Hallo Zusammen,
ich recherchiere den Biodiesel/Ethanolmarkt seit März 2006 und bin immer wieder erstaunt, was sich da für ein Unsinn als "öffentliche Meinung" durchsetzt, nur weil er von den BBs gepostet wird.
Mir sind bislang folgende gängige Verfahren der Ethanolherstellung bekannt:
1) Klassische Fermentation (Gärung) mit Mais (USA) oder weizen (zB BRD) als Rohstoff. Dieses Verfahren ist das langsamste und wegen des teuren Rohstoffs auch das kostenintensivste Verfahren, was im Augenblick fast alle Hersteller, wie zB Verasun oder Xethanol oder ADM anwenden. Die Technik ist zwar verbreitet, bietet aber den geringsten Gewinn pro Liter Ethanol. Die von Ethanex so hochgelobte Fraktionierung ist eine Variante davon, die nur die nicht benutzbaren Anteile des Mais vorher aussortiert, und zB separat als Tierfutter verkauft, das eigentliche Verfahren und damit die Ausbeute pro Einheit Rohmaterial bleibt aber dieselbe.
2) Zerlegung von kohlenstoffhaltigen Abfällen mittels Plasmabrenner. Der Vorteil: Es lassen sich eine grosse Bandbreite an Rohmaterialien, d.h. auch Abfälle wie zB Holreste, Reifen, Altöl damit verarbeiten. Der Nachteil: Die Brenner produzieren sehr viel Hitze, weswegen diese Startups wie zB Nuclear Solutions oder W2Energy überlegen, gleichzeitig kleine Kraftwerke mitzubetreiben, was natürlich unerwünschte Einschränkungen beim Business als auch der Standortwahl mit sich brint. Die Technik ist ausserdem neu und noch nie kommerziell im Einsatz gewesen.
http://www.w2energy.com/
3) Die Zerlegung von Biobfällen wie Schnittabfälle mittels Enzymen. Macht zB eine Iogen in Kanada (nicht an der Börse) vorbildlich. Iogen ist kein Startup, sondern produziert längst. http://www.iogen.ca/
Mich wundert, dass das offenbar noch keiner in den USA macht. Ist zwar auch nicht schneller als Fermentation, aber wesentlich preisgünstiger und bereits am Markt.
4) Die "Plastikmüllkocher wie zB Ozmoenergie oder Clyvia
http://www.ozmoenergy.com/recycling
Diese Technik scheint mir allerdings wirklich noch nicht anwendungsreif zu sein, denn vernünftige Ergebnisse habe ich bislang noch keine gesehen. Ausserdem scheinen mir da auch ein par Betrüger am Werk zu sein (nicht unbedingt Ozmo), die es damit nicht ernst meinen, aber....ich nenne mal keine Namen.
5) Die Zelluloseverwerter, mit Hydrolyse und/oder auch Enzymen, wie zB Bluefire Ethanol (BFRE). Die Zellulose wird aus Abfällen gewonnen. Die Technik ist entgegen mancher Behauptung meiner Meinung nach reif, da sie in Pilotanlagen bereits nachweislich erfolgreich läuft. Sie wurde aber bislang noch nie kommerziell eingesetzt, worin auch das Riskiko liegt.
http://www.bluefireethanol.com/
Mais als Rohstoff ist auch in den USA politisch unerwünscht, Zellulose als Grundlage wird dagegen im Moment massiv gefördert und ist politisch erwünscht.
"CEO and President, Arnold R. Klann, announced today that BlueFire Ethanol was selected by the Department of Energy to advance to the next phase of U.S. Department of Energy (DOE) deliberations on applications for funding authorized under the Energy Policy Act (EPAct) of 2005, Section 932."
Quelle: http://www.b2i.us/profiles/investor/...esLibraryID=17975&Category=898
Die fangen erst mal mit einer Fabrik an (65 Mo Gall pA) und bekommen das Geld dafür mit der o.g. Förderung vermutlich schneller als EHNX zusammen.
Wer jetzt glaubt, BFRE ist/wird nur ne Bastelbude, der sollte sich jetzt festhalten, denn wer glaubt Ethanex kann klotzen, BFRE kanns noch besser:
"BlueFire's goal is to design, develop and construct 20 plants in the next 6 years totaling 1.5 billion gallons in production and approximately $2.7 billion in gross revenue by 2012 with earnings in excess of $1.6 billion."
