Die Bilanzsaison in Deutschland erreicht in der kommenden Woche ihren Höhepunkt. Ein Termin wird der umfangreichen Zahlenflut mit Leichtigkeit die Schau stehlen: die Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank am Mittwoch. Allein acht Großkonzerne aus dem Dax legen in den kommenden Woche ihre Quartalsbericht vor, doch selbst die Zahlenwerke von Deutscher Bank, BASF und Co. verlieren angesichts der Bedeutung, die der Zinsentscheidung der Fed zu gesprochen wird, an kursbewegender Schlagkraft.
"Die Welt blickt Mitte der Woche auf die Entscheidung der US-Notenbank", formuliert es Dennis Nacken, Analyst bei Allianz Global Investors etwas blumig. Wenn die Fed, wie allgemein erwartet, die Zinsen weiter senkt (25 Basispunkte auf 4,5 Prozent beim wichtigsten Leitzins prognostizieren die meisten Experten), dann sollte dies die Finanzmärkte nachhaltig stützen. Alles andere wäre ein herbe Enttäuschung, gegen die keine noch so gute Großbilanz etwas ausrichten dürfte.
Neben der erwarteten Zinssenkung, mit der die Fed die schwächelnde US-Konjunktur zu stützen gedenkt, erhalten die globalen Investoren weitere, sehr wichtige Wirtschaftsdaten aus den USA. Ebenfalls am Mittwoch gibt es die erste Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal, am Donnerstag kommt der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe und am Freitag der Arbeitsmarktbericht für Oktober. Am Mittwoch stehen zudem die monatlichen Bauausgaben auf der Agenda.
Wenn alles gut läuft, sagt Deutsche Bank-Experte Bernd Meyer, dann könnte der Dax die Marke von 8.000 Punkten wieder übrspringen. Unter ferner liefen: die Bilanzen Die Bilanzsaison deutscher Aktiengesellschaften ist bisher eher gemischt angelaufen. Es gebe mehr positive, aber auch mehr negative Nachrichten als üblich, fassen die Analysten die vergangenen Bilanzwoche zusammen.
Bei der Deutschen Bank, die ihre Bilanz am Mittwoch bekannt gibt, werden Analysten vor allem auf die Belastungen durch die Hypothekenkrise achten. Die Deutsche Börse legt ihren Quartalsabschluss ebenfalls am Mittwoch vor. Der Börsenbetreiber sollte von einem regen Handelsvolumen in Zuge der volatilen Finanzmärkte in den vergangenen Monaten profitiert haben.
Öl und Gas befeuern BASF-Bilanz Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF hat im dritten Quartal vom florierenden Öl- und Gasgeschäft profitiert und Analysten zufolge in den drei vergangenen Monaten abermals mehr Gewinn gemacht. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll um gut fünf Prozent auf 1,7 Milliarden Euro gestiegen sein. Der Umsatz dürfte um vier Prozent auf 13,8 Milliarden Euro zugelegt haben. Neben den Geschäftszahlen werden Anleger auch auf die Ankündigung möglicher weitererer Übernahmen achten.
Continentalanleger sehr optimistisch Der Reifenhersteller und Autozulieferer Continental aus Hannover dürfte ein ordentliches Plus bei Umsatz und Gewinn verbucht haben. Die Anleger deckten sich am Freitag bereits ein, der Dax-Wert beendete den Handel mit einem Plus von über fünf Prozent als Dax-Spitzenreiter. Der Konzern berichtet am Mittwoch.
Ein Drittel mehr bei MAN Der Nutzfahrzeug- und Maschinenbauer MAN hat das dritte Quartal nach Analystenmeinung mit einem deutlichen Gewinn- und Umsatzanstieg abgeschlossen. Das operative Ergebnis soll wegen der starken weltweiten Nachfrage um 28 Prozent, der Umsatz um etwa elf Prozent gestiegen sein. Der Dax-Konzern legt am Mittwoch seine Bilanz vor.
Fresenius und FMC Der im MDax notierte Gesundheitskonzern Fresenius legt auch am Mittwoch die Bilanz für das abgelaufene dritte Quartal vor. Nach Ansicht von Analysten hat der starke Euro das Umsatzwachstum etwas geschwächt. Sie erwarten einen geringen Umsatzanstieg um zwei Prozent auf 2,82 Milliarden Euro, ohne Währungseffekte dürfte das Wachstum acht Prozent betragen haben. Fresenius hatte Anfang August nach überraschend starken Halbjahreszahlen das Jahresziel angehoben. Größter Umsatzbringer bleibt die im Dax notierte Dialysetochter Fresenius Medical Care, die 2006 etwa 63 Prozent zum Gesamtumsatz beitrug.
