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Auch am Fondsgeschäft der WestLB geht die Subprime-Krise nicht spurlos vorbei. Foto: dpa |
DÜSSELDORF. „Der Fonds hat keine Positionen in US-Subprime-Immobilien. Gleichwohl hat sich die Liquiditätskrise auch auf den europäischen Markt für Asset Backed Securities übertragen“, kommentierte Fondsmanager Andre Schlingenloff die Schließung. Es seien vor allem institutionelle Anleger in den Fonds investiert, der Anteil von Privatkunden ist nach Angaben von WestLB Mellon „verschwindend gering“. Per Ende Juni verwaltete der Compass ABS Fund 235 Millionen Euro
In den vergangenen Tagen hatte der als geldmarktnah vertriebene WestLB Mellon Compass ABS Fonds 2,4 Prozent an Wert verloren. Gleichwohl erwarten die Verwalter von WestLB Mellon, einem Joint Venture der WestLB AG und Mellon Financial Corporation, dass es sich dabei nur um ein vorübergehendes Minus handelt, das der Fonds wieder aufhole, sobald sich die Liquiditätslage im Markt für ABS wieder beruhigt habe.
„Aufgrund der Liquiditätssituation am Markt können wir die fundamental angemessene Bewertung des Fonds nicht mehr sicherstellen. Die Aussetzung der Rücknahme der Anteilsscheine erfolgte daher vor allem im Interesse der Investoren“, kommentierte Uwe Fuiten, Geschäftsführer Publikumsfonds und Investment Management von WestLB Mellon Asset Management.
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Bild für Bild: Wie es zur Subprime-Krise kam
<!--/nodist-->Mit ähnlichen Begründungen hatten in den vergangenen Tagen bereits Frankfurt Trust, Union Investment, HSBC und Axa entsprechende Fonds im Volumen von insgesamt gut 2,1 Mrd. Euro von der Anteilsrücknahme ausgesetzt. „FT ABS-Plus“ von Frankfurt Trust verwaltete zuletzt rund 160 Mill. Euro. Zuvor hatten Union Investment, HSBC und Axa entsprechende Fonds im Volumen von insgesamt gut 1,9 Mrd. Euro stillgelegt. „Bei den ABS-Anleihen ist die Welt nicht mehr dieselbe wie vor ein paar Monaten“, sagt Frank Cerveny, Analyst bei der DZ Bank.
„Die Liquidität der vielen Fonds zugrunde liegenden ABS-Strukturen ist in den vergangenen Wochen versiegt und hat die Spannen zwischen An- und Verkaufspreisen drastisch ausgeweitet“, sagt Dominique Linder, Fondsmanager bei Allianz Global Investors. Dies sei zwar fundamental unbegründet, „doch die hohen Spannen schrecken Käufer wie Verkäufer gleichermaßen ab“.
<!--nodist-->Lesen Sie weiter auf Seite 2: Es dürfte nicht die letzte Schließung gewesen sein.
<!--/nodist-->Die Investmentgesellschaften wiederum müssen trotz des nunmehr illiquiden Handels täglich einen Nettoinventarwert für die Fondsanteile veröffentlichen. Bei massiven Mittelabflüssen müssen sie dann aus den Fonds Bestände verkaufen.
Das ist um so schwieriger für die Verwalter, je höher der Anteil der nunmehr illiquiden ABS-Strukturen ist. Reinrassige ABS-Fonds können ihren Bestand bei massiven Abflüssen durch Fondsanleger daher nur mit kräftigen Abschlägen verkaufen. Dem versuchen die Gesellschaften mit den Fondsschließungen zu begegnen, die prinzipiell dem Schutz der Anleger dienen. Der „FT ABS Plus“ hatte zuletzt eine Liquiditätsreserve von 17 Prozent, die jedoch nicht ausreichte, um die Verkäufe der verunsicherten Halter aufzufangen.
Auslöser für die Skepsis gegenüber den strukturierten Anlagen ist die sich immer mehr zuspitzende so genannte Subprime-Krise um bonitätsschwache US-Hypothekenschuldner. Auch deren Kredite sind über forderungsbesicherte Anleihen weitergereicht worden und haben einen Großteil ihres Wertes verloren. Über Spekulationen mit diesen Anleihen sind bereits Hedge-Fonds und zuletzt auch die deutsche Mittelstandsbank IKB gestolpert.
Auch zahlreiche Geldmarktfonds mischen ABS-Strukturen bei, um höhere Renditen im Vergleich zum Geldmarktsatz zu erzielen. Diese Praxis stößt jetzt bei Fachleuten auf Skepsis. „Geldmarktfonds werden als besonders sichere Investments vermarktet, und es zeigt sich, dass diese Vermarktung zweifelhaft ist, wenn ABS-Papiere enthalten sind“, sagt Dirk Sönholz, Partner bei Feri Institutional Advisers.
Die aktuelle Kursentwicklung anderer als der jetzt geschlossenen ABS-Fonds deutet auf weitere Schwierigkeiten hin. So verlor der „Parvest Dynamic ABS“ von BNP Paribas binnen zehn Tagen knapp fünf Prozent an Wert. Er zählt mit einem Volumen von 1,3 Mrd. Euro zu den größten seiner Klasse.
Die Börsen Berlin und Hamburg kündigten auf Nachfrage an, den Börsenhandel mit den inzwischen geschlossenen ABS-Fonds am Dienstag fortzusetzen. Maßgeblich für die Kurse seien dann allerdings lediglich Angebot und Nachfrage, da keine Nettoinventarwerte mehr für Makler vorliegen.