Klar, die 83,5 Mio EBITDA-Verlust sind natürlich mehr als 30 M€ Ertrag. Die aktuellen Entwicklungen sehe ich trotzdem ähnlich wie cidar recht positiv. Haas von Telefonica betont ja nochmal an jeder Stelle "Beide Seiten haben Zugeständnisse machen müssen", das klingt erstmal danach, dass man zumindest von beiden Seiten ohne allzu großen Gesichtsverlust aus dem Streit raus gehen kann, und dann endlich die Zukunft planen kann. Zum status quo erstmal 60 Mio pro Jahr gespart, plus zukünftig sinkende Einkaufspreise.
Es zeigt vor allem auch, dass RD nicht der streitsüchtige Holzkopf ist, als der er hier im Forum oftmals dargestellt wurde, sondern er hat sich zu Recht! gegen eine überzogene Forderung gewehrt, die ein verzweifelter Konkurrent ihm vor den Latz gehauen hat, um seinen Eintritt als Netzbetreiber zu erschweren. Man muss hier halt auch endlich sehen, dass Drillisch inzwischen ein ernst zu nehmender Konkurrent als Nummer 4 im deutschen Mobilfunkmarkt ist, das ist eine ganz andere Situation als wenn man ein paar Krümel an die kleine Drillisch von PC abgibt (die einem eh nicht gefährlich werden kann) um sein Netz damit besser auszulasten.
Die großen Anbieter haben einen Nachteil, und das sind die Kostenstrukturen. Nicht nur haben sie veraltete Infrastruktur für Milliarden, die sie bald nicht mehr gebrauchen können, sie haben in den letzten 20 Jahren auch 50+ Milliarden für Lizenzen bezahlt, die auslaufen oder nicht mehr genutzt werden. Und dann kommt da so ein neuer Anbieter, der zwar kein Schnellboot mehr aber eine moderne Fregatte mit bester Raketentechnik ist, und treibt die alten Schlachtschiffe in die Enge. Dass die da nicht kampflos aufgeben und ihre Muskeln spielen lassen, sowohl durch ihre Verbindung zur Regierung und BNA, als auch durch entsprechendes Verhandlungsgebahren und Medienberichte mit Verunglimpfungen, das ist doch klar. Das würde ich genauso machen.
Jetzt haben wir endlich das Signal, dass es weiter geht, und die hoffentlich schon vorbereiteten Verträge mit den Netzausrüstern und Standorten können vorrangetrieben werden. Das Ausbauziel bis 2022 sollte machbar sein, wenn die Technik schnell geliefert wird.
Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Kritikpunkte: Ich bin mir nach wie vor unsicher, wie Leistungen innerhalb des UI Konzerns verrechnet werden, das bietet imho einfach zu viel gestalterischen Spielraum z.B. in Richtung Versatel. Ich glaube auch nicht, dass wir die nächsten 2-4 Jahre hier nennenswerte Dividende sehen, obwohl der Spielraum eigentlich da ist. Ich hoffe, dass hier das Geld sinnvoll eingesetzt wird und nicht nur um Kredite zu 0,3% für Infrastrukturinvestitionen zu vermeiden. Die PR sind leider auch eher enttäuschend bisher. |