Ich verstehe gar nicht was es daran nicht zu verstehen gibt ! Jeder der mit Aktien handelt sollte doch irgendwann schonmal etwas von einem Lombardkredit oder Wertpapierkredit gehört haben. Mittlerweile bekommt man doch schon von seinem Broker alle 2 Wochen ein neues Angebot mit ner Kreditlinie. Mir hab mein Broker automatisch eine Lombardkreditlinie eingeräumt ohne dass ich dies überhaupt wollte.
Das ganze würde so funktionieren, dass die zu besichernden Aktien maximal mit 50 Prozent des Börsenkurswertes beliehen werden können. Wenn ich z.B. 100.000 Euro in Daimler Aktien habe bzw. als Sicherheit hinterlege bekomme ich 50.000 Euro Kredit dafür. Sinken die Aktien morgen auf 90.000 Euro, liegt der Beleihungswert bei 45.000 Euro. Ich habe aber 50.000 Euro erhalten was kein Problem ist, da die Aktien ja noch einen Börsenwert über dem Darlehensbetrag haben. Das ganze passt exakt so lange, wie der Börsenwert der Sicherheiten noch bei mindestens 50.000 Euro liegen. Sinkt der Wert nun jedoch auf 49.000 Euro, möchte die Bank von mir sofort 1.000 Euro zusätzlich. Kann oder will ich das nicht bringen, wird die Aktie nach deutschem Recht über die Börse verkauft. Und zwar zum Geldkurs. Egal bis wohin sie fällt. Das ist ein völlig automatischer Vorgang.
Wenn nun Wiese knapp 100 mio Aktien zu 5 Euro hinterlegt hat und diese mit 50 Prozent beliehen sind, passt alles solange die Aktien einen Wert von 250 mio haben. Sinkt an einem einzigen Tag jedoch der Wert von ca 300 mio auf 50 bis 100 mio und unterschreitet die Beleihungsgrenze von 250 mio damit um 150 bis 200 mio Euro, fackelt die Bank nicht lange. Sie verkauft die Aktien zum Geldkurs. Und wenn 100 mio Aktien zum Geldkurs verkauft werden, dann geht der Kurs in die Knie.
Natürlich hätte Wiese jetzt einfach mal so unterm Kopfkissen 1,5 bis 2 mrd Euro (1000 mio Aktien= Beleihungsgrenze ca 2,5 mrd Euro abzüglich Börsenwert von ca 500 - 1000 mio Euro= Nachschusspflicht von ca 1,5 bis 2 mrd Euro) hervorzaubern können um die Zwangsliquidierung zu vermeiden. Er hatte vermutlich keine Lust drauf oder einfach gerade nicht so viel Kleingeld rumliegen.
Bezeichnend ist, dass die Banken soweit wir wissen aber auf diesem Wege lediglich so viele Aktien zwangsliquidiert haben damit der Aktienanteil des Aktienpools knapp unter 30 Prozent sink und dieser damit seine Sperrminorität verliert. Zufall ? Möglich. Ich glaube aber eher nicht.
Wenn man nun mal Wiese als Privatperson betrachtet und sich überlegt, dass er vor einigen Wochen noch ca 4 mrd Dollar oder Euro schwer gewesen sein soll und nun das Forbes Magazin munkelt, er dürfe sich nimmer Milliardär nennen, würde ich mal behaupten, dass er tief gefallen ist. Für mich eher ein Anzeichen dafür, dass er eher zu den Opfern gehört. Ob und wieviel er von alledem gewusst hat (und wir wissen noch gar nicht was "alledem" überhaupt genau ist), wird sich noch zeigen müssen. Wenn ich jetzt aber mal Jooste betrachte der als Angestellter über die letzten Jahre ein Privatvermögen von 400 mio Dollar aufgebaut haben soll und dann Wiese sehe, der nun ein paar mrd verloren hat und vielleicht gerade nur noch ein paar hundert mio dollar mehr hat als Jooste, würde ich Wiese eindeutig als Verlierer bezeichnen. Kein Beweis, aber ein Indiz dafür, dass er die gesamt Dimension der Vorgänge eher nicht kannte. Vielleicht ist er unsere Madeleine Schickedanz und Jooste sein Thomas Middelhoff. |