gegen eine langweilige Mittagspause
Wette auf ein Comeback der US-Aktien
Die Berichtssaison wird zum Prüfstein der Börsenrallye. Die Erwartungen an die US-Unternehmen sind gerade nicht besonders hoch. Experten sehen trotzdem Chancen in Übersee. Denn jede Überraschung zum Positiven könnte Schwung in die Kurse an der Wall Street bringen.
Es mag wie Chuzpe anmuten: Da dürfte die US-Bilanzsaison die schwächsten Gewinnzuwächse seit fünf Jahren (dem Ende der letzen Rezession) ausweisen, und trotzdem wetten einige Akteure am Markt auf ein machtvolles Comeback amerikanischer Aktien. Zu weit sind die Titel aus der größten Volkswirtschaft der Welt nach Ansicht der Profis zurückgeblieben. Und zu wenige Akteure sind an der Wall Street überhaupt noch investiert. „Wenn wir die amerikanischen Aktienmärkte mit unserem Computerprogramm analysieren, stoßen wir derzeit auf kaum einen wirklich überteuerten Wert“, sagt Portfolio-Manager Frank Lingohr, der mithilfe eines ausgeklügelten Elektronenhirns die globalen Aktienmärkte nach Investmentchancen durchforstet. Das kontrastiere auffällig mit der Situation in anderen Investmentregionen. Da kümmert es den Profi, der mit seinem Fonds Lingohr Amerika Systematic dieses Jahr mit einem Plus von 12,2 Prozent gut im Rennen liegt, wenig, dass die Ertragszahlen im zweiten Quartal nicht so glänzend ausgefallen sein dürften wie in der Vergangenheit. Wie gut oder schlecht die Ergebnisse wirklich sind, wird sich in der jetzt begonnenen Berichtssaison zeigen. Bereits gestern gewährte der Aluminiumhütte Alcoa Einblick in seine Bücher. Der Zahlenreigen setzt sich fort mit dem Biotechnologieriesen Genentech am Mittwoch und dem Mischkonzern General Electric am Freitag. Nach Berechnungen des Datenanbieters Reuters prognostizieren die Profis für das zweite Quartal für die 500 Gesellschaften des S&P-Index einen durchschnittlichen Ertragszuwachs von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das wäre dann das zweite Mal in Folge, dass die Konzerne nur ein einstelliges Wachstum vorweisen können. Zuvor hatten die US-Unternehmen 14 Quartale hintereinander jeweils zweistellige Expansionsraten verzeichnet. Jede positive Überraschung könnte die Rallye in Schwung bringen Treffen die Prognosen zu, wären die Firmen der Wirtschaftssupermacht zwischen April und Juni 2007 so langsam gewachsen wie seit dem zweiten Quartal 2002 nicht mehr. Das erwartete Nachlassen der Gewinndynamik liegt vor allem in der US-Immobilienkrise begründet. Die nach oben geschnellten Ausfälle von Hypothekendarlehen minderer Bonität haben nicht nur in so mancher Bankbilanz Bremsspuren hinterlassen. Die Auswirkungen erstrecken sich auch auf die Kauflaune der US-Bürger. „Mit fünf Prozent Ertragsrückgang bilden die Unternehmen des zyklischen Konsums, also die Bereiche Autos, Medien, Freizeit und Restaurants, das Schlusslicht unter den S&P500-Sektoren“, sagt Reuters-Analyst Ashwani Kaul. Bei den Finanzwerten betrage das Plus wegen des boomenden Investment-Banking-Geschäfts zwar immer noch gute neun Prozent. Das sei jedoch meilenweit entfernt von früheren Zuwächsen. Jede Überraschung zum Positiven könnte angesichts der relativ niedrigen Erwartungen Schwung in die Kurse an der Wall Street bringen. Hinter vorgehaltener Hand lassen einige Profis durchblicken, dass die Zahlen besser ausfallen könnten. Auf dem Parkett wird von einem Ertragsplus von sieben bis acht Prozent gemunkelt. Das entspräche immerhin dem Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre. „Die Unternehmen dürften die Schätzung der Analysten wieder einmal übertreffen“, sagt Peter Gibson, Stratege beim nordamerikanischen Research-Haus Desjardins. Zugute kommen dürfte den US-Konzernen insbesondere der schwache Dollar, der die Exportchancen auf den Weltmärkten erhöht und die Gewinne tendenziell steigen lässt.
üde,,,schon probiert? |