Rezession sieht anders aus!
ROUNDUP: Fed-Chef Bernanke signalisiert Zinssenkungspause in den USA 17:44 03.06.08
FRANKFURT/ BARCELONA (dpa-AFX) - US-Notenbankchef Ben Bernanke hat nach Einschätzung von Experten eine Zinssenkungspause in den USA signalisiert. "Weitere Leitzinssenkungen dürften zunächst einmal kein Thema sein", sagte HSBC-Expertin Antje Hansen am Dienstag. Auch nach Einschätzung der Commerzbank dürften weitere Zinsschritte nach unten vorerst vom Tisch sein. Ein schneller Kurswechsel der US-Notenbank hin zu Zinserhöhungen sei aber auch unwahrscheinlich, vor allem wegen der anhaltend hohen Unsicherheit an den Finanzmärkten und der Wachstumsschwäche in den USA, sagte Commerzbank-Experte Patrick Franke.
Die US-Notenbank will laut Fed-Chef Bernanke die Auswirkungen der Dollar-Schwäche genau beobachten. Der Abwärtsdruck auf den Dollar habe zu einem Anstieg der Einfuhr- und Verbraucherpreise geführt, sagte der oberste Währungshüter der USA auf einer Konferenz in Barcelona. Die Federal Reserve werde alles tun, um eine Erosion der Inflationserwartungen zu verhindern. Bisher hatte sich die US-Notenbank nicht so deutlich zur Teuerung und zum Dollarverfall geäußert.
ZINSSENKUNGEN VOM TISCH - ABER AUCH KEIN KURSWECHSEL
Wegen der anhaltend hohen Inflation und der voraussichtlichen Erholung der US-Konjunktur im zweiten Halbjahr dürften Zinssenkungen derzeit kein Thema sein, sagte HSBC-Expertin Hansen. So sollten in der zweiten Jahreshälfte 2008 das Konjunkturpaket der US-Regierung sowie die kräftigen Zinssenkungen der Fed Wirkung zeigen. Einen Kurswechsel der Fed hin zu schnellen Zinserhöhungen vermag Hansen aber nicht erkennen.
Auch Commerzbank-Experte Franke sieht einen schnellen Kurswechsel der US-Notenbank als unwahrscheinlich an. "Die Aussagen Bernankes dürften in erster Linie dazu dienen, die Inflationserwartungen zu stabilisieren." Auch habe der Notenbankchef mit einem stärkeren Fokus auf die Teuerungsproblematik ungünstigeren Inflationsdaten und wieder robusteren Konjunkturdaten Rechnung getragen. "Weitere Zinssenkungen dürften damit vom Tisch sein. Schnelle Zinserhöhungen sind aber auch unwahrscheinlich", resümierte Franke.
BERNANKE: US-GELDPOLITIK 'GUT POSITIONIERT'
Bernanke unterstrich in seiner Rede, die US-Notenbank habe den Leitzins substanziell und proaktiv gesenkt. Man sei jetzt "gut positioniert". Gleichwohl werde die Federal Reserve - falls notwendig - handeln. Seit dem Ausbruch der Hypotheken- und Finanzmarktkrise im Sommer 2007 hat die Fed den US-Leitzins um insgesamt 3,25 Punkte auf derzeit 2,0 Prozent gesenkt.
Wenngleich das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal offensichtlich positiv gewesen sei, werde es im zweiten Quartal eher schwach ausfallen, sagte Bernanke. In der zweiten Jahreshälfte könnten sich die Wachstumsbedingungen hingegen etwas verbessern, da die Zinssenkungen der US-Notenbank und Maßnahmen der Regierung ihre Wirkung entfalten dürften. Gefahren für das Wirtschaftswachstum gingen vor allem vom Häusermarkt und von den Ölpreisen aus. Die Bedingungen an den Finanzmärkten hätten sich verbessert, blieben aber angespannt.
REAKTION AN FINANZMÄRKTEN EINDEUTIG
Die Reaktion an den Finanzmärkten auf die Äußerungen Bernankes waren eindeutig: Der Eurokurs sank zum US-Dollar zeitweise um fast zwei Cent auf knapp über 1,54 Dollar. Die deutschen Anleihen weiteten ihre Kursverluste aus. Die europäischen Börsen reagierten positiv, ebenso wie die US-Börsen. Die Ölpreise gaben indes deutlich nach./bf/tw |