Züblin - ein Fall für Lothar Späth
von Michael Gassmann, Düsseldorf
Immer, wenn es im Ländle ein kniffliges Firmenproblem zu lösen gibt, fällt der Name Lothar Späth. Dem 67-jährigen Ex-Ministerpräsidenten, langjährigen Vorsitzenden von Jenoptik und heutigen Chef der Investmentbank Merrill Lynch traut man Kontakte und Kenntnisse zu, die Lösungen schaffen.
Lothar SpäthDas Problem des Stuttgarter Baukonzerns Züblin ist besonders knifflig. Zwischen der alteingesessenen Eignerfamilie Lenz und dem offensiven Strabag-Konzern aus Österreich ist es zum Gerangel um die Mehrheit gekommen. Über die Antwort entscheidet die Bayerische Landesbank. Sie verkauft ein Paket von 48,7 Prozent der Züblin-Aktien aus dem Erbe der insolventen Walter-Gruppe.
Die Süddeutschen kämpfen um Einfluss, Steuereinnahmen und 8000 Jobs. Die Landesregierung, Ministerpräsident Oettinger eingeschlossen, hat sich eingeschaltet. Ihr Problem: Strabag bot das überzeugendere industrielle Konzept - die Einbettung in eine breite Palette von Aktivitäten. Neuerdings kann die Stuttgarter Seite jedoch in diesem Punkt mithalten, nachdem der Anlagenbauer M+W Zander sich mit Lenz verbündet hat. Zander verfügt über bedeutende Sparten für Gebäudetechnik und -service. Hohe Margen und gleichmäßige Erträge machen dieses Geschäft in der Krisenbranche Bau begehrt.
Lothar Späth, erklärt sein Sprecher, spiele bei Züblin keine Rolle, und er habe kein Mandat. " Man kennt sich" , kommentierte ein Insider lapidar diese Auskunft. Die Wege sind kurz. Züblin-Interessent M+W Zander ist Jenoptiks Stuttgarter Tochter; ihr Chef, Jürgen Gießmann, ein alter Weggefährte Späths. Gießmann ist Stuttgarter von Geburt. Nach dem Studium in seiner Heimatstadt stieg er dort zum Chef des Maschinenbauers M+W auf, während Späth in der Südwest-Metropole als Regierungschef residierte. Als Jenoptik-Chef holte Späth Gießmann in den Vorstand nach Jena. Beide gehörten lange gemeinsam dem Aufsichtsrat des Leonberger IT-Dienstleisters Caatoosee an.
Ob Späth sich in der Rolle als Aufsichtsratschef von Jenoptik mit einem möglichen Züblin-Deal bald auch offiziell befassen muss, ist unklar, denn Jenoptik trennt sich von M+W Zander. Schon am 7. Juni entscheidet die Hauptversammlung. Die künftige Eigentümerstruktur sei offen, sagte ein Sprecher und feuerte damit Spekulationen über eine Gesamtlösung an, die die Eigentümerprobleme von Züblin und M+W Zander auf einen Schlag löst. Stuttgart erwartet einen cleveren Zug.
Aus der FTD vom 25.05.2005 © 2005 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP |