"Gedanken eines Fachmannes" Gesendet von aragorn41 am 23 August um 10:02
Ich habe mich tatsächlich durch den vorher gehenden Thread gelesen und bin schon einigermaßen beeindruckt über die Schicksale.
Doch mir mißfällt zu dem Thema das Wort "Opfer", und dazu möchte ich ganz gerne etwas sagen. Denn den "Opfer-Schuh" hat sich ein jeder hier selber angezogen.
Vorweg: Ich bin quasi "vom Fach" und möchte anheimstellen, dass eine Internetseite zum Thema "Narzissmus" eine gute Idee ist. Ich möchte jedoch zu bedenken geben, daß (so erscheint es mir) man als betroffener Laie eine ganz andere Sicht hat, als ein Psychologe.
So empfielt es sich auch einmal in eine andere Richtung zu denken. Nämlich:
*Wieso bleibe ich Opfer?
*Wieso lasse ich das mit mir machen?
*Wieso will ich mich nicht lösen?
*Was gibt es mir, wenn ich leide?
Nicht selten findet sich hier eine Symbiose zusammen. Nämlich der destruktive Partner, hier der Narziss, und der Opferpartner, der aus irgendeinem Grund heraus sich nicht aus der krankmachenden Beziehung lösen kann oder will.
Statt dessen gründet man eine Selbsthilfegruppe und schaukelt sich gegenseitig hoch. Bis hin zur Wahrnehmungsverzerrung, daß man sogar hinter wirklich guten Beiträgen zum Thema (siehe Trugbild und co.) einen bösen narzisstischen Angriff vermutet. Mir ist aufgefallen, dass wirklich hilfreiche Denkansätze von den sog. "Opfern" als "Angriffe" fehlinterpretiert wurden, und es wahrscheinlich immer noch werden. So frage ich mich, ist manch Opfer überhaupt in der Lage zu einem normalen Gespräch? Oder braucht vielleicht auch nur der Gemüsehändler am Ende der Straße einen schlechten Tag zu haben, und wird gleich als Narziss angesehen?
Es schadet nicht, vielleicht auch einmal in die Richtung "Übertriebenes Harmoniebedürfnis" zu sehen. Schließlich hätten alle "Opfer" ja die Möglichkeit gehabt, schon viel eher einen Schlußstrich zu ziehen und aus der schmerzhaften Beziehung auszusteigen.
Was aber bewegt einen Menschen zum Bleiben? Was ist die Motivation, die Hoffnung? Was möchte man sich damit evtl. selber beweisen?
"Die Sucht gebraucht zu werden" ist ein nicht seltenes Vorkommnis. Es bringt nicht viel, sich gegenseitig evtl. (wie vorher geschehen) aufzuschaukeln, sondern bewusst einmal die andere Richtung zu schauen, nämlich in die eigene.
Und sich die Frage zu stellen: Was kann ich selber aktiv an der Verbesserung meines Lebens beitragen, statt immer wieder in die Richtung "destruktiver Partner" zu schielen.
So schön der Gedanke einer Selbsthilfeseite auch ist, so birgt er auch Gefahren. Ein Laie ist keine Fachkraft!
Aragorn
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