Aktien von Tesla oder Wirecard sind keine seriöse Geldanlage
Habe auf den Kommentar von Herrn Neuhaus mal an ihn geschrieben und folgende interressant Rückantwort erhalten :
" Sehr geehrter Herr ........ zuvorderst ein kleiner Hinweis: Bei dem Text handelt es sich um einen Kommentar. Das ist also kein nachrichtlicher Text, in dem möglichst ohne Wertung die Faktenlage wiedergegeben wird, sondern meine persönliche Meinung.
Ich weiß nicht, ob Sie den Text digital oder Print gelesen haben. Print ist er auf einer eigenen Meinungsseite als Kommentar gekennzeichnet, digital in der Stichzeile und der Rubrik ebenfalls. Im neuen Layout soll die Abgrenzung zu einem "normalen" Artikel aber noch deutlicher werden.
Nun zum Punkt: Ich persönlich habe bei verschiedenen Gelegenheiten festgestellt, dass Wirecard und Tesla unter ihren Aktionären eine relativ große Gruppe von treuen Anhängern haben, die ihr Unternehmen bedingungslos unterstützen. Damit das nicht falsch rüberkommt: Das ist auch völlig okay und super für das Unternehmen. Aus Anlegersicht bin ich nur skeptisch, ob man sich bei Investitionen auf diese Gruppe verlassen sollte.
Um die von mir gewählte Metapher der Fußballfans aufzunehmen: Natürlich kann ich einen Düsseldorf-Fan fragen, wie denn das nächste Spiel der Fortuna ausgehen wird. Ich würde basierend auf dieser Meinung nur keine Wetten darauf abschließen. Natürlich kann der Fan recht haben und ich kann mit einer richtigen Wette viel Geld verdienen. Ich halte nur das eingegangene Risiko für sehr hoch.
Um jetzt wieder zu Tesla zu wechseln, bzw. vor allem Wirecard, weil Sie‘s explizit erwähnten: Wenn jemand schon lange bei einem der Unternehmen investiert ist, hat er wahrscheinlich einen großen Buchgewinn erzielt. Ich sage auch gar nicht, dass das Geschäftsmodell meiner Meinung nach nicht funktioniert. Ich sage nur, dass ich persönlich in der aktuellen Situation keinem Anleger raten würde, in die Aktien zu investieren, wenn er auf das Geld angewiesen ist.
Die Wirecard-Aktie weist häufig hohe Handelsumsätze aus, da wird also viel gezockt. Die Aktie ist auch relativ volatil, im vergangenen Jahr hat die mehr als 20 Prozent verloren, in diesem Jahr sind sie bester Dax-Wert. Günstig finde ich die Aktie auch nicht: Wer die kauft, bezahlt das mit mehr als dem 30-fachen des Jahresgewinns. Die Aktie hat meiner Meinung nach einfach schon viel von ihrem Wachstum vorweggenommen, die Kurse sind ja viel schneller gestiegen als die Gewinne. Als Negativbeispiel, was passieren kann, wenn das Wachstum nachlässt und man die Bewertung nicht rechtfertigen kann, hat mein Kollege Ulf Sommer mal MLP und Epcos genannt: Die waren auch mal im Dax und sind dann abgestürzt.
Dazu kommt das unsichere Ergebnis der Sonderprüfung von KPMG. Es kann natürlich sein, dass die Sonderprüfung nichts ergibt, Wirecard weiter munter wächst und die Aktie ebenso. Viele Analysten sind bezüglich des Kursziels ja auch sehr optimistisch. Aber die Meinungen dazu sind am Finanzmarkt offensichtlich gespalten. Die Quote der Shortseller ist ja extrem hoch, im vergangenen Jahr haben die laut S3 Partners bei Wirecard auch mehr als 100 Millionen verdient.
Um das jetzt nochmal abschließend auf den Punkt zu bringen: Ich schließe nicht aus, dass Wirecard seinen Wachstumspfad fortsetzt. Wenn ich für meine Altersvorsorge spare, würde ich nur nicht drauf wetten, weil ich zu viele Unwägbarkeiten sehe und das beim aktuellen Kurs für eine riskante Wette halte.
Ich hoffe, ich konnte ihnen meinen Standpunkt etwas näher bringen und hoffe, dass sie dem Handelsblatt als Leser erhalten bleiben.
Mit Felix Holtermann und Christian Schnell haben wir ja zwei Wirecard-Experten in unseren Reihen."
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Neuhaus
Interressant: Mit Felix Holtermann und Christian Schnell haben wir ja zwei Wirecard-Experten in unseren Reihen. !!!!!! |