1. Sanacorp: Vor SDAX-Aufnahme? | | + Erfüllt SDAX-Aufnahme-Kriterien + Deutlich günstiger bewertet als MDAX-Wert Celesio + Kursziel 40 Euro (aktuell 32,80 Euro)
Die Aktien des Pharmagrosshändlers Sanacorp (WKN 716.313, Ticker SNC3, ISIN DE0007163131) werden seit 1.6.2005 durch die DZ Bank als Designated Sponsor betreut. Damit gibt es beim Prime-Standard-Wert nun auch in Xetra einen fortlaufenden Handel, der für Aktien der DAX-Familie verpflichtend ist. Ganz abgesehen davon, dass damit auch die Liquidität der Aktie steigen sollte.
In der aktuellen MDAX/SDAX-Rangliste per 31.5.2005 erfüllt das Unternehmen mit seinen Platzierungen beim Börsenwert und beim Börsenumsatz der letzten 12 Monate ganz klar die Kriterien für eine SDAX-Aufnahme. Mit einem Streubesitz-Börsenwert von 63,77 Mio. Euro lag das Unternehmen zu diesem Stichtag hinter der auf Rang 98 platzierten Hornbach (64,90 Mio. Euro Marktwert). Beim Börsenumsatz befand sich Sanacorp mit 79,02 Mio. Euro hinter CeWe Color, die mit 79,14 Mio. Euro Umsatz auf Platz 75 rangierte.
Seit Monatsbeginn werden die Aktien im Rahmen des 'continous trading' in Xetra gehandelt. Da nunmehr sowohl beim Börsenumsatz als auch beim Börsenwert die Kriterien für eine SDAX-Mitgliedschaft erfüllt sind (jeweils unter den Top-110), könnte Sanacorp bald in den SmallCap-Index der Deutschen Börse aufgenommen werden, wodurch sich ein breites Publikum mit dem fundamental günstig bewerteten Unternehmen beschäftigen würde. Dann würde das Unternehmen noch häufiger als bisher in Vergleichstabellen neben Celesio stehen. Der MDAX-Wert ist grösster europäischer Pharmagrosshändler und in Relation zu Celesio ist Sanacorp wesentlich günstiger bewertet:
Unternehmen | Index | Aktueller Kurs | Buchwert/Aktie | Gewinn 2004/Aktie | Celesio | MDAX | 67,80 Euro | 24,23 Euro | 3,95 Euro | Sanacorp | SDAX? | 32,50 Euro | 40,60 Euro | 2,94 Euro |
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Sieht man sich die Kennzahlen von Celesio und Sanacorp genauer an, dann kann man noch deutliches Potenzial für den SDAX-Kandidaten erkennen. Insbesondere der hohe Buchwert sticht bei Sanacorp ins Auge. So beträgt das Eigenkapital pro Aktie hier per 31.3.2005 40,60 Euro, während es zu diesem Stichtag bei Celesio nur bei 24,23 Euro pro Aktie lag. Die deutlich höhere Eigenkapitalrentabilität von Celesio erklärt sich dadurch, dass das MDAX-Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von 30,4 % der Bilanzsumme im Vergleich zu Sanacorp (57,8 % EK-Quote) wesentlich stärker kreditfinanziert ist. Zudem werden von Celesio nicht nur Apotheken mit Medikamenten beliefert, sondern auch welche betrieben.
Wie 'sicher' ist die SDAX-Aufnahme?
