das wird die SNB unter allen Umständen zu vermeiden suchen, denke ich. Denn das wäre das finale Eingeständnis, dass nicht mehr die SNB das Sagen in der Schweizer Finanzwelt hat, sondern die Spekulanten. Eher sehe ich als nächsten Schritt ein weiteres Absenken der Zinsen auf -1%. Aber auch da ist die Frage, ob ein solcher Schritt nicht letzten Endes für die Konjunktur nach hinten los geht. Im Moment mehren sich die Zeichen jedenfalls, dass die Schweizer Konjunktur nicht so robust zu sein scheint, wie noch vor wenigen Monaten gedacht wurde.
Das schlimme im Moment ist, dass die Notenbanken in einem Dilemma stecken. Eigentlich müssten sie wie von der FED durchgezogen, langsam die Zinsen erhöhen, denn sonst werden wir schon bald von einer Inflationswelle niedergerollt oder die negativen Auswirkungen von negativen Zinsen bringen die gesamte Wirtschaft ins Wanken. Das paradoxe ist, dass die Inflation wahrscheinlich mit den ersten Zinserhöhungen sogar noch schneller steigen würde, ehe ab ca. 1% oder mehr langsam ein bremsender Inflationseffekt eintritt. Das kann man wunderbar in den USA sehen, wo die Inflation nach der Erhöhung der Leitzinsen einen ziemlichen Sprung nach oben gemacht hat. Die Leitzinserhöhung wird aber kommen müssen, da derzeit das ausgegebene Geld der Notenbanken nicht in den Wirtschaftskreislauf fließt (daher ja auch der nun startende Ankauf von Unternehmensanleihen), sondern wegen fast nicht vorhandener Alternativen ausschließlich in die Aktienmärkte. Diese haben sich daher komplett von der Wirtschaftsentwicklung entkoppelt. ich persönlich würde sogar behaupten, dass sich bereits eine Blase am Aktienmarkt ausgebildet hat.
Und das ist eben die zweite Seite der Medaille. Wenn (vernünftigerweise) die Leitzinsen auf ein höheres Niveau gebracht würden, würde in relativ kurzer Zeit viel Geld aus den Aktienmärkten abfließen/umgeschichtet werden. Ein formidabler Crash wäre die Folge (auf dieser Einschätzung basiert meine Meinung, dass sich bereits eine Blase ausgebildet hat). Aus mir unerfindlichen Gründen haben die Zentralbanken davor aber eine Heidenangst.
Meiner Meinung nach sollten die Zentralbanken den Ankauf von Unternehmensanleihen noch etwas ausweiten, damit die Finanzierung der Unternehmen auch künftig garantiert ist. Die anderen Programme dafür sollten sie jedoch herunterfahren und v.a. die Leitzinsen nach und nach auf ein halbwegs sinnvolles Niveaus von 1-2% anheben - also die Situation normalisieren. Und vor allem sollte die EZB endlich mal aus ihrem Panikmache/Krisenmodus kommen. Das ist im Moment nicht mehr glaubhaft.
Da bei solchen Aktionen aber einige Leute viel Geld verlieren würden, bleibt eine Normalisierung wohl auf absehbare Zeit Wunschdenken. Genau wie nachhaltige Reformen in Frankreich, Österreich, Italien, Portugal, Spanien, ... *seufz*
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