aus der aktuellen €uro am Sonntag:
Hör nicht auf zu Träumen“, heißt das Leitmotto der neuen Frühjahrs- und Sommerkollektion des Berliner Jungdesigners Kilian Kerner. Für Anleger der gleichnamigen Aktie muss es jetzt dagegen heißen: „Hört endlich auf zu träumen.“ Denn die jüngsten Zahlen der seit Mitte 2012 börsennotierten Kilian Kerner AG sind alarmierend. Zwar vermeldete Kerner für das vergangene Geschäftsjahr „einen Rekordumsatz“ von fünf Millionen Euro. Dass das Unternehmen jedoch zeitgleich unter dem Strich, zum Großteil wegen obskurer Firmenwertabschreibungen, 5,7 Millionen Euro verbrannte, wurde in der Pressemitteilung geflissentlich verschwiegen. Noch weitaus schlimmer wiegt aber die Tatsache, dass Kerner nur einen Bruchteil seiner Umsätze überhaupt mit Mode erlöst und Anleger darüber lange Zeit gar nicht in Kenntnis setzte. Erst mit Vorlage des Geschäftsberichts wurde ersichtlich, dass der Bereich Fashion gerade einmal 10,7 Prozent vom Gesamterlös ausmacht, der Rest entfällt auf das Lizenzgeschäft. Das wiederum umfasst vor allem eine Mehrheitsbeteiligung von 51 Prozent an der Pantaleon Films GmbH (PLF), einer Gesellschaft aus dem Umfeld des Schauspielers Matthias Schweighöfer, die Filme produziert und in Zukunft die Designerklamotten von Kilian Kerner werbewirksam in den Schweighöfer-Streifen platzieren will. Die Beteiligung an PLF führte jedoch allein 2012 zu Firmenwertabschreibungen von über drei Millionen Euro — ein teures Vergnügen, das obendrein zu einem ernsten Liquiditätsrisiko werden könnte. Im Geschäftsbericht 2012 heißt es bereits: „Aufgrund der Verlustsituation des Berichtsjahres ... kam es bei einzelnen Konzernunternehmen zu Zahlungsstockungen.“ Kilian Kerner muss bis Ende des Jahres zudem 5,2 Millionen Euro über Kapitalerhöhungen reinholen, andernfalls droht die Pleite. 0,8 Millionen Euro wurden jüngst bei institutionellen Investoren zu einem aus heutiger Sicht sehr hohen Kurs von 1,30 Euro (aktuell: 0,70 Euro) eingesammelt. Laut Gerüchten aus Finanzkreisen dürfte es sich dabei vor allem um den Großaktionär Moto Fashion Investors handeln, der dem Unternehmen auch Kredite zur Verfügung gestellt haben soll und deshalb — nicht ganz ohne Eigennutz — Kilian Kerner durch diese Finanzspritzen am Leben erhält. Aufwachen! |