Am Freitag den 3.6. wurden in einer Sitzung des Arbeitskreises Aktienindizes der Deutschen Börse über die Index-Veränderungen per 17.6. entschieden. Da die Grundlage dafür die Index-Ranglisten per 31.5. waren, konnte Sanacorp wegen des damals noch fehlenden fortlaufenden Xetra-Handels noch nicht berücksichtigt werden. Für die nächste Arbeitskreissitzung am 5.9. zeichnet sich bereits eine Aufnahme des Börsenneulings MTU Aero Engines in den MDAX ab, wodurch ein Wert vom MDAX in den SDAX absteigen würde. Für eine SDAX-Aufnahme von Sanacorp müssten somit 2 Werte den SDAX verlassen, was aus heutiger Sicht aber gut möglich ist. Auf abstiegsgefährdeten Plätzen befinden sich derzeit Baader, D.Logistics, Loewe und Teleplan. Wie die Rangliste per Ende August - die Grundlage für die nächste Index-Entscheidung - aussehen wird, lässt sich aber heute noch nicht sagen. Insofern handelt es sicher um eine gut mögliche Spekulation. Sicher ist eine SDAX-Aufnahme in drei Monaten allerdings nicht.
Fazit
Der Pharmagrosshändler mit 13 % Marktanteil in Deutschland wird aktuell noch immer deutlich unter dem Eigenkapital gehandelt. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten wir 3,60 Euro Gewinn pro Aktie (davon 2,70 Euro aus dem laufenden Betrieb und 0,90 Euro aus Einmaleffekten). Ein möglicher positiver Gerichtsentscheid in Sachen ANZAG-Übernahme (siehe auch Interview) würde hinkünftig den Jahresgewinn auf über 4 Euro pro Aktie katapultieren und bietet dementsprechend Kursphantasie. Die Dividende von 0,99 Euro/Aktie (der HV vom 28.6. vorgeschlagen und somit vermutlich per 29.6. ausgeschüttet) versüsst ebenfalls das Leben der Aktionäre.
In Summe sehen wir den fairen Wert von Sanacorp im Bereich von 45 bis 55 Euro pro Aktie und haben für unser Musterdepot ein erstes Kursziel von 40 Euro. Insofern halten wir die aktuellen Börsenkurse für klare Kaufkurse mit schönem Gewinnpotenzial. |
| | | 2. Sanacorp-Vorstand im Interview | | + Erfüllt SDAX-Aufnahme-Kriterien + Deutlich günstiger bewertet als MDAX-Wert Celesio + Kursziel 40 Euro (aktuell 32,80 Euro)
Um die aktuellen Entwicklungen und das Potenzial von Sanacorp (WKN 716.313, Ticker SNC3, ISIN DE0007163131) besser einschätzen zu können, befragten wir Manfred Renner, den Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens zur Marktlage, der möglichen ANZAG-Übernahme samt Plan B und den Kurschancen seiner Aktie.
DER SPEKULANT: Herr Renner, Sanacorp ist mit 13 % Marktanteil der viertgrösste Pharmagrosshändler in Deutschland. Kann man sich das so vorstellen, dass jede siebte Apotheke all ihre Medikamente bei Sanacorp bezieht oder sich jede Apotheke im Schnitt jedes siebte Medikament von Sanacorp anliefern lässt?
MANFRED RENNER: Die Belieferung der Apotheken mit Medikamenten in Deutschland durch Pharmagrosshändler hat eine sehr grosse Bedeutung. Fast 90 % der Medikamente bezieht der Apotheker über die pharmazeutischen Grosshandlungen. Durch die hohe und schnelle Lieferbereitschaft, übersichtliche und vergleichbare Konditionsmodelle sowie durch eine monatliche Rechnungsstellung profitiert die Apotheke von den effizienten Strukturen im Logistikbereich. Darüber hinaus bietet der Grosshandel dem Apotheker auch weitere Dienstleistungen, wie beispielsweise die Optimierung seiner Warenwirtschaft, an. Grundsätzlich wird der deutsche Apotheker von zwei Grosshändlern beliefert. Der Erstlieferant deckt einen Grossteil der Belieferungen ab. Der Zweitlieferant dient vor allem als Defektlieferant, das heisst, wenn der Erstlieferant das Medikament nicht vorrätig hat bzw. der Zweitlieferant schneller liefern kann. Eine deutsche Apotheke wird mehrmals am Tag beliefert. Wir haben insgesamt ca. 7.000 Kunden. Der Marktanteil bezieht sich auf unseren Umsatzanteil am Umsatz des Gesamtmarktes aller Pharmagrosshändler.
