Meldung 24.04.2009 11:52
§Späte Rache von Conti?
§Was sich bei VW und Porsche andeutet, könnte nun auch bei Conti und Schaeffler passieren: Der Goliath schlägt gegen den kleinen David zurück. Offenbar soll nun Conti den Spieß umdrehen und Schaeffler übernehmen.
§Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" setzen sich die kreditgebenden Banken und die Politik für eine Umkehrung der Übernahme ein. Angeblich werde bereits intensiv über einen Zusammenschluss der beiden Konzerne unter der operativen Führung von Conti diskutiert. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff sagte am Rande der VW-Hauptversammlung, dass eine solche Variante "nachvollziehbar" sei.
Der neue Großkonzern Conti-Schaeffler, der auf rund 33 Milliarden Euro Umsatz käme, bliebe börsennotiert. Die Familie Schaeffler könnte als Ankeraktionär bei Conti engagiert bleiben. Die Politik dürfte diese Lösung favorisieren, da so die möglichen Hilfen des Bundes oder des Landes Niedersachsen nicht Schaeffler, sondern dem Großkonzern zufließen würden. Die Banken wiederum könnten Kredite in eine direkte Beteiligung an den neuen Super-Konzern umwandeln.
§Conti braucht dringend Zukunftskonzept
§Conti-Chef Karl-Thomas Neumann nahm zu den Gerüchten auf der Hauptversammlung am Donnerstag keine Stellung. Es sei noch nicht klar, in welcher Konstellation Conti und Schaeffler künftig kooperieren werden, sagte er. Gleichzeitig drängte er aber auf eine rasche Lösung für ein Gesamtkonzept. Mit dem fränkischen Großaktionär verliert Neumann offenbar zunehmend die Geduld und will nun selbst ein Konzept vorlegen. "Unser selbst erklärtes Ziel als Continental ist es, innerhalb von maximal 100 Tagen ein solches Konzept vorzulegen", sagte Neumann auf der Hauptversammlung.
Aus Schaeffler-Kreisen hieß es am Donnerstag, ein mit Conti abgestimmter Plan solle bis Anfang August vorliegen. Schaeffler hatte die drei Mal größere Conti im vergangenen Sommer gekauft, sich mit den aufgenommenen Krediten verhoben und daraufhin den Staat um Hilfe angerufen.
Proteste gegen Stellenabbau Conti braucht dringend Klarheit, wie es weitergeht, denn das fehlende Konzept und die Autokrise lähmt das Geschäft des Autozulieferers. Im vergangenen Jahr rutschte der Konzern in die roten Zahlen, der Schuldenberg ist wegen der VDO-Übernahme riesig. Die Dividende wurde gestrichen, der Sparkurs verschärft. Bis Ende März wurden rund 6.000 Jobs weltweit abgebaut. Bereits im vergangenen Jahr hatte Conti rund 8.000 Stellen gestrichen. Vor der Hauptversammlung protestierten1.200 wütende Mitarbeiter aus dem französischen Clairoix gegen die geplante Schließung des Reifenwerks. Sie waren mit einem Sonderzug nach Hannover angereist. Davon ließ sich Conti-Chef Neumann nicht beeindrucken. Zu den Schließungen gäbe es keine Alternativen. "Arbeit für alle bei Conti lässt sich nicht herbeidemonstrieren", sagte er.
Die Anleger scheinen Gefallen an der überraschenden Wendung im "Conti-Schaeffler-Krimi" zu gewinnen. Die Conti-Aktie legt um über vier Prozent auf 18,35 Euro zu. In den letzten drei Wochen hat sich der MDax-Titel spürbar erholt und über 60 Prozent gewonnen.
§nb
§© boerse.ard.de Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung der boerse.ard.de |