... dem Sparen einen so hohen Stellenwert einzuräumen. Hier sind nicht wenige, die sich einerseits über die Geldschwemme der EZB ärgern und sich andererseits für höhere Zinsen für Sparer aussprechen. Das Geld wurde in erster Linie nicht geschaffen, um ohne Arbeit auf dem Sparkonto weiteres Geld zu erwirtschaften, sondern um investiert zu werden und bei Warenaustausch zu "dienen". Investitionen (in die Zukunft) mehren den Wohlstand, aber in Deutschland ist Wohlstand nicht gleichbedeutend mit gemeinschaftlichem Wohlstand (z. B. eine gute Infrastruktur, gut ausgebaute und ausgerüstete Schulen, eine funktionierende Bundeswehr), sondern mit der Höhe des Guthabens auf dem eigenen Konto. Wie kann das eine gelingen, wenn man dem anderen zu viel Bedeutung beimisst? Ich spreche mich ganz klar für noch höhere Negativzinsen auf Sparbücher aus. Das Geld muss direkt oder indirekt ausgegeben oder investiert werden, damit es den Wohlstand des Gemeinwesens fördert. Die Aufgabe der Politik ist es, diesen Wohlstand "gerecht" zu verteilen. Deshalb spreche ich mich auch ganz klar für die Erhebung einer Vermögenssteuer aus (Bemessungsgrenze im 7stelligen Bereich) sowie für die (teilweise) Abschaffung der Kapitalertragssteuer. Wer an dieser Stelle zu viel verdient, wird über die Vermögenssteuer zur Kasse gebeten. Wer unbedingt sparen möchte, kann dies nur durch Finanzprodukte realisieren, die 1:1 in den Wirtschaftskreislauf zurückfließen. Machen wir das Geld wieder zu dem, was es eigentlich ist. So gesehen finde ich die aktuelle Politik der EZB gar nicht so verkehrt. Sollten die Zinsen tatsächlich irgendwan wieder auf 5% oder höher steigen, dann kann ich blind auf ein neu gebautes Haus in unserem Neubaugebiet zeigen, das in den nächsten 10-15 Jahren unter den Hammer kommt. Das wird nicht nur ein Problem für die Südländer werden, sondern für jede junge Familie, die sich auf Anraten Ihres Bankberaters hin einen günstigen Kredit für ihr überteuertes Eigenheim aufschwatzen ließ und für das noch ihre Kinder abbezahlen werden, die heute noch im Kindergarten spielen ... ... und die Deutsche Bank muss dann eben auch lernen, mit diesen vergleichsweise niedrigen Zinsen ein einträgliches Geschäft zu unterhalten. So könnte man z. B. damit anfangen, sich zukünftig nicht mehr den teuersten Aufsichtsrat im DAX zu leisten, Boni nur noch für das Erreichen "echter" Erfolge auszuzahlen und ein Limit für Spitzengehälter einzuführen. Bestimmt gibt es auch High-Performer mit einem sozialen Gewissen, denen die Höhe des eigenen Gehaltsschecks nicht ganz so wichtig ist wie das Erreichen anderer erstrebenswerter Ziele im Job. Das Hauen und Stechen um immer besser bezahlte Jobs ist doch mit ein Grund dafür, dass solche Exzesse in der Vergangenheit überhaupt möglich wurden, die die Deutsche Bank in ihre jetzige Situation gebracht haben. Die Unternehmeskultur der Deutschen Bank hat sich seit den 1990ern nicht mehr weiterentwickelt und ist dem gesellschaftlichen Wandel nicht gefolgt, weshalb sie es auch nicht schaffen wird, eine nennenswerte Rolle für die Zukunft einzunehmen. Sie ist damit auch nicht das einzige (ehemalige) deutsche Erfolgsunternehmen, das für dieses Versäumnis einen hohen Preis zahlen muss ... ... und auch die politischen Hinterbänkler mit den Pudelkrawatten sollten sich endlich den neuen Realitäten stellen, statt sich in Vergangenheitsromantik zu üben. Die Zeit läuft nicht rückwärts, daher sollten wir alle unseren Blick nach vorne richten und zukunftsorientierte Lösungen suchen, die uns allen nutzen und nicht (wie aktuell) nur wenigen Möchtegern-Eliten. |