Die besten Investitions- und Vermarktungsmöglichkeiten für Landwirte und Investoren Bioenergie boomt. Erneuerbare Energien sind nicht nur der Schlüssel für nachhaltigen Klimaschutz auf unserem Planeten. Im Biogas liegt ein großes Wirtschaftlichkeitspotenzial, das Landwirten und dem ländlichen Raum neue Zukunftsperspektiven eröffnet. Auch Stadtwerke und Energieversorger interessieren sich zunehmend für den Biogasmarkt. Atom-Ausstieg, Erdgas-Streit und Klimaschutz: In allen Bereichen der aktuellen Energiediskussion wird deutlich, dass Erneuerbare Energien in der Zukunft noch eine weit wichtigere Rolle spielen werden als bislang prognostiziert. Und Biogas wird unter den Erneuerbaren Energien eine Schlüsselrolle zufallen. Markt für Biogas - Multitalent, Potenzial, Marktentwicklung Biogas lässt sich vielfältig einsetzen: Biogas liefert nicht nur Strom, Wärme und Gas. Es ist auch einfach und kostengünstig zu lagern und kann kurzfristig zur Stromerzeugung verwendet werden. Es steht ganzjährig zur Verfügung, lässt sich speichern, ist anders als Wind- oder Solarenergie wetterunabhängig und somit regelbar. Aufbereitetes Biogas (Biomethan) kann in allen Erdgasfahrzeugen problemlos eingesetzt, in Tanks abgefüllt und in Flaschen oder Pipelines transportiert werden.
Insgesamt produzieren in Deutschland mehr als 3.700 Biogasanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1.270 MW ca. 6,4 Mio. Megawattstunden Strom pro Jahr. Diese Menge reicht aus, um alle Privathaushalte in Rheinland-Pfalz zu versorgen und entspricht etwa 1,3 Prozent der gesamten Stromproduktion in Deutschland (Quelle: Fachverband Biogas). Biogas wird maßgeblich zur zukünftigen Energieversorgung beitragen. Gut 17 Prozent des heutigen Bedarfs an Wärme und Strom können allein aus Biomasse abgedeckt werden. Ein weiterer Vorteil der Biogastechnik ist die Umweltentlastung. Die Erzeugung von Strom aus Biogas ist CO2-neutral, d.h. das bei der Verbrennung des Biogases entstehende CO2 wurde vorher der Atmosphäre entzogen und in die Biomasse eingebaut.
Schlüsselrolle für Biogas unter den Bioenergien
Unter den alternativen Kraftstoffen hat Biogas, laut einer Studie der Technischen Hochschule in Zürich, die beste Ökobilanz. Biogas aus pflanzlichen Rohstoffen führt zu einer CO2-Einsparung von bis zu 50 Prozent. Gemessen an anderen Biokraftstoffen weist Biogas die höchste landwirtschaftliche Flächeneffizienz pro Hektar und ermöglicht die weitesten Fahrstrecken.
Mit der Aufnahme von Energiepflanzen in den Anbau werden von den Landwirten zusätzliche Pflanzen in die bestehende Fruchtfolge integriert. Positiver Nebeneffekt ist, dass die Bodenfruchtbarkeit verbessert sowie der Befall durch unerwünschte Beikräuter und Schädlinge reduziert werden.
Dank des technologischen Fortschritts ist es möglich, Biogas in großen Mengen auf Erdgasqualität zu veredeln und in die Versorgungsnetze einzuspeisen. Der große Vorteil der Biogaseinspeisung ist die Trennung der Biogasproduktion von der Energieverwertung. Durch die Einspeisung von Biogas in ein bestehendes Erdgasnetz wird gegenüber der Verstromung ein höherer Nutzungsgrad erzielt. Mit einem Gesamtnutzungsgrad von bis zu 90 Prozent entwickeln sich Biomethananlagen zu echten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, die konventionelle Kraftparks ersetzen können und gleichzeitig einen beträchtlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Denn die Erzeugung von Strom aus Biogas ist CO2-neutral, da bei der Verbrennung von Biogas nur so viel Kohlendioxid anfällt, wie die Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben.
Auch der Nährstoffkreislauf ist geschlossen: Nährstoffe, die dem Boden durch den Anbau von Energiepflanzen zur direkten Verwendung in der Biogasanlage entzogen wurden, werden zurückgeführt. Denn die Gärreste werden als Düngemittel wieder auf den Feldern verteilt.
Überblick über Investitions- und Vermarktungsmöglichkeiten
Bisher wurden Biogasanlagen meist von Landwirten oder landwirtschaftlichen Kooperationen finanziert und betrieben. Mit dem Einstieg der Energieversorger haben sich nun völlig neue Geschäftsmodelle für die Erzeugung, Aufbereitung und Nutzung von Biogas bzw. Biomethan ergeben. Die Möglichkeit Biogas nach entsprechender Aufbereitung ins Erdgasnetz einzuspeisen, bietet auch der Gaswirtschaft verschiedene Optionen für eine Beteiligung.
