SAP, die Perle der deutschen Technologiebranche, hat Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt, die man einfach nur brillant nennen kann: 10 Prozent mehr Umsatz, plus 8 Prozent beim Gewinn, satte 22 Prozent höhere Lizenzeinnahmen. Letztere Zahl ist deshalb essentiell, weil sie die wichtigste Kenngröße ist für künftige Umsätze mit Schulung und Beratung. Kurz: SAP legt derzeit das Fundament für die Wachstumsstory der Zukunft.
Das Szenario hat sich also deutlich aufgehellt. Unvergessen sind die letzten Monate, als der weltgrößte Hersteller von Unternehmens-Software in beängstigender Regelmäßigkeit schlechte Nachrichten verbreiten musste: Verdacht auf Industriespionage beim größten Konkurrenten, dem US-Konzern Oracle; abruptes Ausscheiden des jungen Vorstandsmitgliedes Shai Agassi, der bereits als möglicher CEO gehandelt wurde; Verlust von Marktanteilen. In zwei Quartale verfehlte darüber hinaus die Geschäftsentwicklung die Erwartungen der Analysten grob.
Zwar hat Vorstandschef Henning Kagermann versucht, durch die Berufung des talentierten Vertriebsvorstandes Leo Apotheker zu seinem direkten Stellvertreter den Anlegern mehr Klarheit über den künftigen Kurs von SAP zu geben. Richtig gelungen war ihm dies aber nicht, wie jeder an der Aktienkursentwicklung in diesem Jahr ablesen kann: Kein Papier im Dax hat sich schlechter entwickelt.
Nun also der Sprung nach vorn. Die Märkte haben – richtigerweise – mit einem Kursfeuerwerk reagiert. Es ist keineswegs waghalsig zu prognostizieren, dass SAP in den kommenden Monaten von den Anlegern wiederentdeckt wird. Zahlreiche Kaufempfehlungen führender Brokerhäuser signalisieren dies. Denn das Zahlenwerk zeigt vor allem eines: Das Geschäftsmodell des Weltmarktführers bei Programmen für die Verwaltung betrieblicher Prozesse ist robust. Sehr viel robuster als jenes von Oracle, wo die Gefahr eines Strohfeuers sehr groß erscheint. Während Oracles Boss, der ruppige Larry Ellison, in erster Linie durch milliardenschwere Zukäufe Masse gewinnt, schafft SAP Wachstum aus eigener Kraft. Folge: SAP steht finanziell wesentlich solider dar und wird langfristig höhere Investitionen in innovative Produkte und neue Märkte – beispielsweise jenen von Mittelstandskunden – investieren können.
SAP ist eine wunderbare deutsche Erfolgsgeschichte. Sie zeigt, was hierzulande möglich ist. Andere High-Tech-Firmen sollten dies zum Anlass nehmen, optimistisch zu sein. Niemand muss ins Silicon Valley, um in der Hochtechnologie Weltgeltung zu erlangen.