Portrait Die Rhein Biotech-Gruppe entwickelt Verfahren für die Herstellung von Proteinen für die pharmazeutische Industrie und andere Industriezweige und stellt Proteine selbst her. Dabei werden eigene technologische Plattformen eingesetzt. Wichtigste Technologie ist ein Expressions-System auf Hefebasis (Hansenula polymorpha). Darüber hinaus verfügt die Gruppe über Erfahrungen mit anderen gentechnischen und mikrobiologischen Protein-Expressionssystemen. Geplant ist zudem die Entwicklung eigener Arzneimittel in Kooperation mit vorhandenen und potentiellen strategischen Partnern. Kooperations- und Zusammenarbeitsverträge bestehen bereits mit Hoffmann-La Röche, BASF und Knoll, Innogenetics, Korea Green Cross, Wockhardt, Laboratorio Pablo Cassarä und Vida Produtos. Die Geschäftstätigkeit der Unternehmensgruppe erfolgt maßgeblich in den Niederlanden und Deutschland durch Rhein Biotech N.V. und Rhein Biotech GmbH sowie in Argentinien, Indien und Portugal durch lokale Gemeinschaftsunternehmen.
Wie das Unternehmen im Hinblick auf die Geschäftstätigkeit weiter erläutert, haben Naturwissenschaftler zur Herstellung oder „Expression“ eines bestimmten Proteins sogenannte Protein-Expressionssysteme entwickelt. Prinzipiell sind alle Expressions-Systeme biologische Organismen. Mit jedem Expressions-System wird ein Gen zur Erzeugung des entsprechenden Proteins in eine Wirtszelle eingeschleust. Als Wirtszellen dienen Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze (einschließlich Hefen), in Kulturen gezüchtete Pflanzen- oder Tierzellen sowie die Zellen von genetisch modifizierten Pflanzen oder Tieren.
Das Expressions-System von Rhein Biotech besteht aus dem Hefestamm Hansenula polymorpha und einer Reihe geeigneter Promotoren bzw. Regulatoren. Als Promotor setzt Rhein Biotech den von Prof. Hollenberg für Unilever entwickelten und patentierten MOX-Promotor ein, für den Rhein Biotech über eine Exklusivlizenz verfügt. Ferner wird der FMD-Promotor genutzt, der von Rhein Biotech entwickelt und patentiert wurde. Mit dem MOX- und FMD-Promotor kann bei Hansenula polymorpha die Expression von Proteinen mit Glukose oder Glyzerin stimuliert werden (bei anderen Systemen mit vergleichbar hoher Produktivität ist Methanol erforderlich). Bei Hansenula polymorpha können über 100 Kopien eines Fremdgens in das Genom einer einzelnen Wirtszelle eingebaut werden, ohne daß die Proteinerzeugung instabil wird. Zudem ermöglicht es Hansenula polymorpha, geeignete unterschiedliche Gene in einem festen Verhältnis zueinander einzuschleusen, so daß verschiedene Proteine gleichzeitig erzeugt werden können.
Rhein Biotech hat nachgewiesen, daß mit Hansenula polymorpha die Expression einer breiten Palette von Proteinen möglich ist. Im oder nahe am Industriemaßstab sind bereits HBsAg, Phytase und Hirudin hergestellt worden. Darüber hinaus sind Laboruntersuchungen durchgeführt worden, um nachzuweisen, daß Insulin, aInterferon, Invertase, a-Amylase, ß-Laktamase, Zellulasen, Lipasen und Glycolatoxidase ebenfalls mit Hansenula polymorpha produziert werden können. Das Produktportfolio von Rhein Biotechs reicht von zugelassenen und bereits vertriebenen Produkten, wie den Impfstoff gegen Hepatitis B, bis zu Produkten, die sich noch in der frühen Entwicklung befinden.
Die Gesellschaft hat ihre Wurzeln in der 1985 von Prof. Cornelis Hollenberg, Prof. Hermann Sahm und Dr. Alexander Strasser gegründeten Rhein Biotech GmbH. Rhein Biotech wurde als Plattform für die Entwicklung, die Produktion und die Vermarktung neuer biotechnologischer Prozesse und Produkte ins Leben gerufen, wobei die Konzepte hierfür von den Gründern der Rhein Biotech GmbH stammten. Die Rhein Biotech GmbH erzielte anfänglich den größten Teil ihrer Umsätze aus Forschungstätigkeit für die pharmazeutische, chemische und emährungstechnische Industrie auf dem Gebiet der Hefeexpressionssysteme. Bis 1994 betrieb die Unternehmensgruppe zusätzlich zu der vertraglichen Forschungstätigkeit eine ausgiebige FuE-Tätigkeit in Bezug auf Hefeexpressionssysteme. 1994 wurde die Geschäftstätigkeit um die Produktion von Proteinen erweitert, die in pharmazeutischen Produkten sowie in Lebensmittel- und Tierernährungszusätzen angewandt werden. |