--> 1,5 Milliarden Gallonen, 20 Fabriken !!! Da ist selbst EHNX noch ein Dreck dagegen.
Quelle:
http://www.b2i.us/profiles/investor/...esLibraryID=18180&Category=898
Und wer glaubt, die nimmt keiner ernst, der schaue sich mal das an:
"BlueFire Ethanol, Inc. (PINKSHEETS: BFRE) signed an LOI with Petro-Diamond, Inc. (PDI) to purchase the ethanol produced from BlueFire's first North American Biomass-to-Ethanol conversion facility located at a Southern California landfill as announced last week." "Petro-Diamond Inc. is a wholly owned subsidiary of Mitsubishi Corporation. " Die Abnehmer stehen also schon auf der Matte.
Quelle: http://www.bluefireethanol.com/investor_center.htm
Liebe BBs: Ich traue Euch durchaus was zu, wenns um Metall- oder Öl/Gasexplorer geht, aber in Sachen Biodiesel/Ethanol in USA habt ihr von Anfang bis Mitte 2006 voll geschlafen, den Trend komplett verpennt, wart stattdessen mit Metall- bzw Öl/Gasexploreren beschäftigt. Mit der Ethanex-Empfehlung seid Ihr der Zeit keineswegs voraus, sondern habt den Zug schon wieder meilenweit verpasst. Diverse Musterdepots bestätigen ja dieses Bild.
So ab Mitte 2007 werdet Ihr Startups mit genau dieser Technik (BFRE o.ä) empfehlen, weil sie immense (u.a. Kosten-) Vorteile gegenüber Fermentations-Nachzüglern wie zB Ethanex hat, und sich in den USA als der nächste erwünschte (s.o.) und deshalb wohl auch kommende Ethanol-Mainstream herausstellen wird. Mal sehen, wann bei Euch der Groschen rutscht.... Der Kurs von BFRE spricht da jetzt schon eine klare Sprache (+ 100 % in den letzten Wochen, schön langsam ansteigend und nicht gepusht, Kap trotz Startup bereits bei 84 Mio USD).
6) Fischer Tropsch
...Varianten sind wesentlich schneller als Fermantation oder Enzyme und können trotzdem billige Abfälle wie zB Holzreste zu Ethanol oder auch Diesel verarbeiten. Dieses Verfahren bedarf keiner Erprobung mehr, sonder wird bereits seit vielen Jahren kommerziell im grossen Stil eingesetzt. Sasol (südafrikanischer Ölmulti, www.sasol.com) stellt zB damit bereits seit vielen Jahren Ethanol her. Japan und Deutschland haben während des Kriegs damit mangels Rohöl bereits Benzin aus Kohle hergestellt:
http://de.wikipedia.org/wiki/BtL-Kraftstoff
Die einzigen Startups, die ich damit gefunden habe, sind Convergence Ethanol (CETH) in USA, sowie die Choren hier bei uns in der BRD.
www.convergenceethanol.com www.choren.com
Choren betreibt bereits seit längerem eine Pilotanlage, an der Shell (25%) sowie Daimler Chrysler beteiligt sind. Choren verkauft bereits Lizenzen ihres Verfahrens. Choren ist vor kurzem mit CNOOC, China's drittgrösstem Ölmulti, ein Joint Venture eingegangen, um Biosprit nach diesem Verfahren zu produzieren:
http://www.choren.com/de/choren_industries/...semitteilungen/?nid=129
Dieses Verfahren ist in meinen Augen derzeit das Non-Plus-Ultra, wenn es um schnelle (keine Fermentation, keine Enzyme), umweltverträgliche (keine riesigen Monokulturen wie in Brasilien), kostengünstige (Abfälle als Rohstoff) und politisch neutrale (keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelindustrie, keine moralischen Bedenken angesichts hungernder Erdteile) und kommerziell wenig riskante (bereits seit langem im Einsatz) Herstellung von Biosprit geht.
Ein par Zitate aus diesem Thread:
"Die Story von Ethanex sollte verfolgt werden. Obwohl einige Ethanolaktien wie z.B. Pacific Etanol jetzt schon besser laufen. Das Management von Ethanex hat verlauten lassen: Lieber etwas später im Markt, dafür aber mit der besseren Technik und daraus resultierend höheren Gewinnen. Meine Hoffnung: Das könnte vielleicht der kommende Big-Player im Ethanolbereich werden."
