Für mich zählen ja eher fundamentale Sachen, aber ich will niemanden verurteilen. Jeder macht's halt so, wie er's für richtig hält.
Rein fundamental betrachtet ist Salzgitter aber immer noch extrem günstig bewertet. Man sollte sich m. E. hier nicht von dem rapiden Anstieg der letzten Jahre täuschen lassen. Das Allzeithoch von 2007 wird wohl voraussichtlich so schnell nicht mehr erreicht, zumindest ist es fundamental nicht wirklich zu rechtfertigen. Aber dennoch ergibt für mich ganz konservativ gerechnet eine Betrachtung der Bilanz und GuV immer noch einen fairen Wert irgendwo zwischen 70 und 80 EUR pro Aktie.
Momentan sieht es ja so aus, als würde der Markt Salzgitter relativ wenig zutrauen. Das wird sich m. E. aber spätestens gegen Ende des Jahres bzw. Anfang nächsten Jahres ändern. Dann wird die weltwirtschaftliche Erholung wohl so langsam in die Gänge kommen und der letzte wird wohl schnallen, dass wir nicht in einer jahrelangen Depression festhängen sondern nur eben der Aufschwung etwas gebremst wurde, der m. E. fundamental sowieso nicht in der Form berechtigt war, wie er sich 2005-2007 abgespielt hat. Die Börse überteibt halt immer entweder nach oben oder nach unten. Wem das nicht langsam dämmert, der wird's wohl nie kapieren (wollen).
Für mich ist die Salzgitter AG eindeutig besser und breiter aufgestellt als Thyssen Krupp. Die sind zwar im Stahlumsatz größer, aber größer heißt nicht immer zwangsläufig auch besser (siehe Citigroup). Eine Eigenkapitalquote von ca. 50% spricht für mich Bände. Die hieraus resultierende geringere Abhängigkeit von Banken wird sich spätestens beim nächsten Aufschwung gegenüber den Mitbewerbern positiv bemerkbar machen. Die Banken haben es nämlich wohl noch immer nicht kapiert und vergeben ihre Kredite noch immer nur zögerlich. Das wird viele, die stark fremdfinanziert waren/sind, in Zukunft in ihren Wachstumsmöglichkeiten beschneiden.
Denke mal, dass es so langsam Zeit wird, wenn man sich noch relativ günstig mit Salzgitter-Aktien eindecken will, bevor der nächste (zwar wohl mäßigere, aber dennoch recht wahrscheinliche) Aufschwung in der Weltwirtschaft beginnen wird, an Fahrt aufzunehmen. Wer immer noch von der Bärenmarkt-Rallye redet und vom nächsten großen Absturz träumt, um doch noch ganz billig an Aktien von guten Unternehmen zu kommen, könnte sich hier eher verspekulieren als derjenige, der "averaging down" betreibt, d. h., der jetzt schon kauft und bei einem Nachgeben der Kurse nochmal nachkauft. Falls es nämlich nicht mehr richtig runtergeht, werden wieder einmal viele nur dastehen und zugucken, wie es halt immer wieder zu beobachten ist. Entweder heißt es dann aus ihrem Mund: "Aktien sind doch eh Teufelszeug. Da kauf' ich mir lieber ein neues Auto und lass' mein Haus renovieren - und für die Altersvorsorge habe ich ja noch meinen Riester-Quatsch." Oder auch: "Irgendwann stürzt doch eh alles wieder ab."
Gerade der letzte Satz mag ja stimmen. Aber man kann nur von einem Anstieg der Kurse profitieren, wenn man zuvor billig gekauft hat. Wenn man auf dem Hoch einsteigt, ist der Verlust quasi vorprogrammiert. Leider vergessen die meisten das aber immer wieder, gerade nach einem großen Anstieg, wenn doch alles so sicher und toll aussieht. Ich für meinen Teil kaufe lieber jetzt, wenn die Kanonen (noch schwach) donnern und die Unsicherheit groß ist. Dann sind nämlich in der Regel auch die Bewertungen idiotisch. Aber eher auf der Unterseite. Ein Unternehmen wie Salzgitter jedenfalls für weniger als 70 EUR je Aktie kaufen zu können, ist in meinen Augen langfristig ein Schnäppchen. Und nur langfristig zählt wirklich. Kurzfristig ist alles Quatsch. |