Aus SPON 22.06.2020:
Tolentino ist seit 2019 als Treuhänder für Wirecard unterwegs, nachdem sein Vorgänger wegen der vielen Ungereimtheiten rund um das Unternehmen sein Mandat aufgegeben hatte. Die 1,9 Milliarden Euro soll Tolentino im Auftrag von Wirecard bei den philippinischen Großbanken BDO Unibank und Bank of the Philippine Islands (BPI) deponiert haben. Die Institute indes haben nach eigenen Angaben keine Kenntnis von dem Geld. "Wirecard ist kein Kunde von uns", teilten sie mit. Dokumente, die externe Prüfer von Wirecard vorgelegt hätten, seien gefälscht; Papiere, die ein Konto von Wirecard bestätigen sollten, trügen gefälschte Unterschriften von Bankenvertretern. Auch die Zentralbank der Philippinen ist ratlos.
Wo das Geld ist, ob es jemals existiert hat oder Teil eines gigantischen Bilanzbetrugs ist, ist unklar.
Der verschwundene Geldbetrag entspricht rund einem Viertel der Bilanzsumme des Zahlungsverkehrsdienstleisters. Weil er fehlt, verweigert der Bilanzprüfer EY (vormals Ernst & Young) das Prüfsiegel für die Wirecard-Bilanz des Jahres 2019. Vorstandschef Markus Braun ist zurückgetreten, auch sein Intimus Jan Marsalek musste gehen. Am Montag teilte Wirecard mit, man habe den Vertrag Marsaleks außerordentlich gekündigt.