--->> Bigplayer: VSE hat im abgelaufenen Geschäftsjahr ca 510 Mio USD Umsatz gemacht, ADM liegt bei 37 MRD und ANDE liegt bei 1,4 MRD. EHNX soll so bei 600 - 800 Mio im Endausbau liegen - damit ist EHNX bestenfalls einer unter mehreren grossen, aber immer noch nicht der grösste.
"The tests produced greater than 22% higher ethanol yields per unit of feedstock compared to standard whole kernel corn fermentations."
-->> Dieser Satz ist ein Musterbeispiel an Falschdarstellung ! Und zwar deshalb:
"Ethanex is a new company that uses fractionation—a technique that separates corn into bran, germ and endosperm—to lower the cost of ethanol production. By only using the purer starch stream from the endosperm for fermentation, the process helps reduce energy and water needs in ethanol production. >>>Ethanex will use Delta-T’s ethanol production process<<<."
http://www.greencarcongress.com/2006/10/chevron_subsidi.html
Ethanex benutzt (nach der Fraktionierung) also der Verfahren von Delta-T zur eigentlichen Ethanolgewinung.
Über sich selbst sagt Delta T:
"We are actually a very small company..."
Quelle:
http://www.deltatcorp.com/partnerships/partnerships.htm
Nun ja, klein muss nicht unbedingt schlecht heissen. Welche Kunden und Projekte haben sie denn schon auf Ihrer Liste ?
Als ich um die Ecke bog:
http://www.deltatcorp.com/projects/project%20list.htm
...fing ich laut an zu lachen. Mann o Mann, die haben ja schon die halbe Ethanolbranche mit ihrem Verfahren bedient.
Die Liste ist zu lang, um sie hier abzudrucken. U.a. findet eine Abengoa, die Pacific Ethanol ist sogar mehrfach darin gelistet. Seitdem steht für mich fest, dass Ethanex keinen Krümel mehr Ethanol aus dem Mais herausquetscht, als andere auch, da der eigentliche Gewinnungsprozess (Verfahren von Deta T) derselbe ist, den viele Konkurrenten auch anwenden. Der einzig nennenswerte Vorteil besteht also aus dem Zerlegen der Maiskörner, also der Fraktionierung. um mit dem Verkauf der nicht brauchbaren Anteile als Nebengeschäft sowie etwas weniger Wasser- und Energieverbrauch die Gesamt-Bilanz etwas zu verbessern.
OK, wie steht es denn dann mit der Fraktionierung als angeblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz ?
Von einem US Börsenguru ist da zu lesen:
"And Ethanex is the only >>publicly-traded<< ethanol company in the market with this particular fractionation technology."
Quelle: http://www.greenchipstocks.com/print.php?id=284
...und schon der nächste Satz lässt einen aufhorchen:
"Even better – it’s not restricted to just U.S. ethanol producers either!"
Es kann durchaus sein, dass Ethanex die einzige >>börsennotierte<< Firma ist, die mit Fraktionierung an den Markt gehen will.
Wenn Ethanex die einzige Börsennotierte Firma mit Fraktionierung ist, gibt es dann vielleicht welche, die zwar Fraktionierung benutzen, aber nicht an der Börse sind ?
Ausserdem interessiert bei neuen Verfahren immer, ob es dafür schon ein Lebendbeispiel gibt. Und siehe da, wenn man den o.g. Bericht mal weiterliest:
"Ethanex is a new company that uses fractionation—a technique that separates corn into bran, germ and endosperm—to lower the cost of ethanol production. By only using the purer starch stream from the endosperm for fermentation, the process helps reduce energy and water needs in ethanol production. Ethanex will use Delta-T’s ethanol production process.
Broin Companies unveiled the first large-scale commercial implementation of fractionation in July 2005. The company had been working with Broin Fractionation—BFRAC—since 2003, and has >>>three plants using the process<<<. Broin received matching grant funds from the US Department of Energy for the development of BFRAC, and has several patents pending related to the technology."
Es gibt also schon Lebendbeispiele für diese Fraktionierung, nämlich immerhin "three plants".
Damit ist anzunehmen, dass die Ethanex die Fraktionierungsmethode der Firma "Broin" benutzt.
