hier ein ganz interessanter Artikel aus dem Manager Magazin
Continental/Schaeffler "Sündenfall" Conti erschreckt Investoren Von Lutz Reiche
Der Machtkampf zwischen Conti und Schaeffler scheint beendet. Doch die Conti-Aktie kommt nicht zur Ruhe. Sie verliert am Montag nach Gerüchten über eine Staatshilfe in der Spitze rund 25 Prozent. Analysten zeigen sich erstaunt. Sie gewinnen einer begrenzten Staatshilfe positive Seiten ab und so mancher Experte empfiehlt die Aktie zum Kauf.
Hamburg - Gerüchte über mögliche Staatshilfen für den Autozulieferer Continental haben am Montag dessen Aktien schwer belastet. Dem "Handelsblatt" (Montagausgabe) zufolge, wollen Niedersachsen und Bayern den beiden hoch verschuldeten Autozulieferern Conti und Schaeffler mit voraussichtlich jeweils einer halben Milliarde Euro zur Seite springen.
Sündenfall Conti? Der Autozulieferer wäre das erste Industrieunternehmen, dem der Staat in der laufenden Finanz- und Wirtschaftskrise zur Seite springen würde.
© DDPDamit würde der Staat in der laufenden Finanz- und Wirtschaftskrise erstmals einem großen Industriekonzern unter die Arme greifen. Gut möglich, dass die Conti-Investoren am Montag auch deshalb so verschreckt reagierten. Ein einheitliches Muster dürfte sich daraus wohl aber nicht ableiten lassen, wie die USA zeigen. Dort hatten die Investoren in der Vergangenheit auf entsprechende Hilfsangebote des Staates an die Autokonzerne jeweils ganz unterschiedlich reagiert.
Die im MDax notierten Aktien von Continental jedenfalls brachen am Montag in der Spitze auf 12,33 Euro ein. Das ist der tiefste Stand seit mehr als fünf Jahren. Allein seit Jahresbeginn haben die Papiere damit rund 57 Prozent ihres Wertes verloren. Der Conti-Großaktionär Schaeffler (49,9 Prozent) hatte am Wochenende den wochenlangen Machtkampf bei Conti für sich entschieden und stellt künftig den Aufsichtsratschef.
In welcher Form die Bundesländer den beiden mit rund 22 Milliarden Euro verschuldeten Unternehmen helfen könnten - Bürgschaften, Garantien oder direkte Beteiligung - ist völlig offen. Niedersachsen habe seine Hilfszusage aber an die Bedingung geknüpft, dass Schaeffler den eigentlichen Kern des Konzerns - nämlich Contis Reifen- und Schlauchgeschäft - aus der Gruppe herauslöse und unter die Führung von Hubertus von Grünberg stelle, berichtete die Zeitung. Grünberg war langjähriger Conti-Aufsichtsratschef. Faktisch würde der Konzern damit aufgespalten. Sprecher der Landesregierungen bestätigten am Montag lediglich, dass man mit beiden Unternehmen spreche. Es gebe aber noch keinerlei Vereinbarung oder Zusagen.
Analysten zeigten sich am Montag ob des Kurssturzes ein wenig ratlos. "Ich stimme mit der Marktreaktion eindeutig nicht überein", sagte Auto-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler im Gespräch mit manager-magazin.de. Pieper beurteilt die Einigung vom Wochenende grundsätzlich positiv und hatte die Aktie am Morgen in Reaktion darauf sogar von "Verkaufen" auf "Kaufen" heraufgestuft.
Analysten sehen Conti-Aktie als Kauf
Die beiden Unternehmen hätten in der Vergangenheit nicht den Willen erkennen lassen, an einem Strang zu ziehen, sondern im Gegenteil sogar gegeneinander gearbeitet. "Hier scheint man am Wochenende ein deutliches Stück vorangekommen zu sein", erklärte Pieper. Auch die anstehenden Personalveränderungen - von Grünberg soll den Conti-Aufsichtsratsvorsitz an den Scheaffler-Strategen und M&A-Spezialisten Rolf Koerfer abgeben aber dem Kontrollgremium weiter angehören - bewertet der Analyst positiv: "Er ist ein brillianter Kopf, kennt Conti von allen Beteiligten am besten. Das ist eine gute Lösung."
