lieber Cicero, ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer in diesem Forum zum Schluss kommt, Du würdest AT&S-Bashing betreiben ! Und was den Jubel angeht, ist der bei Dir immer von einer Interpretation der Zahlen ausgeganen, an einen davon losgelösten Jubel kann ich mich bei Dir nicht erinnern. Insoferne ist alles in der Balance, möchte ich meinen.
Wir sind beide von Anfang an dabei (ich glaub, Du bist so wie ich seit dem Börsengang an Bord). Wenn man mit einem Unternehmen einen großen Teil des Investorenlebens verbunden ist, dann blickt man mit anderen Augen auf das Geschehen. Fallweise auch mit mahnenden. Dafür fällt einem eine Trennung weniger leicht. Jedenfalls gehts mir so, ich will Dir da nichts in die Schuhe schieben. Am Ende ist die Liebe (wenn Dir das jetzt hoffentlich nicht zu nicht zu romantisch ist....).
Wir haben zu Beginn viele Jahre der Seitwärtsbewegung gesehen. Das Durchbrechen der € 10.- war da ja schon sensationell. Dann kam endlich einmal ein ernstzunehmender Aufschwung - und damit ein AT&S - "Grundübel", möcht ich sagen. Nämlich die Freude der Unternehmensleitung(en), ein recht hohes Expansionsrisiko zu gehen. Erinnere Dich an die Diskussionen so um 2010 herum, bzgl. Chongquing. Da gabs nicht wenige, die meinten, der Investitionsbissen ist zu groß, es fehlt ausreichendes Eigenkapital dafür. Ich hätte liebend gerne zuerst mal die Gewinne aus Indien konsumiert und bzgl. Expansion etwas angespart, ehe man sich in ein neues Expansionsabenteuer stürzt. ABER: Es ist am Ende gut ausgegangen. Ein Zufall ?
AT&S hat diese Strategie nicht aufgegeben. Noch ehe wirklich große Gewinne aus China kamen, begann das Abenteuer Kulim. Aus meiner damaligen Sicht, neuerlich zu früh. Die Euphorie um die Flut an Aufträgen rund um Covid hat allem Anschein nach ziemlich geblendet. Möglicher Weise haben die Großabnehmer mit den leeren Lagern entsprechenden Druck aufgebaut - und sie haben sich ja auch mit engagiert (vielleicht zahlt AT&S jetzt den Preis für dieses Engagement, in Form von entsprechenden Abnehmerpreise - siehe "Preisdruck"). Diesmal ist's, jedenfalls bisher, NICHT gut ausgegangen.
Kulim steht irgendwie FAST wie Zwentendorf in der Landschaft. Nur, dass man in Kulim noch die Chance hat, dass der Lichtschalter umgelegt wird; im sinne von einschalten. Ich glaube aber, die Sache ist noch nicht entschieden. Deine, mahnenden / einfordernden Worte sind kein Bashing. AT&S muss liefern, nach den Investitionen. Anders als bei Zwentendorf, kann man nicht einfach dem Staat die Kosten umhängen. Geht das schief, tragen am Ende wir Investoren das.
Ich glaube, dass man das Erfüllen der Versprechungen (zumindest annähernd) schaffen kann. Einerseits, weil der neue CEO offenbar ein guter Mann ist. Aber andererseits auch, weil es zwar einen Mitbewerb gibt, aber keinen besonders große Zahl davon. Mag sein, dass die großen Abnehmer von AT&S die angeschlagene Lage erkennen und sich das bei den Preisverhandlungen auswirkt. Aber andererseits sollten die großen Abnehmer auch daran interessiert sein, dass AT&S überlebt. Nicht nur aufgrund technologischer Umstände, sondern auch, weil mit kleiner werdender Zahl von Zulieferern die Verhandlungsmacht bei den Preisen den Abnehmern entgleitet. Das müsste AT&S am Leben erhalten (jedenfalls so lange die technische Qualität stimmt, an der ja derzeit nicht gezweifelt wird). Und bei entsprechend großem Auftragsvolumen, sollte das wieder ein blühendes Leben werden. Der Grundbedarf an den AT&S Gütern ist ja in der IT Welt - und allem was dazu gehört - ausreichend vorhanden, es geht darum, wer ihn stillt.
Und dann habe ich noch die Hoffnung: dass man bei AT&S aus der eigenen Geschichte lernt. Und nicht gleich wieder, noch ehe Kulim Gewinne abwirft, ein neues, noch größeres Werk errichtet. Dann bin ich schon zufrieden und halte meine Anteile bis ich sie vererbe, damit AT&S eines Tages wenigstens meinem Kind in Form einer halbwegs regelmäßigen Dividende Freude macht...... |