Und siehe da, wenn man mal "BRFAC" in die Google schmeisst: Die Firma "Dakota Gold Marketing" hat ein Patent auf diese Fraktionierung, die sich "BFRAC" nennt:
"Dakota Gold® Marketing is the marketing arm for the value-added products produced by the partner plants of the Broin Companies. Located in Sioux Falls, South Dakota, we are the largest marketer of distillers grain in the U.S. "
Quelle: http://www.dakotagoldmarketing.com/DakotaGold/info.aspx?type=1&id=17 Sieht nach einer Holding aus. Unter "Facilities"
findet man eine ganze Latte von Ethanolfabriken, 11 (in Worten: Elf !) Stück an der Zahl, schön mit Bildchen. Habe ein par davon mal nachgesehen: Die sind schon in Betrieb !
Die Holding scheint nicht an der Börse zu sein, hab zumindest nichts dazu gefunden.
Damit steht für mich fest:
1) Ethanex hat die Fraktionierung nicht erfunden und auch nicht für sich gepachtet, sondern Broin besitzt auf deren Variante (BFRAC) bereits ein Patent.
2) Ethanex ist mit Fraktionierung nicht alleine am Markt. Es befinden sich bereits mindestens 3 Fabriken (NICHT die 3 geplanten von Ethanex), vermutlich aber bereits 11 mit der Fraktionierung am Markt. Die produzieren längst damit, und sind keine Startups.
3) EHNX quetscht pro Einheit Rohmaterial keinen Krümel mehr Ethanol aus dem Mais, wie andere auch, weil sie nach Fraktionierung dasselbe Verfahren (Delta T) benutzen, wie ihre Konkurrenz auch.
Nächstes Zitat:
"Leute! Das Teil stürzt immer tiefer. Ich kann keinen objektiven, fundamentalen Grund ausmachen. Wer weiss warum sich die Aktie nicht halten kann? Ist da etwas im Busch oder verabschieden sich nun alle Spekis???"
--->> Ja, das kann ich Dir sagen: Am Jahresende haben viele Anleger verkauft, um ihre horrenden Verluste wenigstens noch gegen andere Gewinne verrechnen zu können, und fundamental betrachtet, ist mit dem in zwei Jahren wegen des hohen (und steigenden) Maispreises nicht mehr wettbewerbsfähigen Verfahren, sowie einer für Null Umsatz immer noch viel zu hohen Kap von ca 120 Mio USD hier gewaltig der Wurm drin. Die gehören m.E nach im jetzigen Zustand so in die Region 30 - 40 Mio USD.
Und letztes Zitat:
"Die Story ist einige Monate zu früh im Markt."
--->> Das dürfte der allergrösste Irrtum sein. EHNX ist damit nicht zu früh, sondern wird in 2 Jahren genau 2 Jahre zu spät damit dran sein.
Warum ?
...das erkläre ich im nächsten Posting.
Ich bin persönlich von Biosprit als emerging market überzeugt, und möchte als Long davon profitieren. Der Kandidat sollte aber:
- bereits ein Basisgeschäft, möglichst artverwandt haben, um keinen Totalausfall zu erleiden, wenn das Projekt nicht zustandekommt - kostengünstigen Rohstoff verarbeiten - ein schnelles und zukunftsfähiges Verfahren benutzen - in einer Region tätig werden, die die eine massive Ethanolabsatzsteigerung unabhängig von der Ölpreisentwicklung vorsieht (Kanada, EU), um und das Markt-Risiko (evtl. fallende Ölpreise) zu begrenzen - ein Verfahren benutzen, was bereits kommerziell erprobt ist - einen Rohstoff benutzen, der politisch oder moralisch keine Nachteile mit sich bringt - einen Rohstoff benutzen, der nicht aufgrund neuer Konkurrenz massiv im Preis steigen wird - 1000% auch noch nach Finanzierungsbedarf (Verwässerung, etc) an Kursgewinn ermöglicht
In der Biosprit-Branche sind mir so ca 60 Titel bekannt. Meine Wahl fiel auf
Convergence Ethanol (CETH www. convergenceethanol.com),
die bereits seit vielen Jahren als Ölraffinerieausrüster tätig sind (ca 9 Mio USD Umsatz), eine niedrige Kap haben (ca 13 Mio USD), und die mit Fischer Tropsch in Kanada (Kyoto-Protokoll, Mindestanteil unabhängig vom Ölpreis per Gesetz festgschrieben) aus Holzresten (massenweise dort vorhanden) in einer 110 Mio Gall Anlage Ethanol herstellen wollen. Das Grundstück für den Standort mitsamt Rohstoff für die ersten 2 Jahre dazu gehört ihnen bereits.
MfG
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