ich habe nicht dort gelebt, ich war seit dem kleinkindalter 2x jährlich dort und hatte über meine gleichaltrige Cousine einen guten "Systemvergleich".
Wenn du mir sagst, dass es ausser der Reisefreiheit nichts zu bemängeln gab, muss ich dir definitiv widersprechen. Abgesehen davon, dass es bei der Freiheit nicht nur um die Reisefreiheit, sondern um die Niederlassungsfreiheit -die Möglichkeit zu gehen- ging - das Volk wurde doch klein und still gehalten, es war jeder Querdenker, Querläufer, jeder Widerspenstige, jeder Nichtmitläufer zumindest suspekt, wenn nicht realen Repressalien und Schnüffeleien ausgesetzt. dann der Fahnenappell und der teils militante Stil in Schule und FDJ, der Disput um Wehrkundeerziehung, die politische Frühindoktrination, das eingehämmerte Feindbild (Klassenfeind), die konsequente Untergrabung des Kontakts zu Ausländern im allg. und zu westlichen Besuchern im bes., die stetige Zensur, das Grenzregieme, der Terz um Konfirmation/Jugendweihe, den Zuständen bei "der Fahne", der alltägliche Mangel, ganz egal ob man Sofas, Türen, Wandfliessen, Wandfarbe oder Südfrüchte kaufen wollte - ich glaube am allermeisten hätten mich diese stetigen Lügen genervt, dieses Leugnen der Realitäten von Bautzen, Schiessbefehl, Zensur, Bevormundung, sogenannten "Wahlen", Mangelwirtschaft und immer denselben Fressen an der Spitze ... ich weiss, dass man da auch leben konnte und dass es natürlich besser war als Rumänien - aber ganz ehrlich: das war doch eine dumpfe Scheinwelt ohne Aussicht auf Veränderung und allenfalls mal Ferien im FDGB-Heim. |