Hi,
die Posts gehen ja mittlerweile so sehr ins Detail, dass ich mir dachte, dass es am sinnvollsten wäre wohl mal ein Beispiel aufzuführen um meine Gedanken zu verdeutlich.
Beispiel: Eine Firma Namens FSE hat als einzigen Besitzgegenstand ein Haus mit zwei Wohnungen (jeweils gleich groß) und dieses Haus hat einen Marktwert von 1Mio €. Die Firma hat aber auch Schulden in Höhe von 500.000€. Die Firma überlegt nun ob es sinnvoll ist eine der beiden Wohnungen zu verkaufen oder eine Kapitalerhöhung durchzuführen, jeweils mit dem Ziel die Schulden zu tilgen.
Kapitalerhöhung: Die Firma hat derzeit einen Wert von 500.000€ (1Mio €-500.000€), die Firma würde eine Kapitalerhöhung um 100% durchführen und somt 500.000€ einnehmen. Danach würde sich die Bilanz wie folgt zusammen setzen:
Aktive: Haus: 1.000.000€ Cash: 500.000€
Passiva: EK 1.000.000€ Schulden 500.000€
Jede Komponente der Bilanz gehört zu 50% den alten Gesellschaftern und 50% den neuen Gesellschaftern auch das Cash und die Schulden teilen sich 50:50 auf. Die Firma kann nun mit dem Cash die Schulden tilgen und übrig bleibt nur das Haus, dass jeweils zu hälfte den alten und den neuen Gesellschaftern gehört.
Veräusserung einer Wohnung: Die Firma hat derzeit einen Wert von 500.000€ (1Mio €-500.000€) und würde alternativ die eine der beiden Wohnungen für 500.000€ verkaufen.
Die Bilanz würde sich nun wie folgt zusammensetzen (Minderheitsanteil/Einzelwohnungsbesitzer wird vollkonsolidiert)
Aktive: Wohnung1: 500.000€ Wohnung2: 500.000€ Cash: 500.000€
Passiva: EK-Firmenbesitzer 500.000€ EK-Einzelwohnungsbesitzer (Minderheitsanteil) 500.000€ Schulden 500.000€
In diesem Fall gibt es den Unterschied, dass die Wohnung verkauft wurde, der Cashbestand gehört somit zu 100% den alten Gesellschaftern der Firma. Gleiches gilt jedoch auch für die Schulden, diese gehören ebenfalls zu 100% den alten Gesellschaftern der Firma. Die Firma kann nun die Schulden tilgen und übrig bleibt nur das Haus. Die Eine Wohnung gehört noch immer der Firma und die zweite Wohnung gehört dem neuen Besitzer.
Der Unterschied zwischen beiden Vorgehensweisen ist somit: - Bei der Kapitalerhöhung gehört den alten Gesellschaftern anschließend die Hälfte vom Haus - Bei dem Verkauf einer Wohnung gehört den Gesellschaftern eine Wohnung, welche die Hälfte vom Haus einnimmt
Du siehst also wie sehr sich beides gleicht. Für beides finde ich den Begriff Kapitalerhöhung angemessen, da in beiden Fällen das Kapital des Gesamtkonstrukts erhöht wird. Das eine ist eine Kapitalerhöhung, welche auch in der Finanzwelt als Kapitalerhöhung bezeichnet wird. Und das zweite ist eine Kapitalerhöhung mit "besonderen Bedingungen", welche in der Finanzwelt als Aufspaltung oder Veräußerung bezeichnet wird. Im Grunde ist aber beides das Gleiche und wird nur durch vertragliche Details unterschieden. Bei einer Veräußerung gehört der Cashanteil zu 100% dem Verkäufer allerdings bleiben auch die Schulden beim Verkäufer sofern nicht anders geregelt. Bei einer Kapitalerhöhung wird sowohl Cash als auch Schulden anteilig aufgeteilt.
Ich vermute, du wiedersprichst mir nur deshalb weil die 100% Cash siehst die anschließend den Feseniusaktionären gehören und einfach davon ausgehst, dass die Schulden anteilig an Kabi weitergegeben werden können und du deshalb meinst, dass deine Position bei einer Veräusserung besser ist.
Vermutlich hast du damit sogar Recht, und ein Teil der Schulden kann entsprechend weitergegeben werden. Und ich stimme dir auch zu, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Veräusserung von Kabi mehr für die Aktionäre rausspringt, wie bei einer Kapitalerhöhung aber ich bezweifel, dass ein Verkaufspreis angestrebt wird, der alle zufrieden stellt.
Es entsteht automatisch der Konflikt, dass diejenigen welche die Aktie für unter 40€ gekauft haben, über einen niedrigeren Preis glücklich sind als diejenigen, die den Fairen Wert von Fresenius bei 50€,60€,70€ oder gar 80€ sehen. Und wenn jemand 70€ bezahlt hat weil er von dem Wert überzeugt ist, dann halte ich es für fragwürdig diesen Leuten einen verkauf von Kabi auf zu zwingen. In Anbetracht der astronomischen Bewertung einiger amerikanischer Unternehmen (trotz Schulden, geringen Wachstum, geringer Marge und viel Goodwill) kann niemand eindeutig sagen, dass diese Leute mit 70€ zu viel bezahlt haben. Und ich halte diesen Zwangsverkauf der diesen Leuten aufgezwungen wird für sehr fragwürdig.
Ich bin bspw. Überzeugt davon das Fresenius bis zu 50€ pro Aktie Wert sein kann. Und da Kabi der Anteil an Fresenius ist, welchen ich am meisten Wertschätze würde ich diesen bei einem Wert von 25€ pro Aktie sehen, also Netto nach Abzug von geschätzt 8Mrd € Schulden die ich anteilig Kabi zurechnen würde. Im Schuldenfreien Zustand müssten entsprechend 39€ drin sein.
Der Gewinn von Fresenius Kabi liegt zwar bei nur ca. 700Mio bis 800Mio und ist seit 5 Jahren unverändert aber die Forschungsaufwendungen (vermutlich für Biosimilars) wurden in den letzten 5 Jahren um ca. 200Mio erhöht. Kabi sollte somit eine Ertragskraft von ca. 900Mio bis 1000Mio aktuell haben. Daher sehe ich auch den Anteil an Kabi als so Wertvoll an. Da erscheinen mir 39€ pro Aktie bzw. 22Mrd im schuldenfreien Zustand als Wert nicht für unrealistisch aber ich bezweilen, dass dieses Ergebnis angestrebt wird die Bänker werden eher schnell sein wollen und setzen alles ins Verhältnis zum Aktienkurs von 35€ pro Aktie und würden Kabi vermutlich für 70% des oben aufgeführten Wertes verscherbeln.
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