Varta will nach dem Rekordjahr 2020 auch im laufenden Jahr dynamisch wachsen. Zahlen für das erste Quartal stehen bei dem Batteriehersteller erst für den 12. Mai auf der Agenda. Im Vorfeld hält sich der Vorstand gewohnt bedeckt. DER AKTIONÄR sprach mit Börsenexperte Alfred Maydorn, über die aktuelle Entwicklung und die Aussichten der Gesellschaft und über seine Einschätzung der Aktie. Wie zufrieden sind Sie mit der operativen Entwicklung bei Varta?
Alfred Maydorn: Für Varta war 2020 ein Rekordjahr. Der Umsatz hat organisch um über 50 Prozent zugelegt, der Gewinn ist dank der verbesserten Marge sogar noch stärker gestiegen. Kurzum, das Hauptgeschäft mit den Mikrobatterien, die vor allem in drahtlosen Kopfhörern zum Einsatz kommen, läuft bestens. Aber auch die anderen Geschäftsbereiche, also Haushaltbatterien und Stromspeicher für Solaranlagen, entwickeln sich sehr gut. Warum kommt die Aktie dennoch nicht von der Stelle?
Das hat vor allem zwei Gründe. Für den ersten ist Varta selbst verantwortlich. Das Unternehmen hat eine sehr vorsichtige, ja fast schon übervorsichtige Prognose, für das laufende Geschäftsjahr veröffentlicht. In ihr wird für 2021 nur noch ein Umsatzwachstum von unter zehn Prozent in Aussicht gestellt. Das kam am Markt nicht gut an. Aber auch zu Beginn des vergangenen Jahres war der vorsichtige Ausblick von Varta schnell Makulatur, das Unternehmen hat im Jahresverlauf gleich mehrfach seine Prognose angehoben. Eine ähnliche Entwicklung ist auch in diesem Jahr zu erwarten.
Und der zweite Grund?
Der zweite Punkt ist, dass Varta weiterhin ein beliebtes Ziel von Leerverkäufern ist, die mit ihren Verkäufen Kurssteigerungen zumindest temporär verhindern können. Ihre Kritik, dass Varta zunehmend Konkurrenz aus China bekomme und die Margen schrumpfen könnten ist zwar längst entkräftet, aber Hedgefonds mit Short-Strategien können sehr hartnäckig sein.
Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit der Knoten endlich platzt?
Eigentlich ist er das schon. Der von Varta angekündigte Einstieg in das Geschäft mit Batteriezellen für Elektroautos ist ein echter Quantensprung für Varta. Die Ladezeit der neuen V4Drive-Zelle von nur sechs Minuten ist revolutionär und es dürfte nicht lange dauern, bis Varta den einen oder anderen namhaften Partner aus der Automobilbranche bekanntgibt. Auch eine strategische Beteiligung an Varta ist gut möglich. Eine Nachricht in dieser Richtung dürfte dann auch dafür sorgen, dass der Kurs der Aktie in Bewegung kommt.
Es bleibt wie es ist: Sowohl Trading-orientierte Anleger als auch Investoren mit Weitblick müssen sich noch etwas gedulden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wieder Leben in die Varta-Aktie kommt. |