Morgen wird die Insolvenz endgültig eröffnet, d.h. bis heute 24.00 Uhr könnte man Sie theretisch noch anfechten und abwenden. Ab morgen dann ist Sie eröffnet und durch. D.h. im Klartext ab morgen ist Walter endgültig Geschichte und es geht nur noch um den Verkauf von deren Teile.
Das erscheint morgen in Die Welt! Hört sich eher schlecht an.
Bilfinger hat kaum Chancen auf Walter Bau Eigene Straßenbausparte geplant - Interesse an Tochter Dywidag Systems International von Wolf H. Goldschmitt
Mannheim - Am Tag vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens gegen die Walter Bau AG hat Deutschlands zweitgrößter Baukonzern, Bilfinger Berger, die Hoffnung auf die Übernahmen von Tochterfirmen aus der Konkursmasse nahezu aufgegeben. Vorstandschef Herbert Bodner sagte bei der Bilanzpressekonferenz zwar, sein Unternehmen sei weiterhin an der Walter Heilit Verkehrswegebau interessiert. Insolvenzverwalter Werner Schneider habe seinen Konzern allerdings derart unter Zeitdruck gesetzt, daß die kaufmännischen Grundvoraussetzungen für eine Übernahme der Sparte " praktisch nicht erfüllbar sind" . Die Chance, noch zum Zuge zu kommen, sei deshalb nahe Null. Die endgültige Entscheidung fällt der Gläubigerausschuß am 6. April.
Während an einem Einstieg bei der Stuttgarter Firma Ed. Züblin " überhaupt kein Interesse besteht" , kann sich Bodner allerdings eine Übernahme der Dywidag Systems International (DSI) von der insolventen Walter Bau AG vorstellen. An diesem profitablen Unternehmen der Dienstleistungssparte hat auch Deutschlands größter Baukonzern Hochtief Interesse angemeldet. In den kommenden Tagen starte ein Bieterwettbewerb um DIS, dessen Wert auf rund 20 Mio. Euro geschätzt wird, sagte Bodner.
Die Walter Bau AG mit rund 3900 Mitarbeitern meldete im Februar Insolvenz an. Zunächst hatte das österreichische Unternehmen Strabag für den Kauf von Teilen des Augsburger Konzerns einschließlich eines 4,9prozentigen Anteils an Züblin geboten. Bald legte der Mannheimer Baukonzern Bilfinger Berger zusammen mit der Züblin-Großaktionärsfamilie Lenz und deren amerikanischem Investmentpartner Zwirn nach und bekundete mit einer Gegenofferte Interesse vor allem an der Verkehrswegesparte. Laut Bodner habe das Gebot für Walter Heilit sowie zwei kleinere ausländische Straßenbaufirmen rund 95 Mio. Euro betragen. Strabag soll eine ähnlich hohe Summe geboten haben.
Nach Auskunft des Bilfinger-Chefs will der Konzern rasch eine eigene Straßenbausparte auch in Deutschland aufbauen. " Angesichts des gewaltigen Nachholbedarfs an Infrastrukturprojekten in unserem Land" erscheine dieser neue Zweig inzwischen auch für die Privatwirtschaft erfolgversprechend. " Der Aufbau unserer eigenen Straßenbausparte erfolgt jedoch unabhängig davon, ob der Erwerb von Walter Heilit möglich ist" , zeigte sich Bodner gestern kampfbereit.
Bilfinger Berger geht für das laufende Geschäftsjahr von einem Wachstum der Leistung auf 6,5 Mrd. Euro (2004: 6,1 Mrd. Euro) und einem " erheblichen Anstieg" beim Ergebnis aus. Die Dividende für 2004 soll ein Euro je Aktie betragen. Bis 2007 will Herbert Bodner bei einer Kapitalrendite von elf Prozent eine Verdoppelung des Konzernergebnisses auf mindestens 100 Mio. Euro schaffen. Wichtigster Baustein bleibt der Dienstleistungssektor. Diese Sparte trage bei etwa 30 Prozent Leistungsanteil bereits in diesem Jahr rund 60 Prozent zum Gesamtergebnis bei. Die jüngste Akquisition des Babcock Borsig Kraftwerksservice werde allein 400 Mio. Euro zur Leistung des Baukonzerns beitragen.
Artikel erschienen am Fr, 1. April 2005 |