DER SPEKULANT: Aus welchem Grund sollte ein Apotheker bei Sanacorp Medikamente bestellen und nicht bei einem Mitbewerber?
MANFRED RENNER: Unsere Kundenbindungsstrategie besteht zum einen in unserem Aktionsprogramm 'meine apotheke' sowie durch die Mitgliedschaft in unserer Genossenschaft. Die Sanacorp Pharmahandel AG startete am 1. Januar 2004 mit einem eigenen Aktionsprogramm für Apotheken. Wichtigstes Anliegen des Aktionsprogramms 'meine apotheke' ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der selbständigen Apotheken unter den veränderten Rahmenbedingungen des GMG (Anmerkung der Redaktion: Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung) sowie möglicher künftiger Gesetzesänderungen entscheidend zu stärken. Darüber hinaus soll ihre selbständige Existenz gesichert werden, ohne ihre Individualität aufzugeben. Durch die Mitgliedschaft in unserer Genossenschaft (Anm. d. Red.: Die Sanacorp-Genossenschaft besitzt die nicht 6 Mio. börsennotierten Stammaktien der AG; börsennotiert sind lediglich die 2,1 Mio. Vorzugsaktien) partizipieren auch die Mitglieder mittelbar am Erfolg der Sanacorp AG. Die Mitgliedschaft ist nicht zwingend für eine Belieferung durch die Sanacorp AG. Trotzdem sind ein weitaus überwiegender Teil unserer Kunden Mitglieder der Genossenschaft. Die Sanacorp eG Pharmazeutische Grosshandlung hatte zum Bilanzstichtag des letzten Jahres 7.089 Mitglieder.
DER SPEKULANT: Welchen Vorteil bietet eine Teilnahme am Aktionsprogramm 'meine apotheke' für einen Apotheker? Welche Kosten sind hiermit für ihn verbunden und welchen Vorteil hat Sanacorp dadurch?
MANFRED RENNER: Im Mittelpunkt steht ein umfassendes Leistungspaket für die teilnehmenden Apotheken. Es reicht von differenzierten Einkaufsvorteilen bis zu umfangreichen Service- und Beratungsleistungen. Derzeit nehmen über 1.700 Apotheken an diesem Aktionsprogramm teil. Die Teilnahmekosten betragen 300 Euro im Monat. Die mit dem Aktionsprogramm verbundenen Einkaufsvorteile führen zu einer win-win-win-Situation. Sowohl der Apotheker als auch Sanacorp profitieren von verbesserten Einkaufskonditionen. Die Hersteller haben den Vorteil, dass ihre Produkte exklusiv und zentral in der Apotheke präsentiert und beworben werden.
DER SPEKULANT: Im 1. Quartal 2005 konnten Sie den Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode um +10 % auf 589,6 Mio. Euro steigern. Wie war dies mit einem deutlich geringeren Mitarbeiterstand von 1.875 Mitarbeitern per 31.3.2005 (31.3.2004: 2.043) möglich?
MANFRED RENNER: Der Rückgang der Mitarbeiterzahlen resultierte vor allem aus dem Verkauf unseres Tochterunternehmens, der Sanalog Logistik GmbH. Die von der Sanalog abgerechneten Dienstleistungsgebühren waren in den sonstigen betrieblichen Erträgen bilanziert. Der Umsatzzuwachs resultiert hauptsächlich aus dem schwachen Vorjahresquartal. Dieses war durch Sondereffekte aufgrund der letzten Gesundheitsreform beeinflusst.
