Siemens Krisensparte ICN vor US Erfolg

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Aus der FTD vom 6.2.2003  
Siemens’ Krisensparte ICN vor US-Erfolg
Von Sven Clausen, München

Die verlustreiche Festnetzsparte von Siemens, Information and Communication Networks (ICN), steht in den USA unmittelbar vor der Rückkehr in die schwarzen Zahlen. "Wir sind nur noch knapp von der Gewinnschwelle entfernt", sagte ICN-Chef Thomas Ganswindt am Mittwoch am Rande einer Konferenz in München, ohne genauere Zahlen zu nennen.

Damit steht der 42-jährige Siemens-Vorstand vor einem wichtigen symbolischen Zwischenschritt bei der Sanierung der Sorgensparte des Konzerns. Im vorigen Quartal schrieb ICN einen operativen Verlust von 151 Mio. Euro bei einem Umsatz von 1,8 Mrd. Euro. Der Gesamtkonzern erzielte bei einem Umsatz von 18,7 Mrd. Euro einen operativen Gewinn von 604 Mio. Euro.

Die USA sind mit einem Umsatzanteil von zuletzt rund 14 Prozent der zweitwichtigste Markt der Festnetz-sparte, hinter Deutschland mit einem Anteil von etwa 30 Prozent. ICN stellt Geräte für die Kommunikation in festen Netzen her und beliefert damit Telekombetreiber ebenso wie Unternehmen. Der US-Markt galt lange Zeit als Problemkind von ICN und schrieb hohe Verluste. Siemens war zu spät in den Markt eingestiegen und hatte gegen Lokalrivalen wie Cisco, Lucent oder Nortel wenig Chancen. "Ich bin nicht bereit, auch nur ein Land mit durchzuschleppen", sagte Ganswindt am Mittwoch.



Schwarze Zahlen im vierten Quartal angepeilt


Der ICN-Chef blieb jedoch bei seiner Aussage, für seine Sparte insgesamt im vierten Geschäftsquartal wieder schwarze Zahlen zu schreiben. "Darauf haben wir uns geeinigt, und wir bleiben dabei", sagte Ganswindt am Mittwoch. Das Geschäft mit Unternehmenskunden ist bereits profitabel, spätestens im Quartal bis Ende September soll auch das Geschäft mit den Telekom-Betreibern nachziehen. Konzernchef Heinrich von Pierer hatte Ende Januar das Gewinnziel von ICN als "ehrgeizig" bezeichnet: "Aber mir gefällt der Sportsgeist, der bei ICN herrscht", hatte der Konzernchef gesagt.


An der Sanierung der Sorgensparte hängt auch Ganswindts weitere Karriere bei Siemens. Der Diplomingenieur aus Oberhausen gilt als einer der Kandidaten für die Nachfolge von Pierers an der Konzernspitze. Voraussichtlich im kommenden Jahr trifft der 62-jährige Vorstandsvorsitzende gemeinsam mit dem 67-jährigen Aufsichtsratschef Karl-Hermann Baumann die Entscheidung über seine Nachfolge.


Zahlreiche Analysten rechnen für die Sorgensparte allerdings auch für das vierte Quartal mit einem Verlust. Die Nachfrage nach Telekomausrüstung schwächelt seit Monaten. Serge Tchuruk, Vorstandschef des französischen Siemens-Konkurrenten Alcatel, erwartet etwa, dass der gesamte Markt im laufenden Jahr noch einmal um 15 Prozent schrumpft. Ähnliche Größenordnungen äußern derzeit auch Analysten.



Keine Prognose für den Gesamtmarkt


Der Umsatz der ehemals umsatzstärksten Siemens-Sparte ICN war im ersten Quartal des Geschäftsjahres um fast 30 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro gesunken. Ganswindt wollte am Mittwoch allerdings keine Prognose für den Gesamtmarkt abgeben: "Ich will mich nicht in die Reihe lausiger Vorhersagen einreihen." Er gründe seine Entscheidungen nicht auf die Zahlen von Analysten, sondern auf eigene Zahlen.


Bereits bei seinem Amtsantritt im September 2001 befand sich ICN mitten in der Krise. Ganswindt reagierte anfangs lediglich mit Stellenabbau. Die Zahl der Beschäftigten soll von 51.000 Ende September 2001 auf 34.000 Ende September 2003 sinken. Der Stellenabbau in Deutschland hatte zuletzt zu einem scharfen Konflikt mit der Belegschaft geführt.


Inzwischen sei die Sparte in der zweiten Phase des Umbaus, sagte Ganswindt. Nach dem Aufräumen stehe nun der Wiederaufbau auf der Tagesordnung. Ganswindt lenkt 90 Prozent seiner Forschungsaufwendungen auf neue Technologien, von denen er sich in den kommenden Jahren wieder deutliches Umsatzwachstum verspricht - etwa Breitbandtechnologie oder die Zusammenführung von Daten- und Sprachkommunikation: "Wir ändern die Struktur und die Kompetenzausrichtung dieses Unternehmens", sagte Ganswindt und kündigte an, Marktanteile auf Kosten der Konkurrenten zu erhöhen, ohne aber konkreter werden zu wollen: "Das Wachstum wird nicht von bestehenden Kunden kommen, sondern es muss aus neuen Kunden kommen."



© 2003 Financial Times Deutschland  

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