Also erst mal den discalaimer:
Was ich jetzt sagen werde, ist meine Meinung und mein Eindruck von der Vollversammlung in Düsseldorf im „Malkasten“. Es kann also durchaus sein, dass ich wesentliche Dinge übersehen oder vollkommen falsch bewertet habe. Dafür will ich mich jetzt gleich schon im Voraus entschuldigen. Es ist also nicht meine Absicht die Leistung eines hier direkt oder indirekt genannten Menschen oder einer Institution zu schmälern oder zu verunglimpfen. Es sind also hier meine persönlichen Schlussfolgerungen aus eigenen Beobachtungen bei der HV! Bitte kopiert meinen Text nicht in andere Netzwerke! --------------------------------------------------
Also nach der Abstimmung auf der HV bin ich schnell zu meinem Auto gegangen und erst mal Richtung Heimat losgefahren. Mein navi hat mich durch Köln gelotst, wo ich dann zum ersten Mal irgendwo einen ruhigen Parkplatz aufgesucht habe um zu telefonieren und ein email zu posten mit dem Inhalt:
„Bitte alle sino AG –Aktien verkaufen, bestens, egal welche Börsenplätze!“
Wie war es soweit gekommen?
Schon die Ankunft an dem Stadtpark in dem der „Malkasten“ (Gebäude für Ausstellungen und Künstlertreff) liegt war ernüchternd.
Vertrockneter Rasen, verrostete Schrotträder, weggeworfene Bierflaschen und Hundekot. Ein Ort räumlich und zeitlich weit entfernt von der einst glanzvollen Düsseldorfer „Kö“.
Im Gebäude ein sehr gepflegter Gastronomiebetrieb mit großzügiger Veranda im Freien. Dann hinauf zum Sitzungssaal, geleitet von roten Klebestreifen auf dem Boden und von wohlmeinendem Ordnungspersonal. Händedesinfektion in Toiletten aus den 80ern.
Dann im Saal der Hauptversammlung. Nur ein Lunchpaket wegen Corona.
Das Holzparkett auch aus den 80ern und deswegen löchrig, Bühne wohl für einstige Kappensitzungen gebaut. Darauf sitzt jetzt der sino AG –Vorstand.
Nicht mehr als 30 Aktionäre, aber alle haben viel Platz dazwischen. Junge Techniker übertagen live-Bilder an Aktionäre vor Computern andernorts.
Zu meiner Erleichterungen und Ablenkung diesmal 3 Frauen unter 40, etwa zwei Millionärssöhnchen mit Golfsneakers weißen Golfshorts, auch unter 40 und ……zwei Clowns. Der Rest, also die überwiegende Mehrheit, wieder ältere Männer wie ich und noch ältere. Verlesung der Tagesordunungspunkte durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn Manger. Dann eine Erklärung des Großaktionärs, einer Bank, deren Namen ich mir nicht gemerkt habe (wohl HSBC Trinkhaus). Sie wollten nur mit 45 % stimmen, auch wenn sie mehr Aktien haben, um die Beschlussfassung der HV nicht zu unterdrücken.
Auch die Ankündigung eines Nachfolgers für Herrn Manger …..ein „heavy trader“
Dann der Vorstand Herr Hillen zur Geschäftsentwicklung:
Eigentlich eine traurige Geschäftsentwicklung, aber Herr Hillen war sehr zufrieden?! Besonders stolz auf ihr neues Produkt: Die WEB-Seite SINO MX-Pro 4.0
Umsätze und Erlöse des Kerngeschäfts stark rückläufig,………..aber starke Verkaufserlöse und Wertzuwächse der stillen Beteiligungen (tic-LC und trade republic). Deswegen die nachträgliche Erhöhung der Dividende von 64 auf 89 Cent.
Nur das nötigste, um mehr als nichts gesagt zu haben, zu den Verhandlungen mit Creandum und Projekt A, die zum lukrativen Verkauf der TR-Anteile geführt haben.
