Liebe NEWComer!
...also Pamphlet würde ich Kirsten Grinds Buch nicht unbedingt bezeichnen.
...und hinsichtlich der Insolvenz der Bank ist folgendes zu sagen:
Auslöser der ganzen Aktion war eigentlich Paulson, der nach der Pleite von Lehman einen Steigbügel für TARP (zur Rettung der Ost-Banken) benötigte. Die Schuld gebe ich aber B.Clinton, der es durch die Aufhebung des Glass-Steagall Acts im Jahre 1999 ermöglichte, dass JPM daran denken konnte Begehrlichkeiten auf eine Bank wie WaMu zu entwicklen. Ich bin sicher, dass B.Clinton im guten Glauben handelte, er aber mit der Hinterhältigkeit der Banker nicht rechnete.
Bis 1999 hatte GS (Goldman Sachs) das Investment der WaMu-Loans in ganz lukrativer Weise betrieben. Im Jahre 2000 wurde dieser lukrative Geschäftszweig aufgrund der neuen Gesetzeslage von WaMu selbst übernommen. Paulson - als ehemaliger CEO von GS (1999-2006) konnte das nie verkraften und hatte mit WaMu diesbezüglich auch noch eine Rechnung offen.
Die Connection Bair-JD dürfte auch allgemein bekannt sein. Das Project-West wurde bis ins Detail geplant und ausgefeilt. Wer sich halbwegs in den USA auskennt weiß wie es um Ost- und West-Banken dort bestellt ist. JD hatte sicherlich in GS einen guten Verbündeten und speziell in Paulson einen zuverlässigen Partner. Als die Blase der Home-Loans und der AMR-Options zu platzen begann, begann JPM den vorgesehenen Plan Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen.... ....bis die Ratingagentur Moddy's von JPM in Kenntnis gesetzt wurde, dass sich JPM an einem Bieterverfahren des FDIC beteiligen würde. Diese setzte WaMu (ohne weitere Prüfung) auf Ramsch-Niveau 4, damit das OTS einen Grund einzuschreiten hatte (dazu muss man wissen, dass Moody's finanzielle Abhängigkeit von JPM nicht zu leugnen ist). Das OTS hatte sich bis dahin geweigert WaMu mit 4 einzustufen und beließ es auch anläßlich seiner letzten Prüfung im Febraur 2008 auf Stufe 3.
Kirsten Grind schreibt in Ihrem Buch (Seite 290): Zitat: The bank told Moody's that it was considering a purchase of WaMu from the FDIC. After hearing that, Moody's became even more worried.
...man kann durchaus annehmen, dass diese "Mitteilung" nicht ohne Hintergedanken gegeben wurde.
....weiter (Seite 291): ...Moody's also worried that the government money would come too late. Paulson was trying to win over Congress, but it was unclear wether he could convince lawmakers to accept his plan. Zitat-Ende
Kurz darauf stufte auch S&P (Standard&Poors) WaMu herunter.
Kirsten Grind (Seite293): Zitat: On Capitol Hill, Senator Maria Cantwell (D-Wash.) cornered Paulson before a congressional hearing to ask about WaMu. Cantwell had twice tried to reach the treasury secretary. He hadn't returned her calls. Now as rumors swirled about WaMu's fate, she reminded him that the bank had adequate capital and liquidity. "I know all this", Paulson answered hurriedly. [(Fußnote 65) Kirsten Grind, "Cantwell Reveals Another WaMu Inquiry", Puget Sound Business Journal, Feb. 5, 2010] ...Cantwell also tracked down Bair and told the FDIC chairman that she didn't understand why regulators would take action against WaMu when the government anticipated legislation that would help all the banks. "Whatever you do better be clear and transparent", Cantwell told Bair. Zitat-Ende
Inzwischen hatte WaMu ein Angebot der TD-Bank (Canada) und man machte sich Gedanken, dieser Offerte zum Verkauf der WaMu-Branches in New York und New Jersey zuzustimmen. Zwischendurch wollte man mit Kapitaltransfers (der WMBfsb) allen Zweiflern den Wind aus den Segeln nehmen.
