Nun wird die Proaurum nicht ganz objektiv sein, aber dennoch haben sie es in ihrem Fazit sehr schön getroffen.
Gruß
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Nur der Markt kann es richten!
Eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation am Edelmetallmarkt in Deutschland
Die Rolle der Produzenten und Banken
„Goldrausch bei deutschen Anlegern“ – so titeln derzeit viele Gazetten. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Natürlich ist die Nachfrage nach gängigen Münzen und Barren in Gold und Silber seit Wochen weit über dem Durchschnitt der letzten Jahre. Aber die Gründe für die Wartezeiten liegen nicht nur auf der Nachfrageseite.
So haben die Produzenten der gängigen Edelmetallprodukte (Kapitalanlageprodukte) eine über 20 Jahre lange Malaise hinter sich. Nach dem letzten Höhepunkt im Januar 1980 folgten über zwei Jahrzehnte mit stetig abnehmender Nachfrage und sinkenden Handelsvolumina. Dies führte dazu, dass die Hersteller (Barrenproduzenten und Münzprägestätten) ihre Produktionskapazitäten deutlich reduzierten. So wurden in einigen Jahren der Neunziger kaum noch aktuelle Jahrgänge an Krügerrand oder Maple Leaf Goldmünzen geprägt. Die Nachfrage konnte damals über den so genannten Sekundärmarkt befriedigt werden. Viele Anleger trennten sich in Zeiten sinkender Goldpreise von ihren Edelmetallen, um mit dem Erlös in die täglich steigenden Aktienmärkte einzusteigen. Nachdem die Goldunze in den Jahren 2001/2002 einen Preisboden gefunden hatte, trauten viele Produzenten der anziehenden Nachfrage nicht und ließen ihre Kapazitäten nahezu unverändert. Es wurden kaum neue Maschinen zur Herstellung von Münzen angeschafft. Daran hat sich bis heute wenig verändert. Und so versuchen die Prägestätten aktuell mit einer Auslastung von nahezu 100 % der extremen Nachfrage Herr zu werden. 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche laufen die verbliebenen Maschinen – viel zu wenig für die Investoren, die in diesen Tagen physische Produkte erwerben möchten.
Wer unsere Filialen in München, Berlin, Wien oder Zürich besucht, erlebt überall das gleiche Bild. Kurz nach Eröffnung bilden sich kleinere Schlangen an den Schaltern und es kommt zu Wartezeiten von bis zu einer Stunde! Zeitungen berichten von einem „Run“ auf Gold und Silber. Doch auch hier gilt es, die Dinge nüchtern zu betrachten. Noch vor 20 Jahren konnten Kunden in fast allen Banken und Sparkassen physische Edelmetalle erwerben. Jedes auch noch so kleine Institut hatte überschaubare Mengen an Münzen und Barren vorrätig. In Zeiten des Aktienbooms haben dann aber viele Banken beschlossen, das (als nicht intelligent geltende) Geschäft mit den Edelmetallen aufzugeben. Die Kosten für die Verwahrung der Schätze waren den Verantwortlichen einfach zu hoch und die Erträge aus dem Geschäft zu gering. Zudem mussten bei der Bestandsaufnahme zum Jahresende fast ausnahmslos Kursverluste bilanziert werden. So gibt es in einer Millionenstadt wie München gerade noch drei bis vier Möglichkeiten, physisches Gold Zug um Zug gegen Bargeld oder Kontobelastung zu erwerben. Ganz zu schweigen von Silber, das bei den meisten Banken gänzlich aus dem Angebot gestrichen wurde. Und so kommt es in Zeiten höherer Nachfrage zwangsläufig zu Schlangen an den Schaltern der wenigen verbliebenen Anbieter. Diese Schlangen spiegeln ein falsches Bild wider. Die Anlageklasse „Edelmetalle“ ist bei mindestens 90 % der deutschen Anleger noch gar nicht besetzt! Sollte sich diese Masse in Bewegung setzten, erwarten wir Lieferzeiten von mehreren Monaten.