Die Investition in trade republic und tik-LC wäre eine „Opportunistische Investition gewesen, ohne „strategische Interessen“ für sino.
Aber sie stünden weiterhin mit Hingabe an der Seite von etwa 450 „heavy tradern“, die eher weniger als mehr werden. Und sie sind sehr zuversichtlich für die Zukunft.
Dann wurde die Rednerliste erstellt.
Zwei Repräsentanten von Aktionärsschützer-Vereinen, deren Beiträge es in sich hatten
Zwei Clowns, ein echter und ein falscher
… und dann ich
Die Aktionärsschützer haben viel geredet und jede Menge zusätzlicher Information und Erklärungen eingefordert.
Erst der zweite kam so richtig auf den Punkt, denn es schlug zumindest bei mir ein wie eine Bombe:
Er verträte sounsoviel Tausend Aktien und würde daher vorschlagen den Tagesordnungspunkt 7 Erhöhung des Grundkapitals zu ändern
Kampfabstimmung!
Statt der vorgeschlagenen 50% würde er nur 25% vorschlagen, ansonsten aber Entlastung verwehren und Tagesordnungspunkt 7 ganz ablehnen.
Dann kam ein echter Clown der wirres Zeug, nicht gefaselt sondern eher, gebrüllt hatte, um sich irgendwie wichtig zu machen.
Und dann kam der falsche Clown, den ich schon auf der HV der LuS reden gesehen hatte. Er sah zwar aus wie Struwelpeter, aber er sagte neben viel redundantem Gewatschte auch ein paar ernsthafte Bemerkungen, die zeigten dass er etwas von der Materie versteht.
Dann bat die HV-Leitung die Aktionäre um 20 Minuten Pause, um sich wegen der drohenden Kampfabstimmung über den Tagesordnungspunkt 7 zu beratschlagen.
Ich geh also hinunter und hinaus in die Pause, um den Parkautomaten für mein Auto zu füttern.
89 Cent pro Aktie verlieren und eine Schlagzeile, damit verbundenem Kurssturz, waren meine bangen Gedanken.
Soll ich jetzt schon verkaufen? Krieg ich dann noch die Dividenden?
Die drei Frauen unter 40 hatte ich ganz vergessen.
Erleichterung und Abscheu und mein Auftritt
Als wir Aktionäre zurück kamen, eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende wieder die Sitzung und erklärte, dass der Tagesordnungspunkt 7 auf 25% geändert wurde und somit eine Mehrheit zustimmen könnte.
Dann bat er Herrn Hillen die bisher aufgelaufenen Fragen zu beantworten.
Was jetzt folgte war der zweite Skandal dieses Tages der dazu führte, dass ich meine Aktien kurz nach der HV verkauft habe: Entweder Herr Hillen ist ein grottenschlechter Kommunikator oder er wollte oder durfte an diesem Tag einfach nichts Nennenswertes sagen.
Beispiel: Man wollte etwas mehr über die Person und die Berufserfahrung des zukünftigen Aufsichtsratsvorsitzenden, dem „heavy trader“ erfahren. Herr Hill sagte nur es wäre ein guter Mann und ansonsten hätte er nichts mehr zu sagen. Sogar dass der Mann sich selbst nochmal vorgestellt hätte, wurde plump aggressiv abgeblockt. Ich kam mir vor wie ein Komparse in einem Mafia-Film!
Beispiel: Man hatte gefragt wie die sinkenden Umsätze und Gewinne zu erklären seien. „Es wäre wirklich nicht schlimm und würde auch wieder steigen“, also wirklich keine Erklärung, noch nicht mal eine geheuchelte, noch nicht mal eine erfundene oder gelogene Erklärung! Nix!
Beispiel: Umsätze und Betriebserlöse des Kerngeschäftes (SINO MX-Pro 4.0) fallen kontinuierlich. Gibt es Projekte und Tendenzen, die in Zukunft wieder steigende Geschäftszahlen des Kerngeschäftes erhoffen lassen? Als Antwort kam nichts an das ich mich erinnern kann. Wieder nix!