FMC gibt einen Tag später als die Konzernmutter ihre Bilanz bekannt. Die Experten erwarten, dass der Dialysespezialist im dritten Quartal das operative Ergebnis um etwa 13 Prozent, den Umsatz im hohen einstelligen Prozentbereicht gesteigert hat. Neben dem organischen Wachstum steht die durchschnittliche Vergütung pro Patient im Fokus. Im Vorjahr war diese Kennziffer um neun Prozent auf 324 Dollar gestiegen.
Metro auf gutem Kurs Der Einzelhändler Metro gibt am Dienstag sein Quartalsergebnis bekannt. Im Schnitt erwarten Analysten einen deutlichen Umsatzanstieg von 14,13 Milliarden Euro vor einem Jahr auf nun 15,58 Milliarden Euro. Wegen der Unternehmenssteuerreform dürfte Metro einen Nettoverlust von 71,4 Millionen Euro ausweisen.
Die größten Wachstumstreiber im Konzern sollten nach wie vor die Elektronikfachmärkte Saturn und Media Markt sein. Die Börsianer werden allerdings vor allem die Entwicklung der Warenhäuser Real liegen, die mit dem scharfen Wettbewerb zu kämpfen haben. Die Sparte dürfte im dritten Quartal erneut einen Verlust ausweisen. Für Metro ist das dritte Quartal übrigens das letzte unter der Führung von Konzernchef Hans-Joachim Kröber. Kröber verlässt Metro am 31. Oktober, am 1. November übernimmt der bisherige Aufsichtsratchef Eckhard Cordes das Ruder.
Linde profitiert von Übernahme Der Industriegase- und Anlagenbaukonzern Linde profitiert zunehmend von der Übernahme des britischen Gasekonzerns BOC. Dies werde sich auch in den Geschäftszahlen zum dritten Quartal widerspiegeln, die der Konzern am Dienstag vorlegt. Die Eingliederung der bisher größten Akquisition der Linde-Geschichte laufe offensichtlich recht reibungslos, kommentieren Analysten. Sie halten es für möglich, dass Konzernchef Reitzle die Einsparziele aus der BOC-Integration nach oben setzt.
Krones verpackt und verpackt und verpackt Der im MDax notierte Abfüll- und Verpackungshersteller Krones dürfte erneut ein starkes Quartal präsentieren. Die Branchenexperten erwarten, dass Krones den Gewinn auf 21,5 Millionen Euro verdoppelt und den Umsatz um über 20 Prozent auf etwa 507 Millionen Euro verbessert hat. Wegen des weltweiten Wachstums des Getränkeverpackungsmarktes und der starke Nachfrage durch Brauereien will Krones im laufenden Jahr ein Umsatzwachstum von bis zu 12 Prozent verbuchen.
Tognum solide MDax-Neuling Tognum legt am Mittwoch seine Bilanz vor. Der Dieselmotorenhersteller dürfte wegen der lebhaften Nachfrage aus der Schifffahrt und der Industrie ein EBIT von 87,5 Millionen Euro im dritten Quartal erwirtschaftet haben. Im laufenden Jahr will Tognum das EBIT um bis zu 25 Prozent steigern. Der Konzern ging am 2. Juli an die Börse, nachdem er Anfang 2006 von DaimlerChrysler an den schwedischen Finanzinvestor EQT verkauft worden war.
Digitalkarten gefragt wie nie Der Boom von Navigationsgeräten hat dem niederländischen Digitalkartenspezialisten Tele Atlas wohl einen ordentlichen Gewinnschub beschert. Das TecDax-Unternehmen hat nach Analystenberechnungen einen um 18 Prozent verbesserten Umsatz (77,3 Millionen Euro) sowie einen EBITDA-Anstieg um 38 Prozent auf 15,35 Millionen Euro verbucht. Tele Atlas gibt seine Bilanz am Dienstag bekannt.
Zwei IPOs am Freitag Am Freitag steht mit dem geplanten Börsengang der Hamburger Hafengesellschaft HHLA der wohl größte Börsengang im zweiten Halbjahr an. Die Aktien werden in der Spanne von 43 bis 53 Euro angeboten. Die Zeichnungsfrist begann vergangenen Freitag und endet am 1. November.
Im Entry Standard wagt die Explorationsfirma Global Oil & Gas den Gang aufs Parkett. Aktien gibt es zwischen 13 und 17 Euro, die Zeichnungsfrist begann ebenfalls vergangenen Freitag.
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