Der in Szene gesetzte Bankrun (beginnend ab 15. September 2008) machte WaMu nervös, nachdem bereits die Aktie geshortet wurde (wer hat da die Fliege ins Ohr gesetzt?).
Kirsten Grind (Seite 286): Zitat: WaMu's survival depended on the severity of the bank run. If customers kept pulling out as much as $2.8 billion a day, WaMu might make it only a week. If deposit outflows slowed, it would give the bank more time. If not "we'd probably tip on Monday, September 29", Freilinger wrote, citing the worst case szenario. Zitat-Ende
Kirsten Grind (Seite 294): Zitat: On a conference call with Bair at the FDIC, Reich at the OTS, and Kohn at the Fed, Fishman and the investment bankers went over a plan that would raise about $19 billion. The cornerstone of the plan involved converting some of WaMu's dept to equity, a move that would increase the bank's capital by $13 billion. WaMu also planned to move $4 billion of cash from WaMu' holding company into the bank, boosting the bank's liquidity in the face of the bank run. Zitat-Ende
Nachdem offensichtlich Feuer im Busch war, sperrte WaMu den Zugriff zum Intralinks-System (Computergesteuerte Finanz-Abfrage zwischen Banken). JPM hatte ab sofort keinerlei Möglichkeit die finazielle Entwicklung bei WaMu zu kontrollieren. Es wurde gemutmaßt, dass darüber sowohl "The Wallstreet Journal" als auch "CNBC" berichten wollten.
Das veranlasste JPM sich mit SB (FDIC) in Verbindung zu setzen, die ihrerseits sofort die Hebel in Gang setzte. Offensichtlich handelte das OTS unter Druck.
Anstatt wie ursprünglich geplant am Freitag den 26. September 2008 wurde die Bank bereits am 25.9.2008 vom OTS beschlagnahmt (...und das, obwohl am selben Tag das OTS [Reich] in einem Telefax über die beschlossenenen, zwischenzeitigen Transaktionen informiert wurde!)
Das Buch ist weder PRO WaMu noch GEGEN JPM/FDIC gerichtet. Es listet nur die belegten Geschehnisse bis zum Zeitpunkt der Übernahme durch die FDIC auf. Es sind also keinerlei Merkmale von "WaMu-Konsensus" feststellbar.
In einem Epilog "BARELY A BLIP" (ab Seite 307) geht sie auch auf diverse Geschehen nach dem 25.9.2008 ein, vor allem auf Killinger, sowie Lou Pepper, den Vorgänger Killinger's, der bereits mehrmals vor der hemmungslosen Kreditvergabe über ARM-Options warnte. Aber auch SB und JD werden in ihren (patzigen) Aussagen kommentiert.
...und was geschieht heute - bei uns. Wer einen Fehler zweimal macht, müsste eigentlich als Dummkopf bezeichnet werden. Aber nein; die Banken müssen ihr (Eigenkapital-)Ratio erhöhen. Was machen sie: sie Aktivieren die Pfandscheine auf Hypotheken indem sie diese als "fundierte Bankschuldverschreibung" im Grundbuch eintragen und dafür Immobilien-Fondsanteile verkaufen, um damit Geld (das nicht ihnen gehört) dem Eigenkapital zuzuführen. Die Hypothekarraten werden dem Deckungsregister erst dann zugeführt, wenn der Schuldner zahlt (sofern er zahlungsfähig ist!). Geht die Bank pleite, sind diese Forderungen sofort fällig, egal ob brav zurückgezahlt wurde oder nicht. Kommt mir irgendwie bekannt vor! (In Österreich ab 15.9.2017!)
...Ich hatte vor 2 Tagen ein Interview mit Thilo Sarazin verfolgt, wo er (sinngemäß) meinte: Wissen Sie, die härtesten Kritiken und Beschimpfungen kommen von jenen, die meine Bücher möglicherweise besitzen, aber nicht einmal gelesen haben.
Deshalb auch mein Rat: Zuerst Buch haben, dann lesen und dann erst den Mund voll nehmen!
LG ID_pb |