Die letzten Tage habe ich mich mal mehr im Detail durch den DAX gewühlt und mir 33 Aktien angeschaut und nach diversen Kriterien versucht ein Urteil zu finden. Es ging dabei weniger rauszufinden welche Einzelaktien kaufenswert sind sondern die Auswirkungen auf den Gesamtindex besser in den Griff zu bekommen. Ein Kriterium waren die Gewinnrevisionen der letzten 7 Wochen , genommen aus Finanzen.net. Das Ergebnis ist eher verblüffend. Wurden ja angeblich meistens die Erwartungen geschlagen so haben wir trotzdem ein Übergewicht von negativen Gewinnrevisionen; entscheidend dabei , dass von den größten 5 Gesellschaften (SAP, Siemens, DT, Allianz, Airbus) nur Airbus unveränderte Gewinnerwartungen auswies, die anderen 4 aber Revisionen nach unten gesehen haben. Gewinnrevisionen sind ein wichtiger Faktor in Quantmodellen; d.h. von dieser Seite her ist wenig Positives zu erwarten. Der Gewinnrevisionstrend verschärft sich m.E. momentan eher. Heute haben wir JPM und Goldmann gesehen mit Abwärtsrevisionen im Telekomsektor. Charttechnik: Hier habe ich mir den längeren und kürzeren Zeithorizont angeschaut. Was mich überrascht hat ist, dass das Bild bereits jetzt nach der kleinen Korrektur nicht mehr so positiv aussieht, wenn man sich die langen Charts anschaut. Es überwiegen negative Charts, aber in diesem Fall sind die Schwergewichte weniger stark betroffen. Von den Top 5 sind m.E. allesamt neutral oder positiv einzuschätzen. Die kurzen Trends sind in der Summe noch einen Tick schwächer; wenn man sich MACD-Signale anschaut ist der überwiegende Teil auf der Minusseite. In der Summe würde ich sagen, dass die Technik leicht negativ ist. Alles übrigens auf Daily Basis. Zu guter letzt habe ich mir die Bewertung angeschaut (KGV, Wachstum, Dividende, Verschuldung). Ist mir schon bewusst, dass die Vergabe von +/-/Neutral eine subjektive Komponente hat, aber ich hab´s dann mal gemacht. Und hier komme ich zum Ergebnis, dass der Markt nicht teuer ist. Plus und Minus halten sich in etwa die Waage. Also in der Summe neutral Wenn man sich das dann alles mal anschaut, gibt es eher mehr Verkaufskandidaten als Kaufkandidaten, aber überwiegend bewegen sich die Aktien im Halten-Bereich. Es gab nur eine Aktie wo alle Komponenten auf "Grün" stehen. Es ist die Münchener Rück. Überraschend für mich weil ich die Aktie überhaupt nicht auf dem Radar habe. Danach kommt übrigens Fresenius auf der Plusseite; nur der Langfristchart ist noch schlecht. Durchweg mit negativen Vorzeichen fallen auch ein paar Aktien auf. Siemens Enery und Zalando auf den ersten Rängen, dicht gefolgt von Vonovia Sartorius, Merck, MTU. Bei diesen Werten besteht weiterhin die Gefahr, dass man ins fallende Messer greift auch wenn die Aktien teilweise schon ordentlich verloren haben. Eine fundamentale Bewertung hängt natürlich davon ab, dass die eingegangenen Schätzungen richtig sind. Hier kommt dann natürlich das volkswirtschaftliche Umfeld ins Spiel, das bekanntlich alles andere als gut ist. Für Deutschland heißt das steigende Zinsen bei immer noch hoher Inflation, mit China ein wegbrechender wichtiger Handelspartner, nachdem man im Vorjahr bereits Russland komplett verloren hat, hohe Energiepreise durch die betriebene Sanktionspolitik und gleichzeitig Klimapolitik, geringe Investitionen als Folge des Standortnachteils, Abwanderung ins Ausland. Viele Grüde, dass die Schätzungen mittel- und langfristig zu hoch sein könnten. Was kann man sagen als Fazit: Es gibt wenig Gründe mit neuen Höchstkursen zu rechnen, aber auf der anderen Seite geben die Bewertungen keinen Grund zur Annahme, dass ein Crash zu erwarten ist. Eigentlich ein Markt für Dividendenstrategien. |