Tommi ich ordne die gute Kursperformance von Jinko im Vergleich zu fast allen anderen China-Solaris in die Schiene der fundamentalen Bewertung.
Jinko hat mit Prozesskosten (Non Silicon-Kosten) von 0,73 $/W mit die niedrigsten Kosten von allen vertikal integrierten PV-Unternehmen. In Q1 2010 lagen die Prozesskosten noch bei 0,87 $/W. Trina Solar als Kostenführer bei den Prozesskosten hatte in Q4 0,74 $/W. Das zeigt, dass Jinko ihre Prozesskosten voll im Griff hat und das finde ich eigentlich schon richtig erstaunlich und das schreit für mich förmlich nach einer Neubewertung von Jinko. Jinko konnte durch die Skaleneffekte der größeren Produktion und die Entwicklung hin zum vertikal integrierten PV-Unternehmen ihre Prozesskosten signifikant kontinuierlich nach unten schrauben und das finde ich besonders bemerkenswert. In der Jinko-Aktie ist dieser Fakt meiner Meinung nach bei weitem noch nicht eingepreist.
Man braucht nur mal die 2011er Bewertungen von Jinko und Trina zu vergleichen. Jinko hat ein 2011er KGV von 4,0 (EPSe: 7,11 $) und Trina von 6,3 (EPSe: 4,02 $). Bei den EV-Mutiples ist Jinko gegenüber Trina aber etwas teurer. So hat Jinko ein 2011er EV/EBITA-Multiple von 4,4 (EBITAe: 264,1 Mio. $ und Nettoverschuldung 490,6 Mio. $) und Trina von 4,0. Das 2011er EV/EBIT-Multiple liegt bei Jinko bei 5,2 und bei Trina bei 4,7. Bei den Multiples macht sich die relativ hohe Nettoverschuldung von Jinko im Vergleich zu Trina, die haben gar keine Nettoverschuldung, bemerkbar. Generell sind aber die gewinnbasierende Aktienbewertungen von Jinko wie auch von Trina schon sehr günstig. Hieran sieht man aber die Skepsis der Börse an allen Solarwerten sehr gut. Beim 2011er KUV mit 0,48 ist Jinko aber deutlich billiger bewertet wie Trina mit 0,80. Beim 2011er KBV ist Jinko mit 1,20 fast gleichauf mit Trina mit 1,38.
Nimmt man mal alle diese Aktienbewertungen zusammen, dann ist Jinko aktuell um ca. 20 bis 30% günstiger bewertet wie Trina Solar. Wobei Trina Solar auch billig ist.
Bei Jinko muss man aber unbedingt die Entwicklung der Polysilizumpreise sehr genau im Auge behalten. Jinko hat wegen den hohen Vorauszahlungen so gut wie keine langfristigen Polysiliziumverträge und muss sich so großteils am Spotmarkt bedienen. Fallen die Polysiliziumpreise ist das gut für Jinko und das hat dann auch recht flott positive Auswirkungen auf die gesamten Produktionskosten, steigen die Polysiliziumpreise dann hat das aber recht schnell negative Auswirkungen auf Jinko. Da pokert natürlich Jinko, aber Jinko ist der Meinung, dass man kurzfristig hohe Polysiliziumpreise aufgrund der hohen Bruttomarge riskieren kann. Nun ja, so argumentiert Jinko, doch aufgrund des massiven Ausbau der Fertigungskapazitäten und der daraus doch nicht gerade niedrigen Verschuldung und dem negativen operativen Cash Flow in Q1, dürfte Jinko gar keine große finanzielle Mittel zu haben langfristige Polysiliziumverträge abzuschließen. Außerdem ist es meiner Meinung nach in der aktuellen Situation von PV besser, keiner weiß wie wohin sich die Modulpreise und die Nachfrage in den nächsten 12 bis 18 Monate entwickeln werden, keine 100 Mio. € für Polysilizium voraus zu bezahlen. Ist natürlich schon ein gefährliches Spiel das da Jinko so treibt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass der Spotmarkt-Polysiliziumpreis in diesem Jahr bei über 70 $/kg bleiben wird. Polysilizium ist zwar immer noch relativ knapp, aber die Polysiliziumproduktion wird in diesem und im nächsten Jahr doch richtig straff und signifikant ausgebaut. |