Rezession zur Diskussion (aus Consors Newsletter vom Freitag)
Die Märkte schielen einmal mehr auf die Notenbanken
Die Spannung steigt, wieder einmal streiten sich die Gelehrten darüber, ob Alan Greenspan zum siebten Mal, Wim Duisenberg zum zweiten Mal in diesem Jahr, der kränkelnden Wirtschaft mittels Zinsspritzen Aufputschmittel verabreichen werden. Für das am Dienstag beginnende Treffen der US-Notenbanker scheint dies für die Märkte bereits eine ausgemachte Sache, wenngleich vereinzelte Konjunkturdaten Besserungstendenzen aufwiesen. Wir rechnen mit einem Schritt von 25 Basispunkten, da derzeit zwar keine akuten Preisgefahren (Juli-Inflation: 2,7 %) bestehen, diese aber auch nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfen. Bedenken Sie: In früheren Rezessionsphasen wie z. B. 1990/91 sank die Inflationsrate wesentlich stärker, seinerzeit von 6,5 % auf unter 3 %. Greenspan muß hier auf alle Fälle auf der Hut sein. Die amerikanische Wirtschaft bedankt sich möglicherweise allmählich für das beherzte geldpolitische Eingreifen der Fed, die These des 6 - 9 monatigen Time-Lags wäre damit eindrucksvoll belegt. Bei der Europäischen Zentralbank hingegen, die am 30. August anläßlich einer Präsentation neuer Banknoten eine Pressekonferenz abhält, sind sich die Volkswirte nicht so sicher. In ihrem letzten Monatsbericht streute die EZB keinerlei Hinweise dafür, daß sie gedenkt, an der Zinsschraube zu drehen. Immer wieder stellen ihre Vertreter zudem klar, daß man das derzeitige Zinsniveau für angemessen halte. Dennoch sollte sich der Druck vor dem Hintergrund rückläufiger Teuerungsraten (EU im Juli 2,6 % nach 2,8 % im Juni) sowie einem erstarkten Euro (akt. 0,915 Dollar), der zusätzlich inflationsmindernd wirkt, verstärken, betont sie doch auch immer wieder, vorausschauend zu agieren. Für die europäische Konjunktur dürften aber potentielle Zinsschritte als Rettungsanker nicht mehr in Frage kommen. Entweder sie "packt" es (ohne die EZB) infolge einer Belebung in den USA oder sie schlittert in eine tiefe Rezession. Die jüngsten Entwicklungen sind wenig ermutigend, wenngleich Frankreich die Märkte mit einem Anstieg der Industrieproduktion im Juli von 2,7 % gegenüber Vorjahr überraschte. Aber vor allem in Deutschland, der größten Volkswirtschaft, verdüstert sich der Konjunkturhimmel zusehends. Der in dieser Woche erwartete Frühindikator Ifo- Geschäftsklimaindex wird schlecht ausfallen, das BIP des 2. Quartals stagnierte bestenfalls, darauf hat bereits die Bundesbank die Märkte vorbereitet. |