Ich war gestern also auf der HV gewesen. Weil es nichts zu feiern gab, hab ich auch keinen grünen Hut getragen.
Wie ihr alle wisst, lass ich gerne mal fünfe grade sein, um die Informationen und Erkenntnisse zu vereinfachen. Daher hier „quick and dirty“ mein Resumee, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Richtigkeit und ohne Gewähr.
In der Düsseldorfer Börse war für 90 Aktionäre bestuhlt. Ziemlich alle Stühle waren besetzt mit alten Leuten (1 unter 40, 3 unter 50, 6 unter 60, 80 zwischen 60 und 90) in bequemen Schuhen. Doch niemand musste stehen. Wie später errechnet wurde, vertraten diese alten weißen Männer und vier Frauen etwa 21,26 % des Aktienkapitals. Vorstand Bütow könnte mit seiner ironischen, sarkastischen aber auch irgendwie ehrlich wirkenden Art in jeder Kabarett-Show auftreten. Er sprach also am meisten bei dieser beinahe 7 Stunden dauernden Veranstaltung. Es gab aber auch mehr als genug kritische Fragesteller, deren Fragen sich leider oft wiederholten. Unter Ihnen sogar ein Aktionärs-Clown, der unrasiert und mit zerzausten,lange nicht geschnittenen Haaren als dritter Redner mit seiner Syntax und Semantik und Detail-Kenntnissen zur LuS-Bilanz doch eher einen seriösen Eindruck machte (wenn man Äusserlichkeiten tolerant akzeptiert), der dann wieder verging als er sich mit abgelatschten „third hand“ Schuhen und ungewaschenen Hosen an der Erfrischungstheke beide Hosentaschen mit Orangensaft- und Coca Cola- Fläschlein vollstopfte.
Bei der HV angesprochene Themen:
Die §8 Abs. 7 KStG-Geschichte:
Die sehr komplizierten Gründe für die Besteuerung-Unsicherheit, die zu den enormen Rückstellungen (2017, 2018) geführt hat will ich hier nicht erörtern. Nur soweit: es geht um das „hedgen“ von Derivaten und die Versteuerung der damit verbundenen Gewinne und Verlusten. Der Vorstand klingt zuversichtlich diese Unsicherheit in 2020 positiv beschieden zu bekommen. Sie haben auch eine Betriebsprüfung durch das Finanzamt gefordert um den Sachverhalt endlich zu klären. Leider konnte bislang das Finanzamt wegen „Personalnot“ dieser Aufforderung nicht nachkommen. Die Option das Finanzamt verklagen, um eine Entscheidung zu erzwingen, geht leider auch nicht, weil die Steuern für 2017 und 2018 noch nicht gezahlt wurden und daher LuS bislang kein Schaden entstanden ist. 130 % der des Unternehmensgewinns würde in 2018 als Steuer anfallen, wenn die „negative Auslegung" der Paragraphenänderung obsiegen würde. Das ist eher ein Grund für die Zuversicht des Vorstands, dass die Besteuerungsfrage in Sinne der AG geregelt werden wird.
Zero-Broker und Tradegebühren:
Es drängen Broker auf den Markt die von den Anlegern keine Gebühr verlangen. LuS ist sogar an einem mit 1 komma soundos % an so einer Firma beteiligt. Broker-Leistung ohne Bezahlung durch den Anleger kann nur dann funktionieren, wenn die Emittenten zahlen. Auch LuS zahlt als Emittent von Hebelprodukten und Derivaten eine Vermittlungsgebühr und findet das ok. Genauere Zahlen dazu betrachtet man als Geschäftsgeheimnis.
Zero-Broker werden nicht als große Bedrohung angesehen, weil LuS viel außerbörslich handelt und die Anleger entweder selbst den Händler auswählen oder „best execution“ ankreuzen. Dann entscheidet maßgeblich der niedrigste Kurs. Außerdem wird 75% des Gewinns der AG mit dem emittieren von Derivaten verdient. Die restlichen 25% kommen vom börslichen und außerbörslichen Handel an der Stuttgarter EUWAX, dem „marker maker“-Geschäft in Hamburg, Wien und Bern, allgemeinen Broker-Dienstleitungen auf vielen Handelsplätzen, sowie IPO-Beratungen und sonstige Finanzdienstleistungen. Darum sind Chancen und Risiken für LuS durch das Aufkommen von Zero-Brokern eher begrenzt.
Provisionen für LuS- Manager und Händler in 2018:
Nix....
Neue Handelsplätze Wien und Bern:
In Bern läuft alles sehr l a n g s a m. O-Ton Vorstand Bütow: Bitte nicht denken, dass „so langsam was läuft“ in Bern. In Wien steigert sich der Umsatz erfreulich, jetzt im dritten Jahr. Andere neue Handelsplätze sind nicht in konkreter Planung.
Sondereinflüsse durch Brexit und Schweizer Börsen-Sanktionen:
Es stimme zwar, dass LuS bei den Sanktionen immer noch Schweizer Aktien leichter handeln kann als andere europäische Broker, aber der eher leicht positive Effekt wird wohl marginal bleiben. Das Handelsaufkommen würde sich durch den Wegfall einiger britischer Aktien wohl nur unwesentlich verringern. Ein geregelter oder ungeregelter oder wie auch immer gearteter Brexit könnte sich negativ auf die Weltwirtschaft und somit das Kerngeschäft (Derivate) von LuS auswirken.
best case / worst case- Ausblick:
Zwei Fragesteller haben wiederholt eine Prognose eingefordert. Wiederwillig kam von Vorstand Bütow der Rat nicht mit einer „Superdividende“ bei der Auflösung Rückstellungen für 2017 und 2018 zu rechnen, denn dann müssten zuerst die dann rechtmäßig berechneten Steuern nachbezahlt werden und die wesentlich höheren Beratungskosten. Man solle daher eher mit einer normalen, den realen Geschäftsverlauf widerspiegelnden Dividende rechnen. LuS verfolgt aber weiterhin die Dividendenpolitik etwa 70% der Gewinne der AG auszuschütten.
LuS hat keine „heiße Eisen in der Esse“ und auch keine „geheimen Wunderwaffen“. Expansionen in andere Geschäftsbereiche und andere Länder sind nicht in konkreter Planung. Was die operative Geschäftstätigkeit betrifft, so müsse man warten
„bis Lucie wieder tanzt“.
Er meint damit dass das Weltwirtschaftsklima sich so erhitzt, dass der Anleger wieder vermehrt einen Grund sieht, bei LuS Derivate zu kaufen.
Der worst case wäre wohl eine Situation vermehrter Handelsbarrieren oder Sondereffekte die die Weltwirtschaft abschwächen und gleichzeitig eine massiv steigende Marktpräsenz von J.P. Morgan (Derivate-Emittent) in Europa.
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