommt.
Warum ist es dumm? Die Natur von Totschlag- oder Scheinargumenten ist letztlich auch eine psychologische der Diskussionsteilnehmer soll in die Defensive gedrängt werden. Natürlich haben die wenigsten Leute die Ressourcen, Flüchtlinge in ihrer Wohnung aufzunehmen und durchzufüttern nicht einmal für Menschen, die anders als Asylsuchende arbeiten dürften. Dies aber wortreich erklären zu wollen, gleicht einer Niederlage. Ja klar, da hört die Mitmenschlichkeit dann auf! So der triumphale Konter. Letztlich möchte der Flüchtlingsgegner nichts weiter, als dem Gutmenschen das Geständnis abringen, dass er eigentlich auch keine Flüchtlinge in seinem Umfeld haben möchte (und in den gemutmaßten gesellschaftlichen Konsens einstimmt) daher kommt es natürlich noch einmal besser, eine Unterbringung zuhause zu fordern, und nicht in der Nachbarschaft. Dass man es evtl genießt, alleine zu leben, und keine weiteren Menschen bei sich unterbringen möchte ob jetzt Flüchtling oder nicht spielt in diesem verqueren, dämlichen Argument keine Rolle.
Sicherlich kann man immer antworten: Mach ich nicht, und es ist auch gar nicht notwendig. Der Staat gewährt das Grundrecht auf Asyl, er hat internationale Verträge dazu unterzeichnet und hat die Ressourcen weitaus mehr Menschen zu helfen als dies momentan der Fall ist. Dass Flüchtlinge oft in problematischen Verhältnissen leben, ist politisch gewollt. Hätten Asylbewerber eine Arbeitserlaubnis, keine Residenzpflicht, faire Startbedingungen, gäbe es in Deutschland eine Willkommenskultur, man hätte ein Reservoir von unglaublich dankbaren, motivierten Menschen, die Fähigkeiten und Kreativität haben wie andere Menschen auch. Binnen kürzester Zeit wären die meisten in Jobs und würden sich einbringen. Hätte, hätte, Arschbulette wir leben in Deutschland.
So ist im Prinzip die einzige passable Antwort eine Gegenfrage: Was wäre schlimm daran, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen? Wahrscheinliches Ergebnis: Der Diskussionsteilnehmer lässt die Hosen runter und zeigt seine Vorurteile. Das ist natürlich unschön und ungewollt aber das ist die Diskussion mit Rassisten wahrscheinlich immer. |