Ist Schröder nur realitätsfern oder einfach nur schwachsinnig?
Schröder: Konjunkturelle Lage besser als Stimmung Hannover (AP) Bundeskanzler Gerhard Schröder hat zu Beginn der Hannover Messe Optimismus verbreitet, während die deutsche Industrie eher schwarz sieht. «Die Lage ist besser als die Stimmung», sagte Schröder am Montag. 15 mittelständische Unternehmen, die er besucht habe, berichteten von «Auftragszuwächsen, teilweise in zweistelliger Höhe». BDI-Präsident Michael Rogowski dagegen erklärte, er erwarte ein Wirtschaftswachstum von «allerhöchstens 0,5 Prozent, eher weniger». Das Jahr 2003 sei «weitgehend gelaufen».
Schröder erklärte nach seinem Rundgang, kein besuchtes Unternehmen habe geklagt. Von der Messe könne ein sinnvolles Signal dafür ausgehen, «dass diese verfluchte Nörgelei aufhört». Der deutsche Mittelstand sei gut in Form, betonte Schröder. Die Firmen hätten sich «sehr optimistisch gezeigt, dass die ökonomischen Schwierigkeiten, in denen die Weltwirtschaft steckt, überwunden werden können». Bei den Unternehmen habe er auch «viel Bereitschaft feststellen können, sich an der Initiative für mehr Ausbildungsplätze zu beteiligen», sagte Schröder weiter.
Der BDI erwartet hingegen, dass die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose von einem Prozent für 2003 nach unten verändern muss. Präsident Rogowski rechnet nur mit einem Plus von 0,5 Prozent. «Eine Rezession erwarte ich nicht», fügte er aber hinzu. Bei den Arbeitslosenzahlen seien im kommenden Winter neue Höchststände in Sicht. Ohne neue Vorgaben der Politik sei «die Gefahr sehr groß, dass wir die Schwelle von fünf Millionen erreichen». Im März war mit 4,6 Millionen Arbeitslosen der höchste März-Stand der rot-grünen Regierungszeit erreicht worden.
Laut BDI ist im ersten Halbjahr 2003 mit keiner wirtschaftlichen Belebung mehr zu rechnen. Der Irak-Krieg lähme die Wirtschaft. Die Dauer des Krieges beeinflusse auch die Lage an den Rohstoffmärkten. Bei den Exporten erwartet der BDI allenfalls ein moderates Wachstum.
Der deutsche Maschinenbau will in diesem Jahr 20.000 bis 25.000 Arbeitsplätze abbauen. Das sei ein Rückgang bei der Beschäftigung um zwei bis drei Prozent, sagte VDMA-Präsident Diether Klingelnberg. Zur Zeit arbeiten noch 885.000 Menschen in der Branche. Auch im letzten Jahr sei bereits Personal abgebaut worden. Allein um den Beschäftigungsstand zu halten, brauche der Maschinenbau ein Wachstum von zwei bis drei Prozent pro Jahr, erklärte er.
Trotz der aktuellen Wirtschaftskrise boomt aber der Export im Maschinenbau: Die Branche habe sich «in einem äußerst widrigen konjunkturellem Umfeld wieder einmal gut geschlagen», sagte Klingelnberg. Am Boden liege der Inlandsmarkt, der 2002 einen Rückgang von acht Prozent verzeichnet habe, so dass der Gesamtumsatz 2002 um zwei Milliarden Euro auf 131 Milliarden gesunken sei. Im laufenden Jahr erwarten die Maschinenbauer weiter ein Minus im Inland und ein «leichtes Plus» im Auslandsgeschäft. Das habe sich bereits in den ersten zwei Monaten gezeigt.
Auf der größten Industrieschau der Welt präsentieren rund 6.200 Aussteller aus 62 Ländern bis nächsten Samstag ihre Produkte. Die Investitionsgüterausstellung fällt angesichts von Konjunkturschwäche und Krieg deutlich kleiner aus als im vergangenen Jahr, als sich noch knapp 7.000 Aussteller angemeldet hatten.
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