Investitionsmöglichkeiten für die Landwirtschaft
Die Wurzel jeder Biogasanlage liegt in der Landwirtschaft. Weil die Landwirtschaft der einzige Wirtschaftszweig ist, der Biomasse in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stellen kann. Für die Landwirtschaft ist die Bioenergieproduktion ein neuer Produktionszweig mit Zukunftschancen. Die Landwirte haben aber nicht nur die Möglichkeit, als Rohstofflieferant an dem Wachstum der Branche zu partizipieren, sondern sie können selbst Anlagen betreiben oder sich daran beteiligen und damit Energieproduzenten werden. Ein Großteil der Erlöse aus der Biogas-Wertschöpfungskette bleibt somit immer bei den Landwirten.
Landwirt als Anlagebetreiber: Als Eigner der Anlage erzeugt er seine Rohstoffe selbst, betreibt die Anlage und verwertet und vermarktet alle anfallenden Produkte.
Kooperationsmodelle: Landwirte schließen sich zu Betriebsgemeinschaften zusammen z.B. als Gesellschaft bürgerlichen Rechts und finanzieren und betreiben gemeinsam eine Biogasanlage. Dadurch verringern sich der finanzielle Aufwand und das Risiko für alle Beteiligten. Für die Rohstofferzeugung stehen größere Flächen zur Verfügung. In der gesamten Erzeugung vom Anbau bis zur Ernte können somit Kostendegressionen genutzt werden.
Landwirt als Substratlieferant: In einem Liefervertrag zwischen dem Betreibergesellschaft und den Landwirten werden langfristig Substratpreise festgelegt, die an den Lebenshaltungskostenindex gebunden sind. In diesen Verträgen ist auch die Rücknahme des hochwertigen Düngers geregelt.
Landwirt als Substratlieferant und Anlagenbeteiligter: Neben der reinen Rohstofflieferung gibt es die Möglichkeit, dass sich der Landwirt finanziell an der Anlage beteiligt. Er ist Mitinhaber und besitzt somit ein Lieferrecht und ist darüber hinaus am Erfolg der Anlage beteiligt.
Geschäftsmodelle für die Gaswirtschaft:
Die einfachste Möglichkeit einer Geschäftsbeteiligung ist die Abnahme von gereinigtem Biogas nach der Netzeinspeisung und dessen Vermarktung (siehe Tabelle) Dieses Modell ist optimal für Energieversorger, die nicht selbst das Produktionsrisiko übernehmen wollen. Sie müssen sich weder um den Anlagenbetrieb noch den Bezug der Inputstoffe kümmern. Außerdem wird kein Kapital für die Anlageninvestition benötigt. Die Produktion liegt in einer Hand und zwar beim Anlagenbetreiber und –eigentümer. Dadurch gibt es keine Schnittstellenprobleme. Allerdings ist der Energieversorger von einem Vorlieferant abhängig.
Denkbar ist auch der Kauf von ungereinigtem Biogas direkt von der erzeugenden Anlage. Danach erfolgt die Aufbereitung durch den Energieversorger und die Einspeisung ins eigenen Gasnetz. Viele Energieversorger verfügen schon über Erfahrungen in der Gasaufbereitung. Und durch die Vernetzung von verschiedenen Biogasanlagen können Kostendegressionen bei der Gasaufbereitung genutzt werden.
Tritt das Energieversorgungsunternehmen selbst als Anlagenbetreiber auf, profitiert es von der gesamte Wertschöpfungskette der Biogaserzeugung. In diesem Fall sind nicht nur hohe Investitionen notwendig. Das gesamte Know-how und Management für den erfolgreichen Betrieb einer Biogasanlage müssen erlernt werden. Allerdings liegen dann alle Produktionsstufen und die Vermarktung in einer Hand. Außerdem bieten sich beachtliche Chancen zur positiven Profilierung. Die enge Verbindung mit regenerativen Energieträgern stärkt das Image der Erdgaswirtschaft.
Welche Verdienst- und Vermarktungsmöglichkeiten bietet Biogas? Biogas bietet im Unterschied zu Wind und Sonnenenergie unterschiedliche Einnahmequellen, die je nach Standort und Betreibermodell variieren.