Der Schwanz wedelt mit dem Hund!
Blickt man auf den Kursverlauf der Gold- und Silberunze am Freitagnachmittag (10.10.08), so kann man sich nur verwundert die Augen reiben. Teilweise betrug der Verlust bei Gold mehr als 100 USD pro Unze – Silber sank sogar noch dramatischer um über 20 %. Und das mitten in der wohl größten Krise des Finanzsystems seit über 100 Jahren! Wie kann das sein? Nun, die Nervosität der Marktteilnehmer ist riesig. Auf dem Futuresmarkt für Gold und Silber wurden unlängst die Margins erhöht. Dies sind Barmittel, die Akteure auf diesem Markt hinterlegen müssen, um weiter am „Spiel“ teilnehmen zu dürfen. Über 30 % des Wertes einer Unze müssen heute eingezahlt werden, bevor Terminpositionen eröffnet werden können. Zu viel für manche Marktteilnehmer! Die Folge: Positionen müssen liquidiert werden, egal zu welchem Preis.
Auf vielen Internetseiten kursieren seit Jahren Spekulationen, wonach die großen Investmentbanken zusammen mit Regierungen versuchen, den Goldpreis künstlich niedrig zu halten. Immerhin gilt das gelbe Metall als Gradmesser für das Vertrauen in politische Führung. Dass dies im aktuellen Umfeld nicht sehr groß ist, versteht sich von selbst. Wie kann es dann aber sein, dass die Edelmetalle heute nicht deutlich höher notieren? Nun, natürlich haben wir keine Beweise für gezielte Aktivitäten der Zentralbanken. Ein Mitarbeiter bei pro aurum hat dieses „Phänomen“ jedoch trefflich beschrieben. „Der Goldpreis ist heute politisch motiviert. Damals im Osten (der Kollege ist im Ungarn der 70er und 80er Jahre aufgewachsen) gab es die gleiche Situation: Die Menschen wollten bestimmte Dinge kaufen, aber die Regale waren leer!“
Hierzu ist nur Eines zu sagen: im Moment wedelt der Schwanz mit dem Hund. Auf Dauer kann niemand gegen eine kritische Masse erfolgreich agieren. Erinnern Sie sich noch an das Herausbrechen des britischen Pfunds aus dem damaligen europäischen Währungssystem? Der Spekulant und Milliardär George Soros „wettete“ damals mit riesigen Summen auf die Abwertung der englischen Währung gegenüber der Mark. Die europäischen Zentralbanken nahmen den Kampf an und versuchten, das Pfund in den vorgegebenen Bandbreiten zu halten. Doch die fundamentalen Daten Englands waren eindeutig zu schlecht, um den viel zu hohen Kurs der eigenen Währung zu rechtfertigen. Immer mehr Investoren und Marktteilnehmer schlossen sich George Soros an. Das Ergebnis: Binnen weniger Tage wertete das Pfund ab und verlor über 25 % seines Wertes.
Wir gehen davon aus, dass der Markt auch diesmal wieder die Oberhand behalten wird – egal was sich die „Gegenspieler“ ausdenken. Im Kapitalismus gibt es einige unumstößliche Regeln, die langfristig nicht außer Kraft gesetzt werden können. Eines davon lautet: Gibt es mehr Nachfrage als Angebot, muss der Preis steigen.
