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DPAArbeitssuchender am Rechner: "Mit der Konjunktur hat das überhaupt nichts zu tun" |
Nürnberg - Verglichen mit dem Dezember ist Zahl der registrierten Erwerbslosen um 282.300 auf rund 4,597 Millionen gestiegen. Das teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mit. Die Arbeitslosenquote sei von Dezember auf Januar von 10,4 auf 11,0 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg ist vor allem saisonal bedingt. Im Vorjahresvergleich zeigt sich - auf den ersten Blick - ein positiveres Bild. Erstmals seit zweieinhalb Jahren ist die offizielle Zahl der Arbeitslosen geringer als im gleichen Vorjahresmonat. Gegenüber dem Vorjahr habe es 26.400 Arbeitslose weniger gegeben, sagte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt.
Daumenschraubem-Offensive zeigt Wirkung
Alt selbst räumte aber ein, dass dieser positive Effekt vor allem auf eine Änderung der Statistik zurückzuführen ist. Die Januar-Zahlen 2003 und 2004 seien "nur bedingt vergleichbar". Rund 81.000 Arbeitslose, die im Januar in Trainingsmaßnahmen waren, werden seit Jahresanfang in der offiziellen Arbeitslosenzahl nicht mehr berücksichtigt. Die Regierung wollte die Berechnung der Arbeitslosenzahlen damit EU-Standards anpassen.
Noch ein weiteres Indiz spricht für die Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt. Erstmals seit Mai vorigen Jahres stieg auch die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl wieder an. Ohne Änderung der Statistik hätte sich eine Zunahme gegenüber Dezember um 28.000 ergeben. Der amtierende Chef der BA, Frank-Jürgen Weise, erklärte aber, die ungünstige Entwicklung sei nicht als konjunkturelle Verschlechterung zu interpretieren.
Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel hat der Bundesregierung dagegen vorgeworfen, die Arbeitslosenstatistik gezielt zu schönen. Hickel sagte dem Radiosender MDR Info. "Da liegt immer der Verdacht nahe, dass hier manipuliert wird und dass Zahlen geschönt werden. Es hat immer den ganz schlechten Geschmack, dass mit Statistiken Wahlkampf betrieben wird."
Zur statistischen Bereinigung haben die Wirkungen der "Daumenschrauben-Offensive" der Arbeitsämter beigetragen. Sie habe in den vergangenen Monaten mehrere hunderttausend Arbeitslose aus der Statistik gedrängt, weil sich diese nach Einschätzung der Vermittler nicht ausreichend intensiv um einen neuen Job bemühten.