Die wichtigste Einnahmequelle war bisher der Stromverkauf. Dank des Erneuerbaren Energien-Gesetzes (EEG) sind der Absatz und der Mindestpreis für den in das Netz eingespeisten Strom gesichert. Beim Eigenbetrieb einer Anlage kann der Landwirt mit Erträgen aus dem Verkauf des Stroms zu garantierten Abnahmepreisen rechnen, Den hier erzeugten Strom nimmt der Stromnetzbetreiber ab und vergütet ihn entsprechend dem EEG. Zudem ist zu beachten, dass die Stromerlöse 20 Jahre lang konstant sind.
Aus ökologischer und ökonomischer Sicht ist eine sinnvolle Nutzung der erzeugten Wärme unabdingbar. Insbesondere durch die Wärmeabnahme ergibt sich für die Biogasanlage ein deutlicher Mehrertrag. Den Kosten durch Investitionen Wärmeleitung und Einbindung, Wartung und Instandhaltung stehen Wärmeerlöse über den KWK-Bonus (Kraft-Wärme-Kopplung) gegenüber. Der Energieversorger seinerseits kann die Nachfrage seiner Kunden nach Ökostrom decken und profitiert vom Erlös aus dem Verkauf des Ökostroms. Im Fall einer Zusammenarbeit mit Landwirten kann sich der Energieversorger auf seine Kompetenz „Stromproduktion“ fokussieren, damit werden auch seine Risiken reduziert. Eine Win-Win-Situation für beide entsteht.
Zukünftiges Ertragsfeld: Biogaseinspeisung in das vorhandene Netz
Die Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz ist zukünftig eine weitere Nutzungs- und Ertragsmöglichkeit. Biogas wird nicht mehr vor Ort in das Block-Heiz-Kraftwerk zur Kraft-Wärme-Kopplung genutzt, sondern direkt in das vorhandene Erdgasnetz eingespeist. Durch das Energiewirtschafts-Gesetz und die Netzzugangs-Verordnung wurden in Deutschland die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass künftig die Einspeisung von Biogas in Erdgasqualität möglich wird. 20% des deutschen Erdgasverbrauchs kann mit dem nutzbaren Biogasenergiepotential ersetzt werden. Biogas ist somit als einzige Erneuerbare Energie in der Lage, jede Art von Energie bereit zu stellen (Strom, Wärme, Kraftstoff).
Die deutsche Gaswirtschaft will den Markt für Biogas bis 2030 mit etwa zehn Milliarden Kubikmetern Biogas versorgen. Bis 2030 sollen etwa zehn Milliarden Kubikmeter Bio-Erdgas dem Energiemarkt zur Verfügung stehen. Beispielsweise will E.ON bis 2020 rund 530 Mio. Euro in die Netzeinspeisung investieren. Dieses Engagement wird zweifelsohne dazu beitragen, die Technologie auf diesem Sektor zu fördern und weiterzuentwickeln. Im regenerativen Wärmemarkt könnten mit Biomethan die gesamte Erdgas-Infrastruktur und die gesamten Installationen ohne Einschränkungen weiterverwendet werden. Dieses Biomethan soll auch dem Kraftstoff Erdgas beigemischt werden – bis 20210 mit einem Anteil von 10, bis 2020 von 20 Prozent.
Vermarktungsmöglichkeiten im Spitzenlaststrombereich Strom aus Biogas kann genau dann produziert werden, wenn der Bedarf am höchsten und die Strompreise am attraktivsten sind. Im Gegensatz zur Sonnen- und Windenergie, wo der Einsatz im Spitzenlaststrombereich aufgrund der klimatisch bedingten Schwankungen nur begrenzt möglich ist, ist Einspeisung von Spitzenlaststrom wesentlich einfacher realisierbar. Das biologisch produzierte Gas kann in technisch einfachen und kostengünstigen Gasspeichern zwischengepuffert und dann zu bestimmten Zeiten in Strom umgewandelt werden.
Zusammenfassung: Die Aufbereitung von Biogas auf Erdgasqualität ermöglicht die Einspeisung in das Erdgasnetz. Damit stehen dem erzeugten Biomethan alle Verwertungsmöglichkeiten des normalen Erdgases offen. Die energetische Verwertung nachwachsender Rohstoffe wird mit dem Ausbau dieser Technologie noch interessanter und schafft einen neuen Absatzmarkt. Das Potenzial ist immens. Die Nutzung von Biogas, bietet sowohl den Energieversorgern als auch den Landwirten interessante Möglichkeiten neue Geschäftsfelder aufzubauen und ihr Produktportfolio zu erweitern.
Nach einer aktuellen Studie des Bundesverband der Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) kann alleine Biogas bis 2030 über 10 % des Erdgasabsatzes ersetzen und damit einen wichtigen Beitrag zu einer krisensicheren, preisstabilen, heimischen Energieversorgung leisten.
Autoren: Margitta Kley und Petra Krayl Schmack Biogas AG E-Mail: petra.krayl@schmack-biogas.com margitta.kley@schmack-biogas.com |