Der Thread ist ein Musterbeispiel für das Handeln mit kurzfristiger Charttechnik. Vergleiche erste Ansage und nachfolgene Äusserungen mit dem tatsächlichen Geschehen und dem eigenen Reagieren. Hinzu kommt die für mich unbegründete und eigenwillige Interpretation der Intradaycharts (SL-Fishing, Fake-Orders). Daraus resultiert ein nach Erkenntnissen der Behavioral Finance gesteigertes Risiko, einerseits durch vermehrtes Hin und Her und zum anderen durch das Verlassen des ursprünglich angesagten Vorgehens.
Weiter finden sich hier so ziemlich alle Elemente (Aussagen und Handlungsweisen) wieder, die beim Handeln mit dieser Analysemethode immer wieder anzutreffen sind. Vergleiche hierzu Threads und die enthaltenen Aussagen, die sich auf reine Fundamentalanalyse beziehen.
Ich will nicht behaupten, dass die Fundamentalanalyse der Chartanalyse überlegen ist. Dies würde sich auch nicht einfach beweisen lassen, da tausende Informationen, die tagtäglich Einfluss auf die Kurse nehmen und die verschiedensten Motivationen der einzelnen Marktteilnehmer für An- und Verkäufe nicht simulierbar sind. Aussagen auf Zeiträume für 1 - 2 Wochen halte ich grundsätzlich auf Basis von Analysen für nicht machbar. Ausnahmen sind hier natürlich die Nachrichten, die Kurse direkt beeinflussen. Übernahmen, Insolvenzmeldungen etc..
Bei ehrlichen Anlegern, die ihre Spekulationsgewinne versteuern und nebenbei noch andere versteuerbare Einkünfte erzielen, wird diese Anlageart bei Erfolg, durch das Hochrutschen in der Besteuerungshöhe (auf das gesamte versteuerbare Einkommen) in Folge der Progression, schnell zu einem Minimalrenditespiel.
Die Ermittlung der optimalen Renditeaussichten auf das eingesetzte Kapital ist kein leichtes Unterfangen. Kurzfristige Anlagehorizonte haben für mich eher was mit Zocken, Glücksspiel oder Glauben zu tun, als mit nachweisbarem Erfolg. Im Bekanntenkreis kenne ich keinen der langfristig Erfolg hiermit hatte und das Kommen und Gehen der Leute hier im Board sind weitere Belege.
Mit Büchern über Charttechnik kann man mittlerweile ganze Regalwände füllen. Hiermit wird eher die Nachfrage nach einer schnellen und einfachen Möglichkeit zum Geldverdienen bedient und füllt zumindest die Kassen der Autoren und Verlage. Mal einige einfache Denkansätze dazu:
Wer wirklich eine Möglichkeit gefunden hat, wird den Teufel tun dies zu veröffentlichen. Wer über die entsprechenden Rechenkapazitäten verfügt, könnte in minutenschnelle alle Wertpapiere fast realtime auf die geforderten Indikatoren checken und wäre allen anderen immer weit vorraus. Das wären definitiv nicht Privatanleger. Würde es eine Möglichkeit geben und nur ein kleiner Teil der Marktteilnehmer würde diese anwenden, würde sie sich von selber wieder aufheben.
Mittlerweile muss man jedoch berücksichtigen, dass es heute jedem möglich ist mit kleinem Kapitaleinsatz bei "geringen" Gebühren an der Börse mitzumischen. Zeitnahe Informationen und Realtimekurse gehören zum Standard und verzerren Vergleiche zu früheren Zeiten. An den mathematischen Gesetzmässigkeiten ändert dies jedoch nichts, was jedoch hier kaum umfassend darzustellen ist. Börse wird immer mehr zum Spielcasino. Vermehrte An- und Verkäufe erfreuen die Banken und schmälern die Gesamtrenditen der Anleger. Die Nutzniesser dieses Verhaltens sind in erster Linie die Geldhäuser, die entsprechende Handelssysteme und Analysemethoden zu Verfügung stellen.
Soweit meine Einschätzung zur Charttechnik mit kurzem Anlagehorizont. In diesem Land gilt Religionsfreiheit. Wer also daran glaubt soll es tun. Geld für alle geht an der Börse nicht.
In diesem Sinne viel Glück |