Der physische Markt koppelt sich vom Papiermarkt ab
Seit März diesen Jahres sind die Aufgelder für verfügbare Münzen und Barren teils kräftig gestiegen. Hier sehen wir, dass die im letzten Absatz beschriebene Binsenweisheit im realen Markt schon zutrifft. So müssen die Anleger für die gängigen Kapitalanlagemünzen heute bis zu 10 % mehr bezahlen als noch zu Jahresbeginn – unabhängig vom aktuellen „Papiergoldpreis“. Dies liegt nicht an der Willkür der Anbieter. Die extreme Volatilität und die klamme Edelmetallliquidität fordern ihren Tribut. Händler müssen beim Einkauf ihrer Produkte deutlich höhere Preise in Kauf nehmen und geben diese natürlich an die Kunden weiter. Kauft ein Kunde eine bestimmte Menge an Gold oder Silber, so kann sich der Preis binnen weniger Sekunden um einige Prozentpunkte verändern, bevor der Verkäufer das Gegengeschäft abschließen kann. Dieses Risiko drückt sich in höheren Agios (Aufgelder) der Produkte auf den zugrunde liegenden Edelmetallpreise aus. Tendenz steigend!
Wie soll man sich in dieser Situation verhalten?
Seit Jahren informieren wir von pro aurum immer wieder mit dem gleichen Satz: „Gold und Silber gehören in jedes Portfolio“ – und zwar als Versicherung für das angesparte Kapital. Wir empfehlen, rund 5 – 15 % des liquiden Anlagevermögens in Edelmetalle umzuschichten. Darüber hinaus sollten andere Anlageklassen wie Immobilien, Aktien und Barmittel ebenfalls belegt werden. Legen Sie niemals alle „Eier in ein Nest“. Natürlich haben wir das in der Hoffnung wiedergegeben, dass uns eine Finanzmarktkrise dieses Ausmaßes erst gar nicht ereilt. An dieser Stelle sei ganz deutlich gesagt, dass es in dieser Situation keine Gewinner geben kann. Es geht schlicht und ergreifend um die Erhaltung der Kaufkraft und nicht um eine spekulative Vermehrung des Kapitals. Der Satz „Mit Gold stirbt man in der zweiten Reihe“ trifft das Empfinden wohl am Besten.
Der Markt wird es richten. Die Unternehmen, die diese Krise überstehen, werden gestärkt in die Zukunft gehen. Hören Sie nicht auf so genannte Spezialisten, sondern versuchen Sie, sich ein eigenes Bild der Situation zu verschaffen. Das fundamentale Umfeld negativer Realzinsen und steigender Geldmengen kann und wird uns in den kommenden Monaten und Jahren Schwierigkeiten bereiten. Anders wie in den Jahren 1929/1930 (große Depression) leben wir heute nicht in einem goldgedeckten Währungssystem. Damals kam es zwangsläufig zu deflationären Tendenzen. Heute halten wir es viel wahrscheinlicher, dass das beherrschende Thema der Zukunft „Inflation“ sein wird. Trifft dies ein, so wird sich der vermeidlich sichere Hafen der Staatsanleihen als Boomerang erweisen.
Fazit
Wir bleiben dabei: Echte Gewinner wird es nicht geben, sondern nur Anleger, die weniger verlieren als andere. Diversifizierung ist und bleibt ein wichtiger Grundsatz. Und vergessen Sie dabei die Edelmetalle nicht. Gold ist das älteste Geld der Welt und beinhaltet kein Zahlungsversprechen eines Dritten. Zudem ist es anders als Papiergeld nicht beliebig vermehrbar. Fürwahr keine schlechten Eigenschaften.
pro aurum ist weltweit auf der Suche nach substantiellen Mengen an Münzen und Barren. Sobald uns die Lieferungen zugesagt sind, werden wir unseren Shop wieder öffnen, jedoch wohl nur für zwei bis drei Gattungen. Die Lieferzeiten werden dabei aber mindestens vier Wochen betragen. Die Entscheidung, ob Edelmetalle oder nicht, muss dann jeder Anleger für sich selbst treffen. Wir hoffen, dass wir mit diesem Aufsatz ein paar Gesichtspunkte zur Entscheidungsfindung beitragen konnten.
Im Namen der pro aurum Gruppe
Robert Hartmann Mirko Schmidt |