Printausgabe Handelsblatt (heutiger Artikel)
Sparen, sparen, sparen... Griechische Banken schreiben schwarze Zahlen - nach massiven Einschnitten -Die Branche streicht nach 2010 jede fünfte Stelle -Große Institute wollen Auslandstöchter verkaufen
Nach einer langen Durststrecke haben drei der vier systemrelevanten griechischen Banken im ersten Halbjahr 2014 wieder Gewinne ausgewiesen. Die Rückkehr in die schwarzen Zahlen ist zwar zum Teil steuerlichen Sondereffekten geschuldet, aber auch das Ergebnis drastischer Kostensenkungen. Der Sparkurs soll fortgesetzt werden. Es ist umso dringlicher, als drei Athener Institute beim laufenden Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) als Wackelkandidaten gelten. Am besten steht der Branchenführer National Bank of Greece mit einem Halbjahresgewinn von 1,146 Milliarden Euro da. Das Institut verzeichnet außerdem die geringste Quote notleidender Kredite: 23,2 Prozent, gegenüber 34 Prozent im Branchendurchschnitt. NBG-Chef Alexandros Tourkolias kann denn auch als einziger griechischer Topbanker den Ergebnissen des EZB-Stresstests gelassen entgegensehen: Sein Institut sein mit einer Kernkapitalquote (Tier1) von 16,2 Prozent im zweiten Quartal auf der sicheren Seite und benötige kein frisches Kapitel sagt Tourkolias. Die Alpha Bank wies für das erste Halbjahr einen Gewinn nach Steuern von 361,6 Millionen Euro aus, die Piraeus Bank 202 Millionen. Einzig die Eurobank hat es bisher nicht zurück in die Gewinnzone geschafft und schrieb einen Verlust von 301 Millionen Euro. Die griechischen Banken hatten beim Schuldenschnitt vom Februar 2012 knapp 38 Milliarden Euro verloren - weit mehr als ihr Eigenkapital von 22,1 Milliarden. Von 19 Geschäftsbanken blieben neun übrig. Die anderen wurden abgewickelt oder übernommen. Heute kontrollieren die vier systemrelevanten Banken, die auch dem EZB-Stresstest unterzogen werden, 98 Prozent der Einlagen. Im vergangenen Jahr wurden die vier großen Institute mit 27,5 Milliarden aus dem zweiten Griechenland-Rettungspaket rekapitalisiert. In diesem Frühjahr brachten die Banken mit Kapitalerhöhungen weitere 8,3 Milliarden am Markt auf. Dennoch könnte der Stresstest nach Einschätzung von Experten für die Eurobank, die Alpha Bank und die Piräus Bank weiteren Kapitalbedarf ergeben. Anastasia Sakellariou, die Chefin des griechischen Bankenrettungsfonds HFSF, ist aber nicht besorgt: Wenn sich zusätzlicher Kapitalbedarf ergeben sollte, denke ich, dass er leicht zu handhaben ist. Auch wenn dem HFSF aus dem EU-Hilfspaket noch mehr als elf Milliarden Euro für Kapitalspritzen zur Verfügung stehen: Die Institute möchten möglichst keine weiteren Staatshilfen annehmen. Deshalb wollen sie ihre Kosten weiter senken und Beteiligungen versilbern. Seit Ende 2010 haben die griechischen Banken bereits fast 12000 Jobs gestrichen, ein Fünftel aller Stellen. Das Zweigstellennetz schrumpfte von 3733 auf 2882 Filialen. Die NBG reduzierte ihre Betriebskosten im ersten Halbjahr um beachtliche 16 Prozent, die Eurobank um nahezu elf und die Alpha Bank um knapp neun Prozent. Den größten Konsolidierungsbedarf hat die Piräus Bank, die im Verlauf der Krise sechs kleinere Institute schluckte und das Zweigstellennetz von 1354 im März 2013 bis Ende dieses Jahres auf 860 ausdünnen will. Ebenfalls zur Disposition stehen Versicherungstöchter und Immobilien der griechischen Banken. Auch der Rückzug aus den Märkten Ost- und Südosteuropas, die Griechenlands Banken in den 1990er und 2000er- Jahren zu erobern versuchten, ist kein Tabu mehr. Die Eurobank trennt sich jetzt von ihrer Tochter in der Ukraine, nachdem sie sich zuvor bereits aus Polen und der Türkei zurückgezogen hat. Die Alpha Bank will sich nur noch auf Rumänien und Zypern konzentrieren und das sonstige Auslandsgeschäft zurückfahren. Die Piräus Bank, die mit rund 400 Filialen in sieben Ländern die größte Auslandspräsenz aller griechischen Banken hat, plant ebenfalls erhebliche Konsolidierungen. Auch die NBG will ihre Präsenz in den Balkanländern reduzieren. Möglichst festhalten möchte Griechenlands größte Bank allerdings an der türkischen Finansbank. Denn das ist ihre profitabelste Tochter, die sogar in den Krisenjahren Gewinne nach Athen überweisen konnte. |