UPDATE2: Salzgitter will kanadischen Stahlkonzern Algoma kaufen
16.02.2007 -
(NEU: Analysten, weitere Hintergründe)
Von Andreas Heitker Dow Jones Newswires
DÜSSELDORF (Dow Jones)--Nach Dofasco ist ein weiteres kanadisches Stahlunternehmen ins Visier eines deutschen Konzerns geraten. Die Salzgitter AG bestätigte die Aufnahme von Gesprächen mit der Algoma Steel Inc. Das Unternehmen mit Sitz in Sault Ste. Marie ist das drittgrößte Stahlunternehmen des Landes und hat einen Börsenwert von momentan rund 1,6 Mrd CAD. Analysten begrüßten die Kaufpläne am Freitag und sagten, Algoma würde gut zu Salzgitter passen.
Beide Unternehmen hatten am Vorabend darauf verwiesen, dass sich die Gespräche noch in einem sehr frühen Stadium befinden. "Es besteht gegenwärtig noch keine Sicherheit darüber, dass die Transaktion tatsächlich stattfinden wird", erklärte Salzgitter. Auch gebe es zurzeit noch keinerlei Vereinbarungen über einen möglichen Kaufpreis.
Algoma erklärte, sollte eine Vereinbarung erreicht werden, liege der Preis wahrscheinlich unterhalb des derzeitigen Börsenpreises. An der Börse in Toronto waren die Aktien des kanadischen Unternehmens in den vergangenen Tagen auf Grund der Übernahmegerüchte deutlich gestiegen. Am Donnerstag hatten die Titel zeitweise mehr als 20% über dem Vortagesniveau gelegen, wurden später dann 14% höher bei 51,19 CAD gehandelt.
Algoma ist auf warm- und kaltgewalzte Bleche und Platten spezialisiert und beliefert vorwiegend die Automobilindustrie. "Algoma würde die Flachstahlaktivitäten von Salzgitter ergänzen und dem Unternehmen den Einstieg in Nordamerika ermöglichen", sagte Stefan Röhle, Analyst von Independent Research. Allerdings sei Algoma auch von der nordamerikanischen Automobilindustrie abhängig. Deshalb habe der Umsatz 2006 auch bei 1,94 Mrd CAD stagniert und das Vorsteuer-Ergebnis gegen den Branchentrend auf 329 Mio CAD nachgegeben. Die Vorsteuer-Marge habe aber mit 16,9% auf dem Niveau von Salzgitter Stahl gelegen.
Die Analysten der WestLB zeigten sich ebenfalls überzeugt, dass eine Übernahme von Algoma Steel in das Produktportfolio von Salzgitter passen würde. Auf den ersten Blick bestehe das Hauptrisiko in einem möglichen Bieterwettstreit im Falle eines zu wenig attraktiven Gebots von Salzgitter, hieß es.
Eine belastbare Prognose eines angemessenen Preises sei zum aktuellen Zeitpunkt kaum möglich, sagte Karin Meibeyer von der Norddeutschen Landesbank im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Sie verwies aber darauf, dass Salzgitter im US-Geschäft einen deutlichen zeitlichen Vorsprung gegenüber ThyssenKrupp bekommen könnte - sollte der Konkurrent aus dem Ruhrgebiet nicht doch noch bei Dofasco zum Zuge kommen.
Bei Salzgitter war bereits seit längerem eine Akquisition erwartet worden. Bereits bei der Vorlage des Neun-Monats-Berichts im November hatte der Konzern bestätigt, nach dem deutlichen Anstieg des Eigenkapitals die Möglichkeit von Übernahmen zu prüfen. Das Kriterium für ein externes Wachstum sei die nachhaltige Steigerung des Unternehmenswertes, hatte es damals geheißen. Das Eigenkapital von Salzgitter war auf Grund des Vallourec-Ausstiegs auf 3,31 Mrd EUR geklettert. Dies war fast der dreifache Wert gegenüber Ende 2004.
Salzgitter konnten an der Börse am Freitag trotz der positiven Kommentare zunächst nicht punkten. Bis zum Mittag verlor die im MDAX gelistete Aktie des Stahl- und Röhrenkonzerns 3% auf 101,95 EUR und war in dem Segment damit Tagesverlierer. |