Die WELT vom 23.07.2000
IVU neuer Logistik-Auftrag (30 Mio. DM) in Zusammenarbeit mit Daimler-Chrysler Siemens und BMW...
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Stauwarnung aus dem Internet
Von Uta Alexander
Staus, Umleitungen, Ausfälle bei Bus und Bahn. Die Berliner müssen in der Stadt immer öfter Verzögerungen einkalkulieren. "Bald wird alles besser", verspricht Jürgen Klemann, Senator für Bauen, Wohnen und Verkehr. Er kündigt den Aufbau einer Verkehrsmanagementzentrale (VMZ) an, die schnell und sicher durch den Großstadtverkehr leitet. Ein Traum in einer Stadt, die schon eine grüne Welle schwer in den Griff bekommt. Die Leitstelle soll von einem Betreiberkonsortium aus Daimler-Chrysler Services (debis), Siemens und gedas telematics verwirklicht werden. Zur Gesellschaft, die mit dem Systemaufbau betraut wurde, gehören unter anderem die BMW AG München, die IVU Traffic Technologies AG Berlin und das Zentrum für Logistik und Verkehrsplanung. Die BVG wird voraussichtlich noch dazukommen. "Entsprechende Beschlüsse des Aufsichtsrats liegen schon vor", so der Senator. Das Land Berlin stellt innerhalb der nächsten drei Jahre 30 Mio. DM als Anschubfinanzierung für das Projekt zur Verfügung.
In schnellen Rechnern sollen nach den Vorstellungen der Verkehrsplaner alle relevanten Daten wie Güterverkehr, Staumeldungen und Fahrpläne zusammenfließen. Siemens ergänzt das bereits vorhandene Netz von Sensoren an Verkehrsknotenpunkten um rund 150 Stück. Alles mündet in Meldungen über Verkehrslage, Prognosen, individuelle Routenvorschläge und dynamische Passagierinformationen. "Die Daten können per PC aus dem Internet abgerufen, über Telefon erfragt, in Radio und Fernsehen abgehört, per Fax abgerufen oder von Autonavigationssystemen abgelesen werden", erläutert Michael Rummel, Geschäftsführer der debis Mobility Services. Für Störfälle werde eine VMZ-Hotline geschaltet. An Berliner Ausfallstraßen werden 30 große Informationstafeln auf problematische Verkehrssituationen hinweisen und Alternativen nennen.
Die Vertragsunterzeichnung zwischen Senat und Konsortium steht kurz bevor. Bis zur ersten Ausbaustufe wird es noch neun Monate dauern. Anfang 2000 soll auch der erste bezahlte Zusatzdienst installiert sein, mit dem man sich eine individuelle Streckenführung zusammenstellen lassen kann. Später soll der hochautomatisierte Service bis hin zur Empfehlung von Hotels, Restaurants oder freien Parkplätzen gehen. Damit wird die Verkehrsmanagement-Zentrale eigenes Geld erwirtschaften. "Berlin besitzt zwar hohe Kompetenz im Bereich Telematik und Verkehrslogistik, aber es ist noch keine Anwenderstadt", so Senator Klemann. Die VMZ sei für Berlin ein Schritt hin zum Verkehrskompetenzzentrum von Weltrang.
Wo die Zentrale sich befinden soll, steht noch nicht fest. Im Gespräch sei der Flughafen Tempelhof, wo bereits Rechner- und Netzstrukturen vorhanden sind, so Klemann. Neben bis zu 20 Beschäftigten in der Zentrale seien bis zu 50 Mitarbeiter erforderlich, die die Sensoren an Verkehrsknotenpunkten warten.
Der Senator verspricht sich von dem Projekt, daß die Bürger verstärkt zum öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Berlin habe eine ungewöhnlich gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur. Ihre Vernetzung schaffe mehr Mobiliät und sei damit wichtiger Standortfaktor.
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