Dass Schaeffler jetzt in das Conti-Kontrollgremium mit vier Vertretern einziehe und vermutlich auch mehr Einfluss gewinne, sei angesichts einer Beteiligung von 49,9 Prozent "völlig natürlich und angemessen". Es gebe jetzt endlich eine klare Richtung. "Das halte ich für besser, als wenn sich der Streit noch monatelang hinziehen würde."
Gespenst einer Kapitalerhöhung scheint vorerst gebannt
"Als großen Verlust" interpretierte Pieper die Tatsache, dass Conti-Finanzchef Alan Hippe zu ThyssenKrupp wechseln wird, wie manager magazin exklusiv gemeldet hatte. Unter dem Strich sei aber auch diese Nachricht positiv zu bewerten. Denn damit verringere sich das Risiko einer Kapitalerhöhung. Noch vor zwei Wochen hatte Hippe bei einer Investorenveranstaltung eine Kapitalerhöhung ins Gespräch und die Conti-Aktie damit kräftig unter Druck gebracht. Schaeffler lehnt eine Kapitalerhöhung entschieden ab.
Positiv bewertete Pieper ebenso die Meldung der "Börsen-Zeitung" (Samstagausgabe), dass es Conti offenbar gelungen ist, seine gesamte Verschuldung mit rund 50 Gläubigerbanken neu zu verhandeln beziehungsweise die Kreditlinien neu zu strukturieren. "Auch das ist für mich ein positives Zeichen", so Pieper.
"Vielleicht haben einige in dem Machtkampf auf Conti gesetzt"
Warum die Conti-Aktie am Montag dennoch drastisch abrutschte, darüber ließe sich nur spekulieren: "Möglicherweise haben einige Investoren darauf gesetzt, dass Conti sich in diesem Machtkampf behaupten wird. Sie bewerten den jetzt wachsenden Einfluss von Schaeffler eher negativ", erklärte Pieper. Schaeffler bleibe für den Kapitalmarkt die "große Unbekannte". Vermutlich stünde das hoch verschuldete Familienunternehmen finanziell ebenso mit dem Rücken zur Wand. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" hätten sich sechs Banken, die Schaeffler die Conti-Übernahme finanzieren, große Teile des Familienimperiums als Sicherheit geben lassen.
Ein Frankfurter Händler sagte: "Das scheint ein großes Chaos zu werden." Vor allem eine mögliche direkte Investition des Staates bewertete er belastend für Conti-Aktien.
Mit einer direkten Beteiligung des Landes Niedersachen rechnete Pieper dagegen nicht und würde diese auch ablehnen. Bürgschaften oder Garantien hält der Analyst dagegen für akzeptabel. Es sollte darum gehen, mit möglichen Staatsgarantien die kommenden sechs Monate zu überbrücken, bis sich die Lage an den Finanz- und Kreditmärkten wieder ein wenig stabilisiere und die Konjunktur ebenfalls auf den Weg der Erholung einbiege.
Michael Punzet von der DZ Bank hielt am Montag seine Kaufempfehlung ebenso aufrecht wie sein Kollege Tim Schuld von Equinet. Nach der Einigung zwischen den Unternehmen sollten die operativen Herausforderungen wieder stärker in den Fokus rücken, erklärte Punzet am Montag. Schuld bewertete die Nachrichtenlage um Conti und Schaeffler als gemischt. Er interpretiere staatlichen Einfluss auf Unternehmen zwar generell negativ. In Fall Conti und Schaeffler aber sorgten mögliche Bürgschaften des Staates für mehr Stabilität und seien damit grundsätzlich positiv zu sehen.
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Charttechnisch sieht die Aktie von Conti dagegen wenig vielversprechend aus. Aus charttechnischer Sicht sei der Titel völlig kollabiert, erklärte Thomas Nagel von Equinet. Die Aktie befinde sich wieder bei ihren Tiefs aus dem Jahr 2003. "Es droht ein Rutsch auf 11,30 Euro, solange die Marke von 14,35 Euro nicht zurückerobert wird", erklärte der Chart-Analytiker.
mit Material von dpa ----------- 2009 wird ein Gewinnerjahr!
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