Sinnlose Metaphern

Seite 1 von 1
neuester Beitrag: 05.05.05 19:54
eröffnet am: 05.05.05 19:54 von: moya Anzahl Beiträge: 1
neuester Beitrag: 05.05.05 19:54 von: moya Leser gesamt: 351
davon Heute: 1
bewertet mit 1 Stern

05.05.05 19:54
1

1352445 Postings, 7393 Tage moyaSinnlose Metaphern

Sinnlose Metaphern

von unserem Korrespondenten Bill Bonner

Das Ende der Immobilienblase rückt immer näher.

"Immobilien abstoßen, ohne sich zu verbrennen", lautet eine Schlagzeile in der Wochenendeausgabe der Seattle Times.

Irgendwie haben diese sinnlosen Metaphern etwas Liebenswertes an sich.
Die Times hätte schreiben können: "Immobilien abstoßen, ohne dass sie einem auf den Kopf fallen" oder "Wie man sich am glühend heißen Immobilienmarkt die Finger verbrennt." Aber die Typen bei der Times haben sich darüber nicht den Kopf zerbrochen, und auch sonst keiner.
Jeder weiß, dass Immobilien eine heiße Sache sind. Und im Moment gewöhnen sich alle an Geschichten folgender Art: Leute kündigen ihre Jobs, um bei der Immobilienblase einzusteigen, bevor sie versiegt (haha, ich wollte nur sehen, ob Sie auch aufmerksam lesen, ich meine natürlich, bevor sie platzt).

Der Artikel in der Times befasst sich mit Anlegern um die 30, die gut bezahlte Jobs kündigen, um am Immobilienmarkt Geld zu "investieren".
Sie wissen natürlich, liebe Leser, dass das, was sie tun, nicht wirkliches Investieren ist. Die Häuser, die sie kaufen, erzielen nur sehr selten echtes Einkommen. Sie wissen es nicht, aber eigentlich wetten sie auf steigende Eigentumspreise. Bis jetzt hat sich dieses Spiel ausgezahlt.

Ich erinnere mich, dass junge Investoren Ende der 90er ihre Jobs kündigten, um Daytrader zu werden. Solange die Kurse noch stiegen, hielten sie sich für Genies. Als die Kurse fielen, wurden sie von allen anderen für Idioten gehalten.

"Ich habe 2001 einen ganzen Batzen meines Portfolios verloren", zitiert die Times einen aufstrebenden Immobilienmogul. Deshalb hat er seinem Finanzberater gekündigt und sein Geld genutzt, um mit Immobilien zu spekulieren; er betreibt mit ihnen quasi das Tagesgeschäft. "Bis zum Ende des Jahres werden wir zwei bis drei im Monat abwickeln können", sagt er.

Erinnern Sie sich noch, dass sich die Leute Ende der 90er zu Anlegervereinen zusammenschlossen, sodass sie mit anderen, die genauso wenig Ahnung hatten, fachsimpeln konnten? Jetzt treten die Leute Immobilienclubs bei. Die Mitglieder kommen zusammen, um über verschiedene "Techniken" und "Strategien" zu reden. Vier dieser Methoden wurden für die zukünftigen Donald Trumps festgehalten: 1.) Kaufen Sie ein Haus, halten Sie es und verkaufe Sie es dann später.
2.) Kaufen Sie ein Haus, restaurieren Sie es und verkaufen Sie es dann. 3.) Schlagen Sie das verdammte Haus wieder los, bevor Sie noch dafür bezahlen müssen und 4.) Vermieten Sie das Haus für mehr Geld als es wert ist, und geben Sie dem Mieter ein Vorkaufsrecht.

Ich bin versucht, hinter jede dieser Strategien ein Ausrufezeichen zu setzen. Aber das alles klingt schon ohne sie so dumm, dass die Unterstreichung nicht notwendig erscheint. Diese Strategien erinnern mich an meine Leitsätze für Aktienanleger in den späten 90ern. Es gibt kluges Geld, es gibt dummes Geld, und dann gibt es auch noch so verdammt dummes Geld, dass es schon fast nach seiner Auslöschung verlangt.

Oh ja, lieber Leser. Das ist das große Drama der Finanzmärkte. Sie bringen einen Dummkopf zu viel Geld, nur damit sie später was zu lachen haben, wenn sie es ihm wieder abnehmen. Diese armen Dummköpfe halten sich für Genies. Sie glauben, durch diese Strategien und Techniken reich zu werden. Sie zahlen bis zu 500 Dollar an Immobilienscouts, damit diese ihnen Häuser vorstellen, die vielleicht zu vernünftigen Preisen verkauft werden. Sicher, auch die Aktienspekulanten glaubten, reich zu werden. Doch dann verloren sie einen Großteil ihres Portfolios. Es ist erstaunlich, dass sie überhaupt noch etwas übrig haben. Aber auch das, denke ich, wird bald weg sein.

In der Zwischenzeit bereiten mir zwei Dinge Sorgen. Zum einen ist es zwar amüsant zuzusehen, wie Dummköpfe sich um ihr Geld bringen, auf der anderen Seite ist es jedoch Ekel erregend mit anzusehen, wie sie zu dem Geld kommen. Die Blase am Wohnungsmarkt sollte eigentlich platzen, aber ich finde es immer ermüdender, darauf zu warten ... und von Leuten zu lesen, die mit den steigenden Preisen ein Vermögen erwirtschaften. Zweitens befürchte ich, dass die Explosion der Blase, wenn es schließlich so weit ist, ganz und gar nicht amüsant sein wird.
Als die NASDAQ zusammenbrach, haben die Leute Geld verloren - aber das war zum größten Teil Geld zum Spekulieren. Wenn die Häuser sich nicht länger verkaufen lassen, werden viele Leute ihr Zuhause verlieren. Sie werden das nicht mit Würde über sich ergehen lassen.

Gruß Moya

 

   Antwort einfügen - nach oben