Beispiel: Ein Vertreter der Geschäftsleitung von trade republic saß auch auf dem Podium, durfte aber den ganzen Nachmittag kein einziges Wort sagen, mit der Begründung das TR nur ein opportunistisches Investment wäre und gesondert abgerechnet wird.
Beispiel: Zu Fragen nach den in der Vergangenheit ausgefallenen Dividenden und den zukünftigen Dividenden, fiel Herrn Hillen mangels anderer plausibler Argumente nur dieses ein:
"Wir sollten uns keine Sorgen machen, denn der Großaktionär von sino AG hätte ihm schon gesagt, dass er nächstes Jahr mindestens eine gleich hohe Dividende wie dieses Jahr bekommen will."
„Nachtigall i hör dir glugsen!“
Nach diesen durchweg unbefriedigenden Antworten auf zahlreiche Fragen, stellte die HV-Leitung dann die freche letzte Frage, nämlich ob noch Fragen unbeantwortet geblieben wären.
Beispiel: Jetzt kam mein Auftritt. Ich sagte, dass alle meine Vorredner die Frage nach den Möglichkeiten der Verbesserung des Kerngeschäftes gefragt hätten, ohne eine brauchbare Antwort bekommen zu haben. Einige Kleinaktionäre applaudierten zu dieser Frage. Ich bekam dann wieder eine Antwort an deren Inhalt ich mich nicht erinnern kann. Dann begann die Abstimmung und ich bin gegangen mit dem Vorsatz schellst möglich alles zu verkaufen.
Fazit:
•§Die sino AG verdient kein Geld mit ihrem Kerngeschäft.
•§450 heavy trader als nicht steigerbare Kundenbasis für eine Finanz-Web-Seite würden in jeder Höhle der Löwen durchrasseln
•§Was die Aktionäre in Zukunft ausgezahlt bekommen werden sind „Sondereffekte“, also weiteres „Vermetzgern“ von tic-LC und trade republic-Anteilen. Das wird wohl für die nächsten drei Jahre zum Wohle der HSBC so weiter gehen können, bis die Kadaver (Tik-LC und trade republic) vollends ausgeweidet sind.
•§Ein „heavy trader“ wird Aufsichtsratsvorsitzender, also etwa vergleichbar zB mit einer Deutschen Bank, die einen Hauptschuldner zum Aufsichtsratsvorsitzenden ernennt!?
•§Diese 50% Kapitalerweiterung, für die in dieser HV keine plausible Notwendigkeit dargelegt wurde, ist eine schockierende Mauschelei, aber typisch für solche kleinen Klitschen. Ich mache mir nicht die Mühe die genauen Zahlen heraus zu suchen.
Nehmen wir an das Kapital war 2 Millionen. Dann kommt ein „neuer Investor“ und zahlt eine Million, also 50%.
Dafür gehören ihm dann 33% der AG mitsamt den wertvollen Kadavern im Kühlhaus.
Allein der kleine Rest (etwa 15%) von trade republic ist immer noch 22 Mio wert.
Also jemand investiert 1 Mio und hat am Ende einen Gegenwert von mindestens 7,3 Mio. Ein gutes Geschäft! Aufsichtsrat, Vorstand und der „Enkel von HSB Trinkhaus“ wissen das ganz genau! Da fließt Geld, von dem wir Kleinaktionäre nichts wissen werden!
Aber mehr als der „SINO MX-Pro 4.0“ wird mit der zusätzlichen Million auch nicht produziert!
Lieber Verlustexperte, ich bin Dir zu Dank verpflichtet für Deinen Tipp, der mir auch viel Geld eingebracht hat. Als Spekulation war der deal für mich ok. Ich sehe mich aber eher als Investor, der seine Aktien möglichst nie verkaufen will. Lang und Schwarz scheint mir so ein aussichtsreiches Unternehmen zu sein. Ich wünsche uns allen damit viel Erfolg!
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