Die Risk to Equity Ratio
Die anfangs angeführte Liquidität der Märkte und die daraus folgende Flexibilität für den Investor bietet einen weiteren Aspekt, der dem Terminhandel die "Gefährlichkeit" zu nehmen vermag: innerhalb der durch die Börsen vorgegebenen Margin requirements ist der Investor hinsichtlich der Größe seines Engagements völlig frei. Anders als beim Tante-Emma-Laden, für dessen Betrieb es zwingend erforderlich sein kann, eine ganze Pallette Obst oder Haferflocken mit entsprechend hohem Gesamtpreis einzukaufen, sind sämtliche Kontrakte an den Terminmärkten ab einem Stück handelbar. Eine Mindestabnahme, Musterzuschläge oder Preisstaffeln gibt es nicht.
Aus diesem Grunde kann der Einsatz der Mittel auch streng gemäß stets einzuhaltenden Spekulationsgrundsätzen und vernünftigem Moneymanagement erfolgen: es gibt immer eine Position, die so gestaltet werden kann, daß der Kapitaleinsatz allen Regeln der Kunst enstpricht. Nur bei extrem kleinen Kontovolumina (unterhalb von $5000) wird ein Agieren innerhalb dieser "Vernunftgrenzen" schwierig; die Teilnahme am Markt -- beispielsweise mittels Positionen in Optionen -- besteht allerdings auch hier. Verwundert ärgert sich der ein oder andere Investor über höhere Margin Anforderungen, in Unwissenheit darüber, daß der Kontenbetreuer ihm damit wesentlich bessere Ausgangsvoraussetzungen bietet (für Einsteiger mit recht geringen Kontengrößen ist die zwangsläufige Konsequenz daher, daß Sie sich auf die Strategie des Scalpens (s.o.) spezialisieren sollten, da diese Handelstechnik per Trade die geringste Deckung erfordert).
Da schon durch bloße Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht davon auszugehen ist, daß ein Investor bei 100% seiner Entscheidungen Recht hat und Gewinn macht, darf keine Position einen substanziellen Anteil des zur Verfügung stehenden Kapitals ausmachen. Im professionellen Fondsmanagement werden in der Regel nur 3%-5% der zur Verfügung stehenden Mittel für eine einzelne Position eingesetzt; sog. High risk funds riskieren gerade einmal 10%. Im Vergleich hierzu mutet das Investitionsverhalten der allermeisten Anleger hochgradig stümperhaft und kopflos an: es ist beileibe keine Seltenheit, daß 90% der Mittel auf ein einziges -- womöglich das falsche -- Pferd gesetzt werden. Geht dies im Einzelfalle einmal gut, verleitet es allenfalls zu weiterem Leichtsinn, der zwangsläufig im Totalverlust endet. Schon mittelfristig aber muß dies zum Verlust führen, und langfristiger Gewinn ist so erst recht nicht realisierbar: denn spätestens nach einigen Dutzend Orders muß auch die spektakulärste Glückssträhne enden, und es braucht unter diesen völlig idiotisch dimensionierten Orders nur eine einzige "falsche" zu sein -- schon ist der Gewinn mehrerer Monate der erfreulichsten Amateurarbeit mit einem Schlag ausgelöscht oder gar in einen beträchtlichen Verlust verwandelt.
Bei sinnvoller Dimensionierung und Einhaltung zumindest einiger durch den gesunden Menschenverstand vorgegebenen Spekulationsgrundsätze, lassen sich im Ergebnis dauerhaft Gewinne erwirtschaften. So kann sich der beispielsweise 5% riskierende Investor bis zu 20 verlustbringende Positionen unmittelbar nacheinander leisten, bevor seine Mittel verbraucht sind.
Überwindet er zudem die Hemmung, eine Fehlentscheidung unverzüglich zuzugeben und eine ungünstige Position sofort -- mit noch kleingebliebenem Verlust -- wieder zu schließen, steigert der Investor längerfristig seinen Ertrag. Es geht nicht darum "Recht gehabt zu haben" sondern Gewinne zu maximieren.
Überblick über einfache stets zu beachtende Grundregeln:
Einhaltung der Spekulationsgrundsätze: etwa 5% für eine einzelene Position; oder bei Überschreiten dieser Grenze: Verluste auf 5% begrenzen durch Moneymanagement Stops (zur Verhinderung von (Total)Verlusten über 5% des Portfolios) Überschlägige Berechnung, ob beabsichtigte Position innerhalb der unter (1) genannten Regeln eingegangen werden kann; Moneymanagement Stop darf nicht die Strategie "abschneiden" Verluste kurz halten; lieber nach kurzer Zeit mit überschaubarem Verlust liquidieren als nach vielfach längerem Zeitraum mit bedeutend größerem Verlust "ausgestoppt" zu werden. Gewinne laufen lassen (und nicht so früh abschneiden, wie man es hinsichtlich Verlusten eben gerade nicht fertigbringt...) Greetz |