Zitat aus dem Aggregate-Halbjahresbericht Seite 19"
"EBITDA of €822.0 million (H1 2020 ex-Consus: €192.7 million) reflected the very strong income from the fair value increase of investment properties. The great majority of this increase resulted from the acquisition of the portfolio of 10 properties at the end of June, where an increase of over €742.5m was achieved across the 10 properties. This again demonstrates the group’s ability to successfully acquire high quality assets at attractive prices. The remaining increase in fair value from investment properties was spread across Quartier Heidestrasse and Fürst, reflecting a combination of capex spent on the projects and some tightening of yields and developer’s profit as the project progresses."
Der Löwenanteil des Gewinns stammt demnach aus dem am 30.06.2021 von der Corestate Bank gemeldeten Project "Castle"
http://corestate-bank.com/public/de/news/project-castle
Es ist das Geschäftsmodell eines Projektentwicklers, dass die von dir monierten operativen Cashflows erst nach Projektabschluss in Form von Verkaufserlösen oder Mietzahlungen erfolgen. Hier ab 2024. Dass hingegen Gewinne bereits nach Projektfortschritt zu bilanzieren sind, liegt an dem Ziel der Informationsfunktion der IFRS. Das dem handelsrechtlichen Vorsichtsprinzip entsprechende Realisationsprinzip läuft der Informationsfunktion der Rechnungslegung zuwider - weil während der Bauzeit systematisch stille Reserven gebildet würden - und ist in den IFRS daher ersetzt durch ein striktes Gebot zur Fair Value Bilanzierung von Entwicklungsprojekten. Zwecks Objektivierung der "Marktwerte" müssen die Fair Values selbstredend zu jedem Bilanzstichtag durch Gutachten eines (neutralen) Sachverständigen nachgewiesen werden. Dass bei Bewertungsfragen erhebliche Ermessensspielräume bestehen, keine Frage. Ich habe allerdings das Gefühl, dass du es dir zum Mantra deiner Investitionsentscheidungen gemacht hast, jeder anderen Person außer dir selbst per se die Redlichkeit und Gewissenhaftigkeit abzusprechen und faktisch nur dir selbst zu vertrauen.
Die Börsenwelt ist wie kaum ein anderer Wirtschaftsbereich infiltriert von Anlagebetrug, Bankrott, Bilanzmanipulation, Steuerhinterziehung und sonstigen Wirtschaftsstraftaten. Es ist allerdings ein schmaler Grat zwischen unbedingt notwendiger Vorsicht bei Investitionsentscheidungen und einer Paranoia, dass sich alle anderen Menschen kriminell verhalten...
Wenn du die Cashflow Rechnung auf Seite 30 des Aggregate-Halbjahresberichts anschaust, wirst du feststellen, dass Aggregate Holdings im ersten Halbjahr 2021 Nettozahlungsmittelzuflüsse aus Finanzierungsgeschäften (hier: Hybridkapital und Wandelanleihen) i.H.v. 1.524.502.000 € erzielt hat und dass sich (trotz Cash-Abflüssen für Investitionen i.H.v. 833.115.000 €) die frei verfügbaren Zahlungsmittel von 67.770.000 € am 01.01.2021 auf 447.505.000 € am 30.06.2021 erhöht haben.
Der "unseriösen" Aggregate Holdings SA ist im 1. Halbjahr 2021 - unter Vermittlung der Corestate Bank - also genau das gelungen, was du bei Corestate permanent in Zweifel ziehst, nämlich eine umfassende (Re-) Finanzierung bei Investoren über die Ausgabe von Hybridkapital und Anleihen.
Es herrscht Anlagenotstand... die Adler Group konnte im 1 Halbjahr 2021 mehr als 2 MRD EUR frisches Kapital über Anleihen hereinholen... und damit die bisherigen Finanzierungskosten der von Aggregate Holdings übernommenen Consus halbieren!
-> siehe Halbjahresbericht 2021 der Adler Group
Unternehmensfinanzierung ist ein elementarer Bestandteil der Unternehmenspolitik. Wer sich (wie viele Gründer) ausschließlich auf das operative Geschäft und operative Cashflows fokussiert und Bilanzstrukturen, Finanzierungskosten etc. vernachlässigt, ist in Kürze pleite.
Bekanntermaßen sind die Corestate Anleihen in einer Stückelung von 100.000 € ausgegeben. Man darf davon ausgehen, dass da überwiegend Profianleger bzw. institutionelle Investoren engagiert sind. Dasselbe gilt für die von der Corestate Bank u.a. für Aggregate Holdings strukturierten Immobilienfinanzierungen. Diese Finanzierungsprodukte richten sich an Banken, Versicherungen, Pensionsfonds etc., die in der Lage sind bzw. sein sollten, Bilanzen zu lesen und Risiken einzuschätzen.
Der dem für sich genommen vollständig zutreffenden Hinweis auf fehlende operative Cashflows und einen ausschließlich auf Bewertungsgewinnen basierenden Halbjahresgewinn implizit anhängende Verdacht, dass Aggregate Holdings SA die tatsächliche Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens im Wege systematischer Bilanzmanipulation verschleiert, beinhaltet untrennbar auch die Vermutung, dass die Gläubiger der jüngst eingeworbenen 1,5 MRD € Anleihekapital leichtfertig und ohne intensive Prüfung der Chancen und Risiken (-> due Diligence) in eine Black Box investiert haben.
Es ist leicht, einen solchen Betrugs- oder Manipulationsverdacht in den Raum zu stellen und nahezu unmöglich, diesen zeitnah und umfassend auszuräumen (Stichwort: ich will erst Zahlen und Fakten sehen..), da die in Rede stehenden Immobilien-Entwicklungsprojekte - planmäßig - erst 2024 abgeschlossen werden.
Es ist unstrittig, dass potenziell hohe Renditen in einem Wettbewerbsmarkt untrennbar mit höheren Risiken verbunden sind (-> wirtschaftswissenschaftliches Fundament: Kapitalmarkttheorie). Anleger hassen Unsicherheit... und lieben zugleich die aus Unbestimmtheit der Zukunft erwachsende Phantasie...
Ein Unternehmen, dem ich systematisch misstraue, ist meines Erachtens nach schlicht kein Investment und keine einzige Sekunde meines Lebens wert, mich mit diesem zu beschäftigen!
Und nein, ich mache keine Werbung für Corestate Aktien. Jedem, der das Corestate Geschäftsmodell nicht versteht und/oder dem Management nicht über den Weg traut, rate ich dringend von einem Investment ab!
Wie in meinem allerersten Post geschrieben, geht es mir um eine sachliche, an objektiven Fakten orientierte Auseinandersetzung über die Chancen und Risiken eines Corestate Investments. Ich bin jedem Forenteilnehmer für zusätzliche Informationen jeder Art, sachlich geäußerte Kritik, Verbesserungsvorschläge, Tipps zur Risikostreuung etc. außerordentlich dankbar.
VG |