DER SPEKULANT: Sie konnten im Q1 den Gewinn auf 15,1 Mio. Euro (Q1/2004: 6,7 Mio. Euro) mehr als verdoppeln. Einen grossen Einfluss auf diese Verbesserung hatte der ausserordentliche Ertrag aus dem Verkauf von Sanalog und eine im Vergleich zum Vorjahr höhere Dividende von ANZAG. Wir schätzen, dass rund 2/3 der Ergebnisverbesserung durch externe Faktoren und etwa 1/3 durch eigene operative Verbesserungen zustande gekommen sind. Wie sehen Sie dies?
MANFRED RENNER: Durch die weiterhin hohe Wettbewerbsintensität verringerte sich die Rohertragsquote gegenüber dem Vorjahresquartal. Das zufrieden stellende operative Ergebnis des Berichtsquartals konnte nur aufgrund der Umsatzzuwächse und dem verbesserten Finanzergebnis auf dem hohen Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraumes gehalten werden. Das Vorjahresquartal war sehr stark von einer abwartenden und vorsichtigen Haltung geprägt, da das GMG ganz neue Konditionsmodelle notwenig machte.
DER SPEKULANT: Stichwort ANZAG. Sanacorp besitzt 24,99 % an der Andrae-Noris Zahn AG und versucht seit mehreren Jahren eine Genehmigung von den Kartellbehörden zu bekommen, die Gesellschaft mehrheitlich zu übernehmen. Experten erwarten für Ende dieses Jahres eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf, das endgültige Klarheit bringen sollte. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
MANFRED RENNER: Der BGH hat am 13. Juli 2004 entschieden, das Verfahren an das OLG Düsseldorf zurückzuverweisen. Da die entsprechende Begründung vergleichsweise wenig umfangreich war, muss der Fall nun nahezu komplett neu aufgerollt werden. Eine erste Anhörung der Parteien fand am 20. April 2005 statt. Wir rechnen mit einem Urteil noch in diesem Geschäftsjahr.
DER SPEKULANT: Falls eine Mehrheitsbeteiligung nicht möglich sein sollte, würden Sie dann eher dazu neigen, Aktionär an ANZAG zu bleiben oder könnten Sie sich vorstellen, dem nicht in Deutschland vertretenen britischen Mitbewerber Alliance UniChem Ihre ANZAG-Aktien zu einem guten Preis anzubieten?
MANFRED RENNER: Auch für diesen Fall müssen wir uns natürlich vorbereiten. Allerdings ist es meiner Meinung nach gegenwärtig nicht der richtige Zeitpunkt, über diese Möglichkeiten noch vor einer Entscheidung des OLG in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Bitte haben Sie deshalb Verständnis, wenn ich mich hier über etwaige Möglichkeiten nicht näher äussern möchte.
DER SPEKULANT: Wie sehen Sie die Chancen für eine Aufnahme in den SDAX?
MANFRED RENNER: Nachdem sowohl die Umsätze als auch die Marktkapitalisierung der Sanacorp Aktien im Geschäftsjahr 2004 und 1. Quartal 2005 stark gestiegen sind, haben wir uns entschlossen, einen Designated Sponsor zu beauftragen. Dieser ist Voraussetzung für die Stellung einer laufenden Notierung im XETRA-Handel. Somit sind die Kriterien für die Aufnahme der Sanacorp-Aktie in den SDAX gegeben.
DER SPEKULANT: Sanacorp hat 2004 einen Gewinn von 2,94 Euro pro Aktie erwirtschaftet, plant die Ausschüttung von 0,99 Euro Dividende und hat per 31.3.2005 ein Eigenkapital von 40,60 Euro pro Aktie. Was wäre aus Ihrer Sicht eine faire Bewertung für die Sanacorp-Aktie?
MANFRED RENNER: Sicher werden Sie verstehen, dass ich hier keine fixe Zahl als Wert nennen kann. Ich teile jedoch Ihre Einschätzung, dass Sanacorp-Aktien mit Blick auf die fundamentale Situation des Unternehmens trotz der jüngsten Kursanstiege immer noch günstig bewertet